Laut dpa

Coronavirus-Patient steckte sich bei chinesischