Park-Apotheke in Bergisch-Gladbach

Der Traum von der perfekten Apotheke

, Uhr
Berlin -

Es gibt Apotheken, bei denen man als Kunde ein bisschen Atemnot bekommt: Dunkle Möbel, vollgestopfte Regale bis an die Decke, hier noch Nasenspray und dort noch der wuchtige Aufsteller mit Bonbons. Ob man hier jemals wieder rausfindet? In der Park-Apotheke in Bergisch-Gladbach kann das nicht passieren. Apotheker Jens Christian Bauer hat sich hier seinen Traum von der perfekten Apotheke erfüllt.

Draußen viel Grün, drinnen ein bisschen Grün: Das Herzstück der Offizin ist eine riesige Regal-Oase in Baumform. Schließlich ist das hier die Park-Apotheke und gegenüber ein großer Park. Schlicht und fröhlich zugleich. Weiß dominiert in der Offizin. Die Ordnung in den Regalen macht gute Laune.

360.000 Euro hat Bauer investiert und mit Architekt Carl E. Palm einen Mann engagiert, der seit einigen Jahren aus alten, in die Jahre gekommenen Apotheken elegante architektonische Hingucker macht. Palm sagt: „Ich bin seit fast zwanzig Jahren in der Apothekenbranche tätig, der erste Auftrag war eher Zufall. Die Branche funktioniert über Empfehlungen, viele Apotheker kennen sich, weil sie gemeinsam studiert haben.“

Dass der Kölner schöne Apotheken macht, sprach sich herum. „Ich bin für eine klare Formensprache. Wenn man in die Apotheke kommt, muss man ein gutes Raumgefühl haben.“ Seine Philosophie: „Eine gute Apotheke ist minimalistisch, sie besteht aus hochwertigen Materialien und nicht zu vielen Farben.“ Also kein Apfelgrün, kein Pink und nichts in Eiche-Nachbildung. Keine Teppiche und schon gar keine Spiegelrückwände: „Das ist der Klassiker von früher. Aber leider gerät die Ware in den Hintergrund.“ Eine perfekte Apotheke bedeutet für jeden Apotheker etwas anderes, aber auf zwei Punkte kann man sich architektonisch verlassen: Eine Mittelinsel lockert die Offizin auf und zu viel Ware wirkt erdrückend.

Einen Unterschied zu anderen Auftraggebern hat der Architekt festgestellt: „Apotheker sind detailbewusst. Und sie sind gute Geschäftsleute. Es ist eine interessante und anspruchsvolle Klientel, das macht Spaß.“ Modern sollte die neue Park-Apotheke werden, aber keinesfalls steril. Perfektes Licht wünschte sich Bauer, aber nicht zu viel davon. Gern ein wenig bunt, aber bitte schön dezent. Jetzt zieren LED-Bänder die Wände und Decken der Offizin, die Farben können gewechselt werden, auch die Geschwindigkeit des Farbwechsels kann der Apotheker individuell ändern. Eine hübsche Spielerei.

„Es war an der Zeit, etwas Neues zu machen“, sagt Bauer. „Die Einrichtung der alten Apotheke war zwar nicht schlecht, aber die Offizin schrie nach Vergrößerung. Wir haben jetzt eine Kasse mehr zur Verfügung und Cashguard-System für eine centgenaue Kasse. Wir haben überlegt, wie man das Maximum an Offizinfläche herausholen kann.“ Die alten Vorratsräume kamen weg, die Offizin wuchs auf rund 150 Quadratmeter.“ Eigentlich blieb kein Stein auf dem anderen, die Schubsäulen wurden entfernt. Eine Schreinerei baute die HV-Tische nach Maß. „Der Vinylboden hat Holzoptik und soll den Park widerspiegeln“, sagt Bauer.

Nur Monitore, auf denen Kunden das Angebot lesen können, wollte der Apotheker nicht: „Das wäre mir zu steril.“ Es sind schließlich Menschen, die in die Apotheke kommen. „Man soll ein Einkaufserlebnis haben.“ Die Kunden sollen sich wohlfühlen, gemütlich schlendern und natürlich auch einkaufen. Und wer länger bleibt und die hübschen Lichtspiele beobachtet, kauft vielleicht auch noch etwas dazu.

So ein Umbau ist nichts für schwache Nerven: „In der Apotheke wurde alles einmal komplett auf links gedreht“, erzählt Bauer. „Die 40 Jahre alte Elektrik wurde komplett erneuert.“ Umgebaut wurde im vergangenen Jahr bei laufendem Betrieb, von Juni bis September. Die Freude der Kunden und Mitarbeiter begeistert den Apotheker jeden Tag aufs Neue.

„Ich habe die Park-Apotheke im April 2013 übernommen“, sagt Bauer. Seitdem hatte er von einer Vergrößerung geträumt. Als Filialapotheke gehört ihm auch die Storchen-Apotheke in Köln, die seine Urgroßeltern gegründet hatten. Nachdem Palm der Storchen-Apotheke ein neues Gesicht verliehen hatte, engagierte der zufriedene Apotheker ihn auch in Bergisch-Gladbach.

Die schöne Apotheke kann man eigentlich jederzeit innerhalb der Öffnungszeiten bestaunen. Wer dies mit Architekturfans machen möchte, sollte allerdings am 23. Juni vorbeikommen. Dann ist „Tag der Architektur“ und man kann mit Gleichgesinnten fachsimpeln.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Mitte des Jahres ist Schluss
Avoxa beerdigt Apotheken Magazin
Apotheke zieht in Container
Komplettumbau wegen Beratungskabine
Notfallpläne müssen kommen
TI-Ausfall: Wo ist Plan B?
Mehr aus Ressort
Korrekturgrund 367
AOK startet Engpass-Retax
Teilbarkeit des Bruttobetrages
Pennadeln: Rundung, sonst Retax!

APOTHEKE ADHOC Debatte