Kriminalität

Autodieb besucht Apotheke nach Ladenschluss

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Berlin -

Ein rabiater Kunde holte Apotheker Hans Himpich aus Kupferzell in Baden-Württemberg abends aus seinem Büro. Er hatte kein Rezept, forderte vor der Apotheke am Markt aber Fentanyl-Pflaster. Was er nicht erzählte: Kurz vorher war er mit einem gestohlenen Auto liegengeblieben.

„Es war Freitagabend gegen halb acht, jemand klingelte Sturm. Die Apotheke war schon geschlossen, ich erledigte Büroarbeiten“, erzählt der Apotheker. Der Kunde hämmerte an die Tür, klopfte ans Fenster und rief: „Hilfe! Ich sterbe, mir geht‘s ganz schlecht!“

Himpich öffnete das Fenster und erblickte einen Mann, der verschwitzt und sehr aufgeregt war. „Er forderte Fentanyl-Pflaster und erzählte, dass sein Arzt im Urlaub sei.“ Aus Sicherheitsgründen ließ Himpich den 36-Jährigen nicht in die Offizin. „Ich riet ihm, ins Krankenhaus zu fahren, denn offensichtlich hatte er starke Entzugserscheinungen.“

Da erschien auch schon die Polizei. Weil der aggressive Kunde zuvor an einer Tankstelle in Hohebuch keine Mitfahrgelegenheit gefunden hatte, hatte er kurzerhand in Dörzbach einen VW Golf gestohlen. Die Gelegenheit war günstig, das Auto stand gerade unbeaufsichtigt vor der Halle einer Autowerkstatt. Die Fahrt dauerte allerdings nur kurz, die Polizei fand den Wagen verlassen an einer Ampel. Dort stand der Golf mit abgewürgtem Motor mitten auf der Fahrbahn.

Der Mann stand unter Methadoneinfluss. Apotheker Himpich hat Erfahrung mit Drogenabhängigen: „Früher haben wir in der Apotheke Methadon abgegeben, aber es gab so viele Probleme mit Patienten, dass die Polizei mir schließlich riet, das nicht mehr zu machen“, erzählt er. „Außerdem gab es vor einigen Jahren einen Überfall mit Messer. Da die Apotheke im Erdgeschoss ist und ich im ersten Stock wohne, erschienen immer wieder Patienten am Wochenende oder nachts mit Rezept.“

Auch in der Königs-Apotheke im niedersächsischen Cloppenburg hatte die Polizei einen ungewöhnlichen Einsatz. Unbekannte zerstörten in der Nacht zum Sonntag zahlreiche kleine, farbige und bleiverglaste Fenster. Es entstand erheblicher Schaden, dessen genaue Höhe erst am Mittwoch beziffert werden kann.

Eine Mitarbeiterin der Königs-Apotheke geht davon aus, dass es sich nicht um potenzielle Einbrecher handelte, sondern um Zerstörungswut. Die Fassade der Königs-Apotheke ist denkmalgeschützt. Den Schaden übernimmt die Versicherung.

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