Telefonumfrage

Apothekenkunden ausgehorcht: Mitbewerber im Visier

, Uhr
Berlin -

Mehrere Kunden der Charly-Apotheke Gronau haben in den vergangenen Tagen seltsame Anrufe erhalten. Bei einer Umfrage wollte man wissen, wie zufrieden sie mit dem Ende 2018 gegründeten Betrieb seien. Doch die Auftraggeber sind nicht die Inhaber Felix und Maximilian Wiegert. Die Apotheker vermuten, dass ein Wettbewerber dahinter steckt und gehen in die Offensive.

Die Charly-Apotheke wurde im vergangenen November gegründet. In der westfälischen Stadt gibt es bereits knapp zehn Apotheken. „Wir sind sehr engagiert und haben vom Start weg den Markt aufgewirbelt, weil wir neue Ideen mitbringen“, sagt Felix Wiegert. Beratungsschwerpunkte der Apotheke sind unter anderem Haut, Phytotherapie und Mutter-Kind. Zudem gibt es einen Abholautomaten und auch bei den Öffnungszeiten präsentiert sich der Neuling flexibel. „Manche Apotheken haben die Mittagspause daraufhin gestrichen oder haben mittwochs länger auf.“

Das Interesse an dem neuen Betrieb ist offenbar groß. Denn seit Kurzem werden Kunden der Charly-Apotheke von Unbekannten angerufen und zu ihrer Meinung und ihren Erfahrungen bezüglich des neuen Betriebs befragt. Vor etwa zwei Wochen habe ein Kunde davon am HV-Tisch berichtet, sagt Wiegert. „Er bestätigte, dass er nur Gutes erzählt hat.“ Der Inhaber wies der Sache nicht so viel Bedeutung bei.

Als er vor einer Woche direkt von einem Kunden auf die Telefonumfrage der Charly-Apotheke angesprochen wurde, wunderte er sich. „Der Kunde erklärte mir, dass er unsere Apotheke in den höchsten Tönen gelobt habe.“ Es sei konkret gefragt worden, wie zufrieden er mit der Apotheke sei. Daraufhin stellte der Chef jedoch klar, dass die Anrufe nicht von ihm ausgingen.

Die Charly-Apotheke gehe sorgsam mit den Kundendaten um und rufe keine Kunden wegen einer Umfrage an, sagt Wiegert. „Wir machen keine Kaltaquise oder Wurfsendungen.“ Da die Anrufer nicht allgemein nach Vor-Ort-Apotheken gefragt hätten, geht Wiegert davon aus, dass ein Mitbewerber hinter den Telefonaten steckt. „Wir wollen keinem etwas unterstellen, aber der Schluss liegt nahe“, betont er.

Über die sozialen Netzwerke wendete sich Wiegert jetzt bewusst an seine Kunden: „Ihr wisst, dass wir euch nie mit ungefragten Telefonumfragen nerven würden“, schrieb er bei Facebook. „Einer unserer lieben ‚Mitbewunderer‘ führt seit einigen Tagen eine Telefonumfrage in unserem Namen durch. Die ist nicht von uns! Ihr dürft also gerne kommentarlos auflegen!“, heißt es.

Die Reaktionen darauf seien positiv. Zudem hätten sich weitere Kunden gemeldet, die angerufen worden seien. Wer konkret dahinter steckt, weiß Wiegert nicht. Der Aushorch-Versuch schockt die Apothekerbrüder nicht. Wiegert ist auch Jurist und war zuvor in der Industrie tätig. „Da wird mit anderen Bandagen gekämpft“, sagt er. Auch seinem Bruder, Apotheker und Betriebswirt, sei „starker Wettbewerb nicht fremd“.

Die Brüder ahnten, dass sie mit der neuen Apotheke in Gronau Wirbel erzeugen werden: „Dass der ein oder andere zu unfairen Mitteln greift, überrascht uns nicht.“ Im Gegenteil: „Wir sehen es eher als Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Wiegert ist zuversichtlich, dass er über seinen Aufruf herausbekommen wird, wer hinter den Anrufen steckt.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Mehr zum Thema
700 Quadratmeter auf Klinikgelände
Fördermittel: Apotheke bekommt 1,5 Millionen Euro
Apothekenkosmetik zum Anfassen
Mit Aktionstagen gegen Online-Apotheken
Mehr aus Ressort
ApoRetro – Der satirische Wochenrückblick
Auf CardLink folgt IrisScan: Einmal blinzeln für „bestellen“

APOTHEKE ADHOC Debatte