Tierarzneimittel

Droncit: Nur noch auf Rezept

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Berlin -

Rx-Switches sind selten, doch jetzt trifft es Bayer: Ab heute darf das Wurmmittel Droncit (Praziquantel) nur noch auf Rezept abgegeben werden. Die Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) war bereits vor zwei Jahren geändert worden, nun ist die Galgenfrist abgelaufen. Packungen, die als apothekenpflichtig gekennzeichnet sind, müssen zurückgeschickt werden. Die Apotheken verlieren damit vermutlich eines ihrer wenigen großen Tierarzneimittel an die Praxen.

Praziquantel war für den Einsatz bei Hunden und Katzen sowie Zierfischen der Ordnungen Karpfen-, Barsch- und Welsartige sowie Zahnkärpflinge mit einem Wirkstoffgehalt bis zu 20 Gramm je Packung von der Rezeptpflicht befreit. Diese Ausnahme wurde gestrichen; der zuständige Sachverständigenausschuss hatte bereits im Juli 2014 für eine entsprechende Änderung gestimmt.

Die Chancen, dass Droncit den Apotheken als verschreibungspflichtiges Arzneimittel erhalten bleibt, stehen eher schlecht: Tierärzte stellen nur selten Rezepte aus; meist geben sie Rx-Medikamente selbst ab. In der Praxis gibt es aber mittlerweile neuartige Produkte von Firmen wie der MSD-Tochter Intervet oder der Boehringer-Tochter Vetmedica, die gegen Würmer, Zecken und Flöhe gleichzeitig wirken und beispielsweise als Kaudrops nur einmal im Monat angewendet werden müssen. Dazu kommt, dass Droncit nur gegen Gurkenkernbandwürmer und Fuchsbandwürmer wirkt.

Das Aus für Droncit in der Apotheke kostet Bayer geschätzte fünf Millionen Euro an Umsatz, von denen mehr als die Hälfte auf die Packungen à zwei Tabletten entfiel. Ein weiteres Drittel wurde mit der Spot-on-Lösung erlöst, von untergeordneter Bedeutung sind die Großpackung mit 20 Tabletten und das Gel für Pferde. Der Fokus des Konzerns lag zuletzt auf den Flohmitteln Advantage und Seresto. Das vor einigen Jahren eingeführte Halsband wirkt auch gegen Zecken, ist aber nur zur Anwendung beim Hund rezeptfrei.

Mit Antiparasitika werden nach Angaben des Herstellerverbands BF Tiergesundheit rund 150 Millionen Euro umgesetzt, das entspricht 20 Prozent des gesamten Tierarzneimittelmarktes. Der größte Teil entfällt auf Mittel gegen Flöhe, die zum großen Teil über die Apotheken verkauft werden.

Hintergrund für die Rezeptpflicht waren ordnungspolitische Erwägungen: In den vergangenen Jahren drängten einige Hersteller darauf, dass der Wirkstoff auch für andere Tiere freigegeben wird. Da im Arzneimittelgesetz (AMG) für die entsprechende Produktgruppe aber keine Apothekenpflicht vorgesehen ist, hätte die Entlassung den freien Verkauf im Fachhandel zur Folge gehabt.

Sowohl Diagnose als auch Therapie einer Endoparasitose erforderten tierärztlichen Sachverstand, so die Argumentation. Eine Gabe von Praziquantel durch den Tierhalter berge Gefahren, da eine Infektion von Hund oder Katze durch das Medikament nicht vollständig behoben werden könne. Praziquantel ist zwar gegen lebende Würmer wirksam, nicht aber gegen die Eier. Viele Tierhalter würden sich mit der Gabe des Antiparasitikums in falscher Sicherheit wiegen, so die Bedenken.

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