Halbjahresbilanz

Nur noch 19.591: Apothekenzahl sinkt schneller

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Berlin -

Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist die Zahl der Apotheken in Deutschland weiter auf 19.591 gesunken. Das sind 157 Betriebsstätten weniger als Ende 2017. Damit hat sich der Schließungstrend beschleunigt. In den ersten sechs Monaten 2017 gaben „nur“ 143 Apotheken auf. Das hat eine Auswertung der ABDA ergeben, die auf den vollständigen Angaben der Landesapothekerkammern beruht. Im gesamten Jahr 2017 war die Apothekenzahl um 275 oder 1,4 Prozent gesunken.

Der Rückgang um 157 Apotheken ergibt sich laut ABDA aus dem Saldo von 202 Schließungen und 45 Neueröffnungen. Die Zahl der 19.591 bestehenden Apotheken setzt sich aus 15.034 Hauptapotheken und 4557 Filialen zusammen. Ende 2017 waren es noch 15.236 Haupt- und Einzelapotheken sowie 4512 Filialen.

Am stärksten war der Rückgang gemessen an der Gesamtzahl der Apotheken in Baden-Württemberg. Dort gaben im ersten Halbjahr netto 31 Apotheken auf – 33 Schließungen, zwei Eröffnungen. Aktuell gibt es im „Ländle“ noch 2475 Apotheken. In Bayern schlossen im selben Zeitraum 34 Apotheken. Dort gab es aber neun Eröffnungen, so dass die Gesamtzahl um 25 auf 3154 Apotheken sank. In absoluten Zahlen am kräftigsten war der Rückgang in Nordrhein-Westfalen in den Kammerbezirken Westfalen-Lippe und Nordrhein. Dort gaben zusammen 35 Apotheken auf – 42 Schließungen und 7 Eröffnungen.

Nur Bremen weist in den ersten sechs Monaten eine positive Apothekenbilanz auf: Hier gab es mit 146 Betriebsstätten eine Apotheke mehr. Und in Mecklenburg-Vorpommern stagniert die Apothekenzahl bei 404 Betriebsstätten. Damit bewegt sich der Rückgang der Apothekenzahlen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. In den Jahren zuvor lang die Zahl der Apothekenschließungen etwas niedriger.

Besonders hart traf es letztes Jahr das Saarland. Dort gab es Ende 2017 nur noch 299 Apotheken – so wenige wie vor 40 Jahren. Im ersten Halbjahr setzte sich dieser Trend fort: Erneut gaben vier Apotheken auf. Vor 20 Jahren setzte der Sinkflug ein: Seit 1997 ist im Saarland Jahr für Jahr einen Rückgang zu verzeichnen – von 368 auf aktuell nur noch 297 Apotheken. Damit hat das Saarland innerhalb von 20 Jahren 20 Prozent aller Apotheken verloren.

Anfang Februar hatte die ABDA die bundesweiten Apothekenzahlen für 2017 bekannt gegeben: Danach sank die Zahl der Apotheken in Deutschland Ende 2017 auf 19.748. Das waren genau 275 Apotheken oder 1,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Ende 2016 gab es noch 20.023 Apotheken. Damit hat sich der Rückgang 2017 weiter beschleunigt – nach minus 226 im Jahr 2016 und minus 192 im Jahr 2015.

Besonders deutlich ist das Minus bei den Hauptapotheken, doch auch der Trend zur Filialisierung schwächte sich ab. Die Apothekenzahl für 2017 markiert den tiefsten Stand seit 30 Jahren – 1987 gab es in Ost- und Westdeutschland zusammen 19.637 Apotheken. Der Rückgang im letzten Jahr ergab sich aus dem Saldo von 120 Neueröffnungen und 395 Schließungen.

Auffällig war laut ABDA, dass auch der Trend zur Eröffnung von Filialen immer schwächer wird und die Schließung von Haupt- beziehungsweise Einzelapotheken immer weniger kompensieren kann: Mit nur 96 Zugängen liegt das Wachstum bei 2,17 Prozent und damit auf dem geringsten Niveau seit Zulassung des beschränkten Mehrbesitzes im Jahr 2004. Ende 2017 gab es 15.236 Hauptapotheken und 4512 Filialen. Der Anteil der Filialen stieg damit von 22,05 auf 22,85 Prozent.

„Nicht nur die Zahl der Apotheken, sondern auch die Zahl der Inhaber sinkt immer weiter“, kommentierte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die Statistik. „Und das schmerzt besonders. Wenn so viele Apotheker keine Perspektive mehr für eine Existenz als Selbstständige sehen, liegt das nicht nur am scharfen Wettbewerb, sondern leider auch an den ordnungspolitischen Rahmenbedingungen.“

Ein weiterer Trend ließ sich 2017 ablesen: Die meisten Apotheken schlossen proportional in den Stadtstaaten. Unterdurchschnittliche Verluste verzeichneten hingegen ostdeutsche Kammerbezirke wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.

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