Hilfstaxe

Janssen-Cilag lässt Apotheker hängen

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Berlin -

Seit dem Schiedsspruch zur Hilfstaxe ringen viele Zyto-Apotheken mit den neuen wirtschaftlichen Zwängen. Einigen gelingt es, mit den Wirkstoffherstellern niedrigere Preise zu vereinbaren, um den wirtschftlichen Schaden in Grenzen zu halten. Doch nicht alle Hersteller ziehen mit. Janssen-Cilag, ein wichtiger Originalhersteller in diesem Marktsegment, erteilte Apotheker Erik Tenberken von der Kölner Birken-Apotheke jetzt eine klare Abfuhr: Die Firma ist zu keiner Preissenkung bereit.

Seit Bekanntwerden des Schiedsspruches zur Hilfstaxe habe man eine „Vielzahl“ von Anfragen mit der Bitte um Anpassung von Bezugskonditionen erhalten, schrieb Janssen-Cilag an Tenberken. Auch der Apotheker hatte zuvor beim Unternehmen nachgefragt. Infolge des Schiedsspruchs ergäben sich teils gravierende Erhöhungen der Abschläge bei der Taxierung parenteraler Zubereitungen in der Onkologie durch Apotheken. Dieser Schiedsspruch sei allerdings alleine das Ergebnis der Verhandlungen zwischen DAV und GKV-Spitzenverband. Janssen war „an diesem Prozess nicht beteiligt“ und sei auch kein „unmittelbarer Adressat seines Ausgangs“.

Man unterstütze gerne beide Seiten in der Findung von tragfähigen Lösungen. „Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir bis auf Weiteres davon Abstand nehmen, Ihre Konditionen an die im Schiedsspruch festgesetzten Abschläge anzupassen“, so das Nein der Firma. Diese Antwort ärgert Apotheker Tenberken: „Wir Apotheker haben schließlich doch die ethische Verpflichtung, unsere Patienten zu versorgen. Wir können das doch nicht ablehnen, unsere Patienten nicht wegschicken, auch wenn wir draufzahlen.“

Tenberken hätte sich von Janssen-Cilag mehr Verständnis gewünscht – so wie es bei anderen Herstellern üblich ist. „Wir lassen Sie nicht im Stich“, hätten ihm seine anderen Wirkstofflieferanten durchweg in Aussicht gestellt. Mit einigen ist er schon handelseinig geworden. Die Preise wurden gesenkt. Das betreffe vor allem Generikahersteller. Wie er jetzt mit Janssen-Cilag verfährt, hat Tenberken noch nicht entschieden. Hier kann er nicht auf Generikahersteller ausweichen. „Ich hoffe, es findet sich noch eine Lösung.“

Gegen den Schiedsspruch zur Hilfstaxe von Januar hat der DAV inzwischen geklagt. Die betroffenen Zyto-Apotheker hatten zudem Druck auf ihre Verbände gemacht und teilweise sogar mit Schadenersatzforderungen gedroht. Laut dem Schiedsspruch müssen die Apotheker den Krankenkassen unter anderem Rabatte von bis zu 83,7 Prozent auf generische Wirkstoffe gewähren. Für patentgeschützte Originalpräparate wird ein pauschaler Rabatt von 1,6 Prozent veranschlagt. Die neue Hilfstaxe gilt rückwirkend zum 1. November. Die Kassen könnten so noch Rabatte für fast drei Monate geltend machen.

Schon direkt nach der Bekanntgabe hatte der DAV mitgeteilt, dass man die Entscheidung der Schiedsstelle nicht mittrage. Die logische Konsequenz ist die Klage. „Der DAV wird gegen den Schiedsspruch zur Preisregelung von parenteralen Zubereitungen umfänglich, das heißt nicht nur bezogen auf die rückwirkende Geltung, Rechtsmittel ergreifen.“

Der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) wird sich an den Kosten beteiligen. Dem Vernehmen nach rechnen die Apotheker mit Gesamtkosten von mehr als einer Viertel Million Euro. Die Kanzlei D + B, vormals Diercks und Bohle, wurde vom DAV beauftragt. Eine Klage gegen den Schiedsspruch hat allerdings keine aufschiebende Wirkung. Damit die neue Hilfstaxe – und insbesondere die Rückwirkungsklausel – nicht greift, will der DAV dem Vernehmen nach einen Antrag auf aufschiebende Wirkung stellen.

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