Ärztliche Versorgung

Bild: Der große Land-Frust

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Berlin -

Alarmierende Zahlen über das Landleben: Die Bild-Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Lebensbedingungen auf dem Land. 80 Prozent der Menschen können ihren Hausarzt nicht mehr zu Fuß erreichen. Und wer Pech hat, stirbt nach einem Herzinfarkt schneller als Kranke in der Stadt.

Ein Haus mit großem Garten, Kühe streicheln, der nächste Wald in Sichtnähe – so stellen sich die meisten Menschen das Landleben vor. Idyllisch, freundlich und viel besser als in der Stadt. Der neue Raumordnungsbericht der Bundesregierung nennt Zahlen, die das schöne Landleben anders darstellen.

Besonders die ärztliche Versorgung ist in vielen Landstrichen gefährdet. Der Ärztemangel führt dazu, dass immer weniger Patienten zu Fuß zu ihrem Arzt gelangen können. Die Notfall-Versorgung ist besonders in den ländlichen Regionen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg besorgniserregend. Bild schreibt in „Die bittere Wahrheit über das Leben auf dem Land“: „Dort dauert es zu lange, bis ein Notarzt eintrifft und es sterben nach einem Herzinfarkt mehr als doppelt so viele Menschen wie in Berlin oder Hamburg.”

Richtig gut mit Hausärzten versorgt sind laut Bild eigentlich nur Großstädte und größere Gemeinden. Gegenden wie zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt weisen in Sachen hausärztlicher Versorgung Lücken auf. Und die Wege werden immer länger, denn viele Ärzte auf dem Land geben aus Altersgründen auf. Findet sich kein Nachfolger, bleibt die Praxis geschlossen. Das ist dann meist auch für die Apotheke in der Nähe eine schlechte Nachricht: Kein Arzt, keine Rezepte. Viele Apotheken in ländlichen Gebieten mussten in den vergangenen Jahren schließen. Es ist eine Spirale, für viele Menschen sind diese Entwicklungen ein Grund mehr, vom Land in die Stadt zu ziehen.

Weitere Minuspunkte sind das Fehlen von Einkaufsmöglichkeiten, 28 Prozent der Menschen können einen Lebensmittelmarkt nicht mehr zu Fuß erreichen. Auch Schüler müssen weite Anfahrtswege in Kauf nehmen. Folge: In Großstädten machen viel mehr Schüler Abitur auf dem Land.

Neun Millionen Deutsche können die nächste Bus- oder Bahnhaltestelle nicht zu Fuß erreichen. Und über das langsame Internet können die meisten Menschen, die am Waldesrand wohnen, ein Lied singen. Nur 31 Prozent aller Landbewohner verfügen über eine schnelle Internetverbindung. Zum Vergleich: In den Großstädten sind es 90 Prozent.

Bayerns Heimatminister Markus Söder fordert in Bild: „Gerade in den ländlichen Gebieten fühlen sich viele abgehängt. Ein Heimatministerium auch auf Bundesebene kann ein Signal sein, dass die Politik sich dieses Problems ernsthaft annimmt.“

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