Berliner Bau-Irrsinn

18 Jahre altes Ärztehaus wird samt Apotheke abgerissen

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Berlin -

Bau-Irrsinn in Berlin: Im Jahr 2000 wurde in Marzahn ein Ärztehaus mit Apotheke gebaut. Jetzt soll es abgerissen werden, stattdessen sind Wohnungen geplant. Die Apothekerin der Vita Cura-Apotheke hofft auf einen neuen Standort im Viertel.

Seit einigen Tagen ist das Viertel in Aufruhr, die Nachbarn haben nur ein Thema: Warum wird ein Haus, das erst 18 Jahre alt und keinesfalls baufällig ist, einfach so abgerissen? Eigentlich lief es jahrelang ziemlich gut. Ärzte, Patienten, Apothekerin – alle waren zufrieden. In der Marchwitzastraße nahe des S-Bahnhofes Springpfuhl gibt es seit 18 Jahren ein florierendes Ärztehaus. Es ist umgeben von vielen Hochhäusern im Plattenbaustil, die meisten haben 25 Stockwerke.

In rund 50 Metern Entfernung gibt es das Seniorenheim Kursana. Hier wohnen viele Menschen, die Stammkunden des Ärztehauses und der Apotheke und jetzt besorgt sind. Für sie sind weitere Wege gleichbedeutend mit der Angst, wie sie wohl dort hingelangen sollen, wenn sie nicht mehr gut zu Fuß sind. Da zählt jeder Meter.

Für einen Immobilienentwickler zählt Rendite. Vier Praxen, eine Apotheke und zwei Läden sollen jetzt verschwinden. Die Beteiligten gehen davon aus, dass die Abrissbirne Anfang nächsten Jahres eingesetzt wird. Dann wird der aktuelle Bau dem Erdboden gleichgemacht. Eine Ärztin hat zum 31. Dezember eine Kündigung ihrer Räume erhalten. Und auch die Betreiberin der Vita Cura-Apotheke hat Zukunftssorgen.

Apothekerin Birgit Teubel gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Die Menschen, die hier wohnen, bleiben ja, deshalb werden die Ärzte und eine Apotheke gebraucht.“ Das lässt sie hoffen. Sie hat bisher noch keine Kündigung erhalten. „Wir sind in Gesprächen mit dem Vermieter. Es wird ein Umbau im Wohngebiet geplant und uns wurde angeboten, auch dort wieder eine Apotheke zu machen.“ Das stimmt sie trotz der misslichen Lage zuversichtlich. „Ich hoffe, dass wir uns einigen werden.“

Wenn sie im neuen Haus einziehen kann, ist das für sie eine vernünftige Zukunftsperspektive: „Man muss natürlich wissen, wo die Ärzte dann sein werden und wo der Supermarkt entsteht. Die Lage ist entscheidend. Ich habe die Apotheke vor vier Jahren von einem Kollegen übernommen, der in Rente ging“, sagt Teubel.

Sie erzählt: „Alle im Wohngebiet sind jetzt sehr aufgescheucht. Hier wohnen viele alte Menschen, die Wege werden für sie in Zukunft länger.“ Sie kann nachvollziehen, dass sich viele Sorgen machen. Sie möchte nicht dabei mitmachen, Schreckensszenarien auszumalen: „Wir müssen in der Apotheke unsere Arbeit machen.“ Deshalb übt sie sich in Optimismus. Und hofft, dass die Vita Cura-Apotheke eines Tages wiederauferstehen wird. Irgendwo in Marzahn.

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