Omega-3-Fettsäuren

Und es schützt doch: Hochdosiertes EPA zur Sekundärprävention

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Berlin -

Schützt Fischöl doch vor kardiovaskulären Ereignissen? Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat Arzneimitteln mit Omega-3-Fettsäuren, die eine Kombination aus Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) enthalten, die Indikation der Sekundärprophylaxe eines Herzinfarktes gestrichen. Daten einer im „New England Journal of Medicine“ (NEJM) veröffentlichten Studie wecken dennoch Hoffnung – zumindest für hochdosiertes Icosapent-Ethyl, das in den USA als Vascepa (Amarin) zugelassen ist.

Vascepa hat von der US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung als Diätzusatz zur Reduktion erhöhter Triglyceridwerte bei Patienten mit schwerer Hypertriglyceridämie (≥ 500 mg/dl) erhalten. Eine Kapsel enthält 1 g Icosapent-Ethyl. Hierbei handelt es sich um einen hochwertigen Eicosapentaensäure-Ethylester. Laut Hersteller handelt es sich nicht um Fischöl, sondern um einen aus Fisch isolierten Wirkstoff. Ein Aufstoßen nach Fisch wie bei herkömmlichen Präparaten oder ein fischiger Geschmack bleiben aus. In Deutschland gibt es derzeit kein zugelassenes Arzneimittel. Hierzulande sind Kombinationen aus EPA und DHA im Handel. Die empfohlene Dosierung für Vascepa beträgt zweimal täglich je zwei Kapseln, alternativ kann auf zweimal täglich je vier Kapseln zu 0,5 mg ausgewichen werden.

Zur Studie: Reduce-it ist eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie mit 8179 Teilnehmern mit erhöhten Triglyceridwerten (135 bis 499 mg/dl) und geringen LDL-Werten (41 bis 100 mg/dl). Die Probanden wurden mit einem Statin behandelt und hatten bereits ein kardiovaskuläres Ereignis oder waren an Diabetes erkrankt. Außerdem musste ein weiterer kardiovaskulärer Risikofaktor vorliegen. Etwa 71 Prozent der Probanden nahmen im Rahmen der Sekundärprävention an Reduce-it teil. Die Studienteilnehmer wurden entweder mit Vascepa zu zweimal täglich 2 g oder Placebo behandelt. Als primärer Endpunkt wurde eine Kombination aus kardiovaskulärem Tod, nicht tödlichem Schlaganfall oder Herzinfarkt, koronarer Revaskularisation oder instabiler Angina pectoris festgelegt.

Die Patienten wurden im Median über einen Zeitraum von 4,9 Jahren beobachtet. Der primäre Endpunkt wurde von 17,2 Prozent der Teilnehmer unter Verum und 22 Prozent der Probanden unter Placebo erreicht. Für hochdosiertes Icosapent-Ethyl wurde somit eine signifikante relative Risikoreduktion um 25 Prozent beobachtet.

Die Studienautoren um Professor Dr. Deepak Bhatt vom Women's Hospital Heart and Vascular Center der Harvard Medical School in Boston kamen zu dem Fazit: Bei Patienten, die trotz einer Statintherapie erhöhte Triglyceridwerte aufweisen, war das Risiko für ischämische Ereignisse – einschließlich kardiovaskulärer Todesfälle – unter zweimal täglich 2 g Icosapent-Ethyl signifikant niedriger als unter Placebo. Laut Bhatt könnten auf 1000 Patienten, die über einen Zeitraum von fünf Jahren mit 4 g EPA in Reinform behandelt werden, unter anderem zwölf kardiovaskuläre Todesfälle, 42 Herzinfarkte und zwölf Schlaganfälle verhindert werden.

Omega-3-Fettsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Verbindungen und sind essenzielle Nahrungsbestandteile. Sie kommen vor allem in Algen, Pflanzen oder Fischen vor. Einen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren enthalten beispielsweise Leinöl und Chiaöl. Pflanzen enthalten hauptsächlich α-Linolensäure, wohingegen die Quellen aus dem Meer vorwiegend aus DHA und EPA bestehen.

Rezeptpflichtige Omega-3-Präparate in Therapie sind beispielsweise Eicosan (Med Pharma), Omacor (Mylan) oder Zodin (Trommsdorff). Weiterhin sind Omega-3-Präparate in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich, beispielsweise Omega3-Loges (Dr. Loges) und Omega-3-Konzentrat (Doppelherz). Außerdem gibt es Produkte, die als diätetische Lebensmittel im Handel sind. Allerdings können die Kombinationen aus EPA und DHA laut Studien keine weiteren Herz- und Blutgefäßprobleme bei Patienten nach einem Herzinfarkt verhindern. Unberührt bleibt der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren zur Reduktion bestimmter Blutfette bei Hypertriglyceridämie.

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