Telepharmazie

Apomap: Botendienst als Familien-Start-up APOTHEKE ADHOC, 03.12.2019 08:59 Uhr

Berlin - 

Anwendungen, die den Botendienst vereinfachen sollen, gibt es schon. Die beiden Brüder Philipp und Moritz Schäfer wollen daraus aber ein digitales Rundumpaket machen, das nicht nur die bereits von Anbietern wie CGM bekannte intelligente Routenplanung umfasst, sondern auch Telepharmazie und eine Echtzeit-Anbindung ans Kassensystem. Bis dahin müssen sie aber erst noch Warenwirtschaftsanbieter überzeugen.

Weder der eine noch der andere Schäfer ist Apotheker – dafür ihr Vater. Jürgen Schäfer betreibt die Franziskus-Apotheke in Winterberg und war nach eigenen Angaben der Ideengeber für das Produkt seiner Söhne. Das sei aus einem „Innovationstag“ entstanden, bei dem die beiden den väterlichen Betrieb nach Optimierungspotenzial abgeklopft haben. Denn Philipp und Moritz Schäfer betreiben, ebenfalls in Winterberg, die Projektentwicklungsagentur Dive Inn und wollen mit ihr nun auf dem Apothekenmarkt reüssieren.

Projektleiter für Apomap ist der vierte Schäfer-Mann im Bunde. Felix Schäfer hat diesen Herbst das Ruder übernommen und testet das Produkt derzeit mit fünf verschiedenen Apotheken, unter anderem in Darmstadt und Siegen. „Wir sind gerade in der ganz heißen Betaphase“, erklärt er. Die Zahl der Test-Apotheken könne sich deshalb auch noch erhöhen, man sei weiterhin auf der Suche nach zusätzlichen Teilnehmern. Die will Apomap mit einem umfassenden Angebot locken: Neben intelligenter Routenplanung in Echtzeit – also inklusive des Umfahrens von Staus und anderen Hindernissen – sollen vor allem die Anbindung an die Warenwirtschaft und das Angebot von telemedizinischer Beratung durch den Botendienst Erleichterungen im Apothekenalltag bringen. So soll die Apomap-Anwendung die Daten für die Zustellung inklusive Name und Anschrift des Patienten selbstständig aus den Warenwirtschaftssystemen ziehen. „Der Apotheker muss dann nichts mehr verändern“, so Schäfer.

Derzeit befinde sich Apomap in Verhandlungen mit mehreren Warenwirtschaftssystemanbietern, die ihre Schnittstellen für Apomap öffnen sollen. Die Frage sei aber nicht, ob das passiert, sondern wie. „Wir sind auf einem guten Weg, dass wir im Januar mit Schnittstellen zu allen gängigen Warenwirtschaftssystemen an den Markt gehen können“, so Schäfer. Eigentlich wäre es umgekehrt aber noch nützlicher: wenn das Botendienstsystem Buchungen automatisch in die Warenwirtschaft überträgt. Das gestaltet sich jedoch ungemein schwer, weil die Anbieter die Einspeisung von außen bisher kategorisch ablehnen.

Schäfer zeigt sich allerdings optimistisch, dass die Softwarehäuser sich auch hier überzeugen lassen. „Ich denke, das wird mit Sicherheit noch kommen“, sagt er. Statt einer automatischen Einspeisung in die Warenwirtschaft soll Apomap deshalb zur Markteinführung nur mit einer automatischen Auflistung der Endsumme arbeiten, die der Apotheker dann händisch übernimmt. Schäfer zufolge kann eine durchschnittliche Apotheke durch Apomap am Tag eine bis anderthalb Stunden Arbeitszeit einsparen. „Der Apotheker soll mehr Zeit für die Kunden haben“, sagt er.

Ein weiteres Novum soll die Telepharmaziefunktion von Apomap sein. „Der Patient kann direkt vor der Tür mit dem Apotheker in Kontakt treten“, erklärt Schäfer. Herrscht Beratungsbedarf oder hat der Kunde schlicht eine Nachfrage, kann der Bote sein Smartphone oder Tablett zücken und es ihm vor die Nase halten. Der Apotheker wird dann live zugeschaltet und kann seine Expertise beisteuern. Für die Zukunft sind weitere Features geplant, für die allerdings noch kein Einführungsdatum feststeht, darunter eine Schnittstelle zum E-Rezept sowie Kontrolle der Temperaturführung in Echtzeit.

Bezahlen kann der Kunde an der Tür bar, mit Kreditkarte oder PayPal und auch unterschreiben kann er direkt digital. Dass er die nötige Unterschrift geleistet hat, wird in Echtzeit auch in der Apotheke angezeigt – von dort aus ist immer live zu sehen, wie der aktuelle Stand der Botenfahrt ist. Mit Jahresbeginn wollen die Schäfers ihren Botendienstdienst ausrollen. Rund 150 Apotheken hätten bereits ernsthaftes Interesse angemeldet. Rund 150 Euro soll das Grundpaket im Monat kosten, je zusätzlichem Fahrer kommen 50 Euro hinzu. Eine Kündigungsfrist gebe es nicht, das Paket ist monatlich kündbar. Auch Installationskosten würden nicht anfallen. „Das kann jeder Apotheker selbst machen“, sagt Schäfer.