Nahrungsergänzungsmittel

Neues Haus für das gute alte Doppelherz

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Berlin -

Queisser will in den kommenden Jahren die Marke Doppelherz ausbauen. Der Flensburger Hersteller plant mit einem neuen Logistikzentrum die größte Investition der Firmengeschichte. Mit neuen Beauty- sowie Magen-Darm-Produkten soll die Zielgruppe erweitert werden. Bei der Marketingstrategie setzt das Unternehmen auf Digitalisierung statt TV-Spots.

Südwestlich vom Firmensitz will Queisser Mitte 2019 ein neues Logistikzentrum beziehen. Die Firma, die zur einflussreichen Flensburger Familie Dethleffsen gehört, gibt dafür 25 Millionen Euro aus. „Das ist die größte Investition in der Firmengeschichte“, sagt Axel Kaempfe, der seit Jahresanfang Geschäftsführer ist und bereits von 2001 bis 2008 im Controlling, Außendienst und Key Account tätig war. Die Gesellschafter hatten den 37-Jährigen, der zwischenzeitlich beim Medizintechnik-Hersteller Olympus beschäftigt war, zurückgeholt.

In der Geschäftsführung ist Kaempfe unter anderem für den Bereich Logistik und Produktion zuständig. Marketing und Vertrieb sowie Wissenschaft verantwortet Jan Kuskowski. Der Kaufmann ist bereits seit 24 Jahren für Queisser tätig und seit 1998 Geschäftsführer. Die Flächen am Hauptsitz wurden für die Wachstumspläne zu klein. „Wir können in der Produktion neue Kapazitäten schaffen, wenn die Logistik auszieht“, so Kuskowski. Die rund 50 Mitarbeiter sollen künftig in dem neuen etwa fünf Kilometer entfernten Hochregallager mit 65.000 Palettenstellplätzen arbeiten.

Das angepeilte zweistellige Umsatzwachstum soll über die digitale Vermarktungsstrategie mit einem fünfköpfigen Team über Facebook, Youtube und Suchmaschinenoptimierung vorangetrieben werden. „Kein Kunde wartet auf dem Sofa auf Pharma-Werbung“, sagt Kuskowski. Diese Zeiten seien längst vorbei. Hierzulande erwirtschaftete der Hersteller im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 160 Millionen Euro, ein Plus von 11 Prozent. Vor allem das Apothekengeschäft mit der 2006 eingeführten Produktlinie System legte laut Kuskowski im hohen zweistelligen Bereich zu. Genaue Zahlen will er nicht verraten.

Auch das Geschäft in Drogerien wächst, jedoch weniger stark als in der Offizin. Bei dm, Rossmann, Müller & Co. ist Doppelherz seit Jahren Marktführer. Unter der Dachmarke werden insgesamt rund 220 verschiedene Produkte angeboten. Die System-Linie sei hochwertiger, beratungsintensiver und deshalb in der Offizin angesiedelt. Anfang des Jahres etwa kamen die zwei neuen Magen-Darm-Produkte Pro Lacto Balance auf den Markt.

Apotheken profitierten zudem von der Bekanntheit der Mass-Market-Linie „Aktiv“. „Für die Verbraucher bleibt Doppelherz die gleiche Marke“, sagt Kuskowski. Das Subbranding sei lediglich eine Hilfestellung. „Wir suchen Kunden in allen hochwertigen Absatzstellen für die Selbstmedikation, wo Beratung angeboten wird.“ Discounter gehörten nicht dazu.

Auch das in den 1990er-Jahren fokussierte Exportgeschäft soll weiter ausgebaut werden. Derzeit fallen 40 Prozent des Umsatzes auf das Ausland. Queisser betreibt sechs Tochtergesellschaften in Osteuropa. Wichtigster Markt sei Russland. Zuletzt sei auch der chinesische Markt sowie das Geschäft in afrikanischen Ländern gewachsen. 60 Länder werden von Flensburg aus beliefert. Langfristig soll die Hälfte der Verkaufserlöse im Ausland erzielt werden, so Kaempfe.

Insgesamt beschäftigt der Hersteller 550 Mitarbeiter, davon 250 im Ausland. Hierzulande sind in der Produktion 80 Mitarbeiter beschäftigt; 40 im Apothekenaußendienst. Die Marke Doppelherz geht auf den Drogisten Josef Peter Hennes zurück, der 1919 das Energie-Tonikum kreierte. In den 1920er-Jahren fusionierte er mit dem Apotheker Alfred Queisser, und es entstand Queisser Pharma.

Mit Nahrungsergänzungsmitteln wurde 2017 in Apotheken laut Iqvia rund 788 Millionen Euro erwirtschaftet. Die meisten Packungen werden im Mass Market abgegeben. Am gefragtesten waren Magnesiumpräparate, mit einem Umsatz von 233 Millionen Euro. Ein Plus von mehr als 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Abgeschlagen auf den Rängen 2 bis 4 folgen Vitamin A und D (98 Millionen Euro), Calcium sowie Eisen (je 95 Millionen Euro). Diese Verteilung spiegelt sich auch in den Top 5 der insgesamt meist nachgefragten Nahrungsergänzungen wieder: Magnesium Verla, Vigantoletten, Doppelherz Aktiv Magnesium, Ferro Sanol und Magnesium Diasporal.

Immer mehr Produkte werden über Versandapotheken verkauft. Verlierer sind die Vor-Ort-Apotheken: Während 2016 noch 67 Prozent des Geschäfts mit Magnesium & Co. in der Offizin erwirtschaftet wurden, waren es im vergangenen Jahr nur noch 66 Prozent. Der Anteil der Versender stieg um einen Prozentpunkt auf 15 Prozent. Drogerien und Discounter wuchsen nicht und blieben auf Vorjahresniveau. Marktführer in Apotheken nach Umsatz ist Merck vor Verla, Woerwag und Protina sowie Hermes. Auf die Top-10 entfallen 52 Prozent des Marktanteils. Die meisten Packungen verkauft Verla vor Merck, Hermes, Protina und UCB.

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