Rezeptservice

Vitabook: Boni vom Bestellportal Marion Schneider, 16.05.2018 18:10 Uhr

Berlin - 

Das E-Health-Portal Vitabook hat ein sogenanntes E-Rezept eingeführt. Dabei handelt es sich aber nicht um ein elektronisches Rezept, sondern um ein Folgerezept aus Papier, das vom Patienten online angefordert wird. Das Unternehmen lockt seine Kunden mit einem Bonus von bis zu 15 Euro.

Der Patient kann auf Vitabook seinen Wunscharzt auswählen, der das Rezept ausstellen soll. Außerdem wird eine Apotheke ausgewählt, die das Rezept beim Arzt abholen und das Medikament bestellen soll. Wählt der Patient eine der angeblich mehr als 500 Partnerapotheken, kann er sich das Medikament anschließend sogar noch nach Hause liefern lassen. Grundsätzlich könnten alle Ärzte und Apotheken angegeben werden, heißt es von Vitabook. Ob die betroffenen Praxen und Offizinen überhaupt ungefragt an diesem Service teilnehmen wollen, erscheint fraglich.

Vitabook schickt im Namen des Patienten ein Fax an den Arzt, in dem er aufgefordert wird, das Folgerezept auszustellen. Das sei rechtlich genauso, als ob man das Rezept telefonisch anfordere, heißt es von Vitabook. Das sogenannte E-Rezept könne von den Praxen in einer ruhigen Minute abgearbeitet werden, bevor am nächsten Tag die Abholung durch die Apotheke erfolge.

Diese erhält ebenfalls ein Fax im Namen des Kunden. „Die Abholung des Rezepts beim Arzt und die Auslieferung sind ein Service, den die Apotheke für ihre Kunden erbringt“, heißt es von Vitabook. Falls die Apotheke kein Interesse daran hat, diesen unbezahlten Service zu erbringen, soll sie den Patienten anrufen und ihm das mitteilen. Viele Apotheken seien überzeugt von dem Konzept, heißt es beim Anbieter. Bevor das Rezept an den Versandhandel gehe, wollten sie lieber lokale Strukturen schaffen, um Patienten ihre Medikamente zu liefern.

Vitabook wirbt außerdem mit einem Bonus von bis zu 15 Euro je Rezeptanforderung. Für jedes Medikament auf dem Rezept, das über die Plattform bei einem Arzt angefordert und von einer Apotheke beliefert wird, erhält der Kunde vom Unternehmen 2,50 Euro. Ein Rx-Bonus sei das aber nicht, da er nicht auf das Rezept, sondern die Bestellung gewährt werde. „Finanziert werden sowohl das E-Rezept als auch der Bonus von den gesetzlichen Krankenkassen“, heißt es weiter. Privatpatienten können den Service für eine Gebühr von knapp 2 Euro im Monat nutzen.

Das Geschäftsmodell dürfte einigen Apothekern bekannt vorkommen. Vitabook-Geschäftsführer Markus Bönig verschickte bereits über sein Bestellportal Aponow ungefragt Online-Aufträge an Apotheken. Hersteller wie Klosterfrau nutzen das Bestellsystem, um Aufträge über ihre Website per Fax an Apotheken weiterzuleiten.

Bönig steht außerdem hinter dem Konzept Ordermed. Die Kooperation mit Linda (Orderlinda) endete im Streit. Später ging das Konzept, das auch für die Belieferung von Pflegeheimen genutzt wird, in Vitabook auf. Das Schwesterprodukt hat zahlreiche weitere Anwendungen und kommt mittlerweile auch in Bereichen zum Einsatz, die nichts mit der Apotheke zu tun haben.