Digitalisierung

Apothekers Albtraum

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Berlin -

Anja Alchemilla kommt an ihrem Arbeitsplatz in der Apotheke an. Sie setzt sich gleich an den Rechner und meldet sich per Fingerprint an, ihren elektronischen Apothekerausweis steckt sie in das Kartenlesegerät.

Nun kann sie die ersten E-Rezepte empfangen und bearbeiten. Der Kommissionierer packt die Medikamente direkt in die Lieferkartons, die eine PTA verschließt, nachdem Anja noch einmal per Kamera hineingeschaut hat. Der automatisch erstellte Adressaufkleber wird aufgebracht, die Sendung wird in die Drohne gepackt, das alle zwei Stunden eine Tour startet.

Nebenher muss Anja auch auf den HV achten. Sie switcht rüber zur nächsten Kamera, denn eine der PTA in der Offizin ist beinahe fertig mit ihrer Beratung einer Kundin zur Rezeptbestellung. Anja schaltet ihren Monitor zum Scannerbild der Verschreibung um und überprüft die Auslagerung des Kommissionierers. Ja, das passt. Sie gibt die Kasse 3 per Apothekerausweis frei. Die PTA kann die Medikamente mit ihrem eBA (elektronischer Berufsausweis) nämlich nicht freigeben.

Kasse 4 blinkt ebenfalls. Die PTA bittet um Freigabe zur elektronischen Gesundheitskarte ihres Kunden. Eine Dosisänderung muss eingetragen werden. Anja steckt wieder ihren Apothekerausweis in das Lesegerät.

Auf einmal gibt es Probleme mit der bereits freigegebenen Kasse 3. Beim Einscannen des 2D-Codes zum Ausbuchen aus dem Securpharm-System meldet dieses eine Fälschung. Nicht schon wieder! Das passiert ständig, und gestimmt hat es nie. Die Firma hat sicher nur vergessen die Charge freizugeben. Was nun?

Der Patient ist genervt und möchte jetzt endlich die Medikamente mitnehmen.

„Immer diese Warterei hier! Zuerst die Dame mit ihrer Karte, dann der Automat, der eine Freigabe braucht, dann wird alles nochmal eingescannt... Da lob ich mir die guten alten Zeiten! Da hab ich ihnen ein Rezept gegeben und sie haben die Sachen aus diesem Ziehschrank geholt – fertig. Ich bestell jetzt alles übers Handy, das ist mir echt zu blöd hier!“

Anja schreckt schweißgebadet aus ihrem Albtraum hoch. Zum Glück hat sie alles nur geträumt! Schrecklich, wenn das die Zukunft des Apothekers wäre: der Freigabeonkel im Hintergrund, der nur alles abnicken soll. Gut, dass es nur ein Albtraum war – oder...?

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