Apothekenkosmetik

Die PTA im Douglas-Store Katrin Gehrendorf, 27.09.2018 10:34 Uhr

Berlin - 

Kosmetik ist ihre Leidenschaft – deswegen arbeitet sie jetzt im ersten Douglas Pro Store in Hamburg – als PTA. Weil aus Sicht der Parfümeriekette Schönheit und Gesundheit „immer mehr zusammen wachsen“, wurden für das neue Konzept auch Mitarbeiter mit pharmazeutischem Hintergrund gesucht. Die Apotheke nebenan ärgert sich über die neue Konkurrenz.

Bei der gestrigen Eröffnung des Douglas-Pilotshops in Hamburg-Eppendorf mit Fotowand und Promisternchen war das Interesse der geladenen Gäste an der Apothekenkosmetik noch überschaubar. Im Mittelpunkt standen die Naturkosmetik und dermatologischen Nahrungsergänzungsmittel.

Der Fokus liegt auch räumlich nicht auf den „Apothekenprodukten“, die in einer rückseitigen Wand des Ladens hinter der Kasse präsentiert werden. Das Sortiment ist weder besonders breit noch tief. Vertreten sind aber prominente Marken, unter anderem Eucerin, Vichy, La Roche-Posay und Nuxe – nach Bekunden der Hersteller gegen deren Willen.

Dafür zuständig ist ab sofort eine PTA, deren Namen aber auf Wunsch ihres Arbeitgebers nicht veröffentlicht werden soll. Auf den Namensschildern ist übrigens auch keine Berufsbezeichnung angegeben. Mit dem Bezug der Ware oder Auswahl der Produkte hat das Personal im Store nichts zu tun, das ist Sache der Konzernzentrale. Da es sich nicht bei allen Marken um offizielle Bezugswege handeln dürfte, ist auch für das Team im Laden nicht klar, wie lange die einzelnen Apothekenmarken im Sortiment bleiben. Ein allzu lückenhaftes Sortiment kann sich Douglas schließlich gegenüber den Kunden auch nicht leisten.

Die PTA arbeitet schon länger für Douglas – bislang allerdings parallel zur Anstellung in einer Hamburger Apotheke. Die heute 32-Jährige hatte im Winter 2014 bei der Parfümeriekette als Aushilfe im Weihnachtsgeschäft angefangen. Wegen ihrer Affinität zur Hautpflege und Kosmetik gefiel ihr das neue Konzept. Sie entschied sich, die Apotheke nach zehn Jahren zu verlassen und in Vollzeit bei Douglas zu arbeiten.

Im neuen Store ist ihre Expertise derzeit noch besonders gefragt: Sie ist die Einzige, die sich mit den Apothekenmarken auskennt. Da auch derzeit die Maßnahmen zur Schulung der Produkte unklar ist, versucht sie, ihre Kolleginnen mit den Marken vertraut zu machen. Douglas hatte seit Mai gezielt nach Apothekern und PTA gesucht. Angeblich hat eine Apothekerin den Vertrag ebenfalls schon unterschrieben. Bei der gestrigen Eröffnung war sie allerdings noch nicht mit von der Partie.

Dafür waren einige Promis aus TV, den sozialen Medien und der Modelbranche zur feierlichen Eröffnung erschienen: Moderator Jochen Schropp posierte vor der Fotowand mit Ex-Topmodel Juror Armin Morbach. Gefeiert wurde mit Popcorn und Collagen-Sekt. Nur das Wetter wollte nicht so recht mitspielen, aber das muss man bei einer Eröffnung in Hamburg wohl immer in Kauf nehmen.

Der Store entspricht von der Größe etwa einer mittleren Centerapotheke, wirkt steril. Eine große Mittelinsel mit Handwaschbecken und Spiegeln dominiert, Douglas bietet im Shop auch Kosmetikanwendungen. Freistehende Regale und große Fensterfronten sollen das junge, moderne Konzept vermitteln. In den Regalen sind vor allem hochpreisige Kosmetik und unzählige Nahrungsergänzungsmittel zu finden. Mit einer warmen Beleuchtung soll Gemütlichkeit vermittelt werden. Ob sich das Hygge-Konzept der dänischen Gemütlichkeit tatsächlich einstellt, ist wohl Geschmacksache.

In ihrer Instagram-Story verkündete Konzernchefin Tina Müller bereits, dass sie weitere Stores dieser Art eröffnen wird. „Wir haben pro Quartal über eine Million Suchanfragen zu Apothekenkosmetik“, sagte sie dem Manager Magazin. „Das können und wollen wir nicht ignorieren.“ So wird auch weiteres pharmazeutisches Personal gesucht: Douglas wünscht sich PTA mit „großem Interesse an Lifestyle und aktuellen Trends“. Geworben wurde unter anderem mit „geregelten Arbeitszeiten ohne Not- und Bereitschaftsdienste“.

Angesichts des Fachkräftemangels dürfte das die umliegenden Apotheken fast mehr ärgern als das Kosmetiksortiment. In der Goerne-Apotheke, die in direkter Nachbarschaft zum Pilotstore liegt, bangt man dennoch um die eigene Kundschaft. Die Apotheke gibt es seit den 60er-Jahren. Dort glaubt man nicht an die Loyalität der Hersteller.