IW-Studie

Apotheker und PTA im Gehaltsvergleich APOTHEKE ADHOC, 13.08.2019 10:46 Uhr

Berlin - 

Verdienen PTA und PKA wirklich so schlecht im Vergleich zu anderen Berufsgruppen? Sind Apotheker wirklich schlechter gestellt als andere Akademiker? Menschen vergleichen sich gerne mit ihrer Umwelt – wissen sich dabei aber oft nur unzureichend zu verorten. Das hat eine Studie im Auftrag des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) nun erneut bestätigt, bei der das Durchschnittsgehalt einzelner Personen ins Verhältnis zur Gesamtgesellschaft gestellt wurde. Wo stehen die Apothekenmitarbeiter im Vergleich?

Die IW-Studie verdeutlicht einmal mehr ein interessantes Phänomen: Die meisten Deutschen wissen nicht, wo sie sich mit ihrem Gehalt in der Gesellschaft einordnen sollen. Schon 2016 kam eine Studie der Universität Hannover zu dem Schluss, dass sich die nach Einkommen obersten 20 Prozent der deutschen Gesellschaft ihrer Position nicht bewusst waren. Ähnliches gilt für das andere Ende der Skala: Auch die Ärmsten waren sich ganz überwiegend nicht bewusst, dass sie ärmer als der Rest der Gesellschaft sind.

Ist das bei Apothekenmitarbeitern genauso? Für seine Studie hat das IW die Zahlen des sozio-ökonomischen Panels (SOEP) ausgewertet und das sogenannte bedarfsgewichtete mittlere Durchschnittseinkommen – auch bedarfsgewichtetes Medianeinkommen genannt – berechnet. 2016 betrug es in Deutschland demnach 1869 Euro im Monat. Wer diesen Nettoverdienst hat, ist nicht Durchschnitt, sondern Median: Die Hälfte der Menschen in Deutschland verdient dann mehr, die andere Hälfte weniger. Der Zusatz bedarfsgewichtet bedeutet, dass verschiedene Faktoren der Lebenswelt mit einberechnet werden, beispielsweise in welcher Konstellation man lebt, also allein oder Partnerschaft, mit oder ohne Kinder.

Einige der Ergebnisse sind wenig überraschend: So belegt die IW-Untersuchung einmal mehr die Bedeutung eines akademischen Abschlusses für das spätere Durchschnittseinkommen und verdeutlicht die schwere Lage Alleinerziehender. 75 Prozent von ihnen haben demnach weniger als das bedarfsgerechte Medianeinkommen. Ihr mittleres Einkommen liegt bei 1309 Euro netto – mit diesem Einkommen zählt man zum ärmsten Viertel der Gesellschaft. Ein Blick in die Einkommen von Apothekenmitarbeitern zeigt dabei vor allem, wie groß die Lücke zwischen Apothekern und PTA in finanzieller Hinsicht ist.

Um Näherungswerte zu finden, an denen man sich orientieren kann, empfiehlt sich sowohl ein Blick in den Tarifvertrag der Adexa als auch in den Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit (BA), der die Durchschnittseinkommen verschiedener Berufsgruppen zusammenfasst. In beiden werden die Gehälter brutto ausgewiesen, sodass auch verschiedene Steuerklassenkombinationen berücksichtigt werden können, wenn man die Zahlen in das Tool zur Einkommensverortung eingibt, die das IW im Rahmen seiner Studie bereitstellt.

So verdient ein approbierter Apotheker laut BA im Durchschnitt 4870 Euro brutto im Monat, eine weibliche Kollegin erhält mit 4297 Euro schon spürbar weniger. Ist der männliche Approbierte mit 40 Jahren unverheiratet, kinderlos und lebt allein, wird also nach Steuerklasse 1 besteuert, erhält er rund 2900 Euro im Monat. Damit gehört er bereits zu den oberen 20 Prozent der Gesellschaft. Nur 18 Prozent der Deutschen verdienen dann mehr als er, 82 Prozent sind ärmer. Seine Kollegin im gleichen Alter und gleichen Lebensumständen rangiert bereits etwas tiefer, sie gehört „nur“ noch zum meistverdienenden Viertel der Gesellschaft: Sie erhält rund 2600 Euro netto, 24 Prozent verdienen mehr als sie, 76 weniger.

