Bindehautentzündung/Augenreizung

Öko-Test: Trotz Müll, besser „EDO“

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Berlin -

Öko-Test hat 14 Produkte gegen nicht infektiöse und allergische Bindehautentzündung oder Augenreizungen geprüft. Neun Arzneimittel und fünf Medizinprodukte wurden unter die Lupe genommen. Insgesamt konnten sich die Arzneimittel gegen gerötete, juckende und tränende Augen durchsetzen. Eine Botschaft aus Ökotest-Perspektive überrascht: Auch wenn Einzeldosisbehältnisse mehr Müll verursachen, sind sie die bessere Wahl.

Alles in allem spricht Öko-Test von einem guten Gesamtergebnis. Untersucht wurden Präparate mit und ohne Konservierung. Sind von einem Produkt beide Varianten im Handel, wurden auch beide bewertet. Die meisten der getesteten Arzneimittel wirken gut. Alles im grünen Bereich also – dreimal wird die Bestnote „sehr gut“ und fünfmal das Urteil „gut“ vergeben. Zwei Arzneimittel fallen jedoch durch und werden von den Experten nur mit „befriedigend“ beziehungsweise sogar „mangelhaft“ bewertet.

Die Testsieger enthalten Tetryzolin (Berberil N EDO, Dr. Mann/Ophthalmin N sine, Dr. Winzer) beziehungsweise Naphazolin (Televis Stulln DU, Pharma Stulln). Die Alpha-Sympathomimetika stimulieren die alpha-adrenergen Rezeptoren des sympathischen Nervensystems und verursachen am Auge eine Konstriktion der dilatierten Arteriolen. Die vermehrte Schleimhautdurchblutung wird auf ein normales Maß heruntergefahren. Die Rötung verschwindet. Allerdings schwindet die gefäßverengende Wirkung nach etwa einer Woche. Es entsteht ein Teufelskreis, wenn weiter geträufelt wird.

Die Salicylsäure-haltigen Augentropfen Posiforlid Comod (Ursapharm) kommen über ein „mangelhaft“ nicht hinaus. Auch wenn für der Arzneistoff entzündungshemmende Eigenschaften besitzt, ist die Datenlage zur Anwendung am Auge aus Sicht des Experten Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz unzureichend. „Es finden sich in der wissenschaftlichen Literatur keine Daten aus Studien, die den Einsatz von Salicylsäure bei Bindehautentzündung klinisch-rational rechtfertigen würden.“

Aus Sicht von Schubert-Zsilavecz ist auch die Wirkung von Augentrost, das in vier Medizinprodukten im Test enthalten ist, nicht ausreichend belegt. Der Grund: Der Nachweis entsprechend der Kriterien der evidenzbasierten Medizin sei bislang als nicht erbracht anzusehen. Der Einsatz von Euphrasia habe jedoch eine lange Tradition. Immerhin ein Pluspunkt konnte den Produkten angerechnet werden – ihnen können befeuchtende und pflegende Eigenschaften und dadurch eine lindernde Wirkung zugeschrieben werden. Öko-Test sieht Potenzial: „Mit etwas zeitlichem Abstand zu einem Arzneimittel können sie die Heilung unterstützen.“

Problem Konservierung: Sowohl bei den Arzneimitteln als auch den Medizinprodukten haben die Tester problematische Konservierungsmittel nachgewiesen. Drei Augentropfen enthalten Benzalkoniumchlorid, das Reizungen am Auge hervorrufen und die Hornhaut schädigen kann. Als „Besonders bedenklich“ wird jedoch Polyhexanid in Herba Vision Augentrost (OmniVison) eingestuft. Der Konservierungsstoff wird auch als Polyaminopropylbiguanid (PHMB) bezeichnet und steht im Verdacht Krebs auszulösen. Öko-Test rät zu Augentropfen ohne Konservierungsmittel, diese seien die bessere Wahl und am Namenszusatz „sine“ zu erkennen. Betroffene können auch zu Einzeldosisbehältnissen greifen. „Sie sind die bessere Wahl – auch wenn die mehr Müll verursachen.“

Vier Produkte enthalten Bor. Auch hierfür gibt es Punkte Abzug. Der Hilfsstoff kommt als Puffer zum Einsatz, jedoch könne das Zellgift in den Körper gelangen.

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