Franchise-Konzepte

Avie für den Nachfolger

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Berlin -

Mit 55 Jahren entschloss sich Markus Abel zum radikalen Neustart seiner Löwen-Apotheke im saarländischen Merchweiler. Damit will er sich dem Apothekensterben in seiner Region entgegen stemmen. Seinen Betrieb sieht er jetzt gerüstet für die Zukunft – auch nach ihm.

Der gebürtige Saarländer studierte in Berlin Pharmazie. Nach seiner Approbation machte er sich 1994 zunächst in Sachsen-Anhalt selbstständig. „Aus privaten Gründen kam ich 2010 in meine alte Heimat zurück und kaufte in Merchweiler eine bestehende Landapotheke“, erzählt er. Die hatte so ihre Haken und Ösen: „Die Räume waren so eng, dass wir keine Diskretion gewährleisten konnten, jeder hat mitgekriegt, was der Kunde vor ihm gekauft hat.“ Mit inzwischen Mitte 50 galt es zudem, eine Nachfolgesuche zumindest anzudenken: „Die Offizin war nicht barrierefrei und ließ sich auch nicht mehr umrüsten“, so Abel. „Es war abzusehen, dass ein eventueller Nachfolger hier keine Betriebserlaubnis mehr bekommt.“

Mitte letzten Jahres stieg er in die Planungsphase für eine „neue“ Löwen-Apotheken ein. Den neuen Standort fand er nur wenige hundert Meter entfernt. „Das Gebäude wurde komplett neu gebaut. Ich wollte ein neues Einkaufserlebnis schaffen, das ist auf dem Land leichter möglich als in den Ladenvierteln der Städte“, erläutert Abel. Alle Arbeiten gingen glatt und im Zeitplan über die Bühne.

Unerwartet legte die Telekom auf den letzten Metern noch Steine in den Weg. „Das war eine Katastrophe. Ich hatte frühzeitig mitgeteilt, dass ich am 3. April meine alte, sehr prägnante Nummer am neuen Standort brauchte. Am Eröffnungstag gab es dann kein Telefon und kein Internet“, berichtet der Apotheker. „Auf Nachfrage teilte man mir mit, dass meine bisherige Nummer erst zum 26. November wieder erreichbar wäre.“ Aus der akuten Not heraus habe er sich zum Anbieterwechsel entschlossen. „Innerhalb von anderthalb Tagen war die alte Nummer über eine Rufumleitung wieder erreichbar. Meinen alten Vertrag habe ich außerordentlich gekündigt, doch das interessiert die Telekom gar nicht, bis zum November hänge ich da noch drin.“

Mit seiner Löwen-Apotheke 2.0 ist Abel rundum zufrieden. „Ich habe uns eine große Freiwahl mit viel mehr Auswahl gegönnt. Das Ambiente in der Offizin ist angenehmer, heller und freundlicher als in der alten.“ Zu den besonderen Highlights zählt für ihn die Schallschutztechnik seines Franchisepartners Avie. „Spezielle Dämmelemente über dem HV-Tisch schlucken Geräusche. Kaum wahrnehmbare Hintergrundmusik lässt sich bei Bedarf während des Kundengesprächs direkt am Verkaufsplatz regeln“, sagt Abel. „Für Außenstehende ist die Akustik ganz abgeschnitten.“ Zwischendurch habe er sich schon gefragt, warum er sich die Plackerei eines Umzugs in seinem Alter noch antue, bekundet Abel. „Aber ich bin optimistisch, dass sich das rentiert.“

Weniger erfreulich seien allerdings die stetigen Veränderungen, denen er ausgesetzt sei. „Der Apothekerberuf macht nicht mehr so viel Spaß wie früher, die Bürokratie frisst uns auf“, beklagt Abel. „Ich durfte kürzlich an einem Seminar zur Datensicherheit teilnehmen. Wenn wir alles umsetzen, was gesetzlich vorgeschrieben ist, können wir hier gleich zuschließen.“ Auch das Apothekensterben im Saarland beobachtet er mit Sorge: „Es werden noch weitere verschwinden.“ Immerhin gebe es an Ärzten derzeit noch keinen Mangel: „Die Gegend ist dicht besiedelt, die Ortschaften gehen ineinander über, Saarbrücken ist ganz in der Nähe.“ Seinen eigenen Betrieb sieht Abel jetzt gut für eine Zukunft nach ihm gerüstet. „Ich bin noch ganz gut beisammen, grob gesagt will ich noch acht bis zehn Jahre weitermachen“, sagt Abel. „Es ist noch schön, morgens zur Arbeit zu kommen. Ich habe ein gutes Team, in dem zwischenmenschlich alles stimmt.“

Die neue Apotheke werde sehr gut angenommen. „Es gibt nur wenige, die meinen, dass früher alles besser gewesen wäre.“ Die Resonanz sei ihm wichtig, so Abel. „Etwa 70 bis 80 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Stammkunden. Die Leute haben zu ihrer Apotheke auf dem Land noch einen besonderen Draht und ein enges Vertrauensverhältnis. Wir unterstützen unsere Kunden nicht nur in Gesundheitsfragen, sondern auch bei vielen Problemen im Alltag. Das ist ein Kapital, auf das auch ein Nachfolger bauen kann.“

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