Etwas anders sieht es schon aus, wenn die beiden verheiratet sind, also beide nach Steuerklasse 4 besteuert werden, und zwei Kinder unter 14 Jahren haben. Beide haben dann zwar immer noch in ungefähr gleich viel Netto vom Brutto. Dann rutscht er im Schnitt auf ihr Vergleichsniveu herab: Beide befinden sich dann am unteren Ende des oberen Viertels: 24 Prozent sind wohlhabender, 76 Prozent sind ärmer.

Nochmal ein ganzes Stück weiter oben stehen die Apothekenleiter. Die Bundesagentur weist hier keine genauen Zahlen aus, auch eine Unterscheidung nach Geschlecht wird nicht angegeben. Stattdessen steht da pauschal: Apothekenleiter verdienen durchschnittlich 5800 Euro oder mehr im Monat. Für einen 40-jährigen unverheirateten Mann ohne Kinder ergibt sich daraus bei Steuerklasse 1 ein Nettoverdienst von rund 3360 Euro. Das ist genau auf der Grenze zu dem, was das IW als „Oberschicht“ definiert: nur 10 Prozent der Bevölkerung sind dann wohlhabender, 90 Prozent sind ärmer. Alleinstehende Apothekenleiter gehören demnach zu den oberen zehn Prozent der Gesellschaft.

Doch auch Berufseinsteiger springen aus dem Hörsaal in eine komfortable Gesellschaftsschicht: 3463 Euro brutto bekommt ein Approbierter im ersten Berufsjahr laut Gehaltstarifvertrag der Adexa. Angenommen, er ist 27, unverheiratet und kinderlos, bleiben ihm knapp 2200 Euro netto im ersten Berufsjahr. Damit gehört er schon fast zum wohlhabendsten Drittel der Gesellschaft, nur 37 Prozent der Deutschen verdienen dann mehr als er – und das mit 27.

Davon können PTA nur träumen. Eine Pharmazeutisch-technische Assistentin erhält laut Tarifvertrag 2078 Euro im ersten Berufsjahr. Ist sie Anfang 20, hat sie am Ende des Monats rund 1450 Euro auf dem Konto – und befindet sich am anderen Ende der Skala. Denn als alleinstehende ohne Kinder gehört sie dann zum ärmsten Drittel der Gesellschaft, 67 Prozent der Deutschen verdienen dann mehr. Ist sie noch dazu alleinerziehende Mutter, sieht es besonders schlecht aus: Dann rutscht sie noch weiter ab. Nur 15 Prozent sind dann noch ärmer als sie.

Vor allem bei den geringen Einkommen lässt sich erkennen, welche Bedeutung den Lebensumständen zukommt. Angenommen, besagte PTA heiratet einen Mann mit vergleichbarem Einkommen und kriegt mit 27 ein Kind: Dann ist sie zwischen dem sechsten und achten Berufsjahr und verdient gemäß Tarif 2.376 Euro brutto, netto bleiben in der Konstellation rund 1620 Euro. Verdient ihr Mann genauso viel, sind die beiden zusammen zwar immer noch ärmer als die Mehrheit der Deutschen: 54 Prozent haben dann mehr. Aber zumindest sind sie einiges näher an den Median gerückt.

Im Gesamtdurchschnitt verdienen PTA laut BA 2562 Euro – 2547 Euro bei Frauen und 2859 Euro bei Männern. Bei Frauen entspricht das ungefähr dem Tarifniveau zwischen dem 9. und dem 14. Berufsjahr, Männer sind selbst im Durchschnitt noch über dem höchsten Tarifgehalt der Adexa. Angenommen also, eine PTA verdient mit 40 Jahren genau den Durchschnittslohn, ist verheiratet und hat zwei Kinder: dann bleiben ihr und ihrem Mann am Monatsende jeweils 1723 Euro netto vom brutto. Dann sind immer noch 61 Prozent der Deutschen wohlhabender als die beiden. Der männliche PTA in derselben Konstellation erhält 1892 Euro netto – er und seine Frau sind dann ärmer als 53 Prozent der Gesellschaft.