Briefkasten am Rathaus

Apothekerin überzeugt Kammer von Rezeptsammelstelle

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Berlin -

Im Mai schloss die letzte Apotheke im brandenburgischen Niemegk. Die Einrichtung einer Rezeptsammelstelle im Ort lehnte die Landesapothekerkammer Brandenburg ab. Das wollte Apothekerin Antje Aepler nicht hinnehmen: Die Inhaberin der Fläming-Apotheke, die im 20 Kilometer entfernten Straach liegt, legte Widerspruch gegen die Entscheidung ein und sorgte tatsächlich für einen Sinneswandel bei der Apothekerkammer.

Seit dem 16. Juli hängt am Eingangstor zum Hof des Niemegker Rathauses ein Briefkasten für Rezepte. Der Ort wurde bewusst gewählt, befindet er sich doch in unmittelbarer Nähe zu den im Städtchen ansässigen Arztpraxen, der Bushaltestelle und der ehemaligen Robert-Koch-Apotheke. Diese hatte endgültig schließen müssen, da Inhaberin Astrid Bergler trotz mehrjähriger Suche keinen Nachfolger für ihren Betrieb fand. Niemegk steht also seit Mai ohne Apotheke da.

Bürgermeister Hans-Joachim Linthe und Amtsdirektor Thomas Hemmerling bemühten sich seit Monaten um eine Lösung, die Medikamentenversorgung im Ort sicherzustellen. Unterstützung bekamen sie von Aepler, die die Fläming-Apotheke in Straach seit fast 30 Jahren leitet und stets gut über die Vorgänge im benachbarten Niemegk informiert ist. Sie stellte den Antrag auf die Einrichtung einer Rezeptsammelstelle in der Nähe der alten Apotheke. Das lehnte die Landesapothekerkammer Brandenburg jedoch ab.

Die Begründung: Niemegk lege nicht abgelegen genug und erfülle daher nicht die formalen Kriterien für eine Rezeptsammelstelle. Schließlich gebe es mehrmals täglich verkehrende Busverbindungen in die mit Apotheken ausgestatteten Nachbarorte Bad Belzig und Treuenbrietzen. Für Hemmerling geht dieses Argument völlig an der Realität vorbei: Niemegk sei ein Zusammenschluss mehrerer Dörfer und verteile sich auf einer Fläche, die größer ist als Potsdam. Nicht jeder Bewohner habe die Bushaltestelle direkt vor der Haustür, erklärte der Amtsdirektor. Gerade ältere Mitbürger stelle das „Nein“ zur Rezeptsammelstelle vor unzumutbare Probleme.

Abfinden wollte sich Aepler mit der Entscheidung der Apothekerkammer nicht. Schließlich hatte sie bereits mit einer Sammelstelle im nahegelegen Cobbelsdorf bei Wittenberg gute Erfahrungen gemacht. Die Apothekerin legte Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid ein. Das führte zu einer Prüfung der Gegebenheiten vor Ort durch die Landesapothekerkammer Brandenburg.

Und siehe da: Die Rezeptsammelstelle wurde genehmigt. „Wir hatten einer Einrichtung einer Rezeptsammelstelle zunächst nicht zugestimmt, weil die formalen Kriterien unserer Richtlinie im Falle der geschlossenen Apotheke in Niemegk nicht erfüllt waren. Nach Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten vor Ort sind wir nun aber zu dem Schluss gekommen, dass eine Abweichung von diesen Kriterien in diesem Fall gerechtfertigt ist“, heißt es in dem Statement der Apothekerkammer.

Die Erleichterung bei Bürgermeister Linthe und Amtsdirektor Hemmerling ist groß. Sie hoffen, dass die neue Rezeptsammelstelle am Rathaus von den Niemegkern auch angenommen wird. Jeden Tag um 12 Uhr werden der Briefkasten geleert und die Bestellungen in der Fläming-Apotheke von Aepler bearbeitet. Die Medikamente können in ihrer Apotheke abgeholt werden auf Wunsch nach Hause geliefert werden. Die ersten Kunden hätten das Angebot bereits genutzt, so Aepler.

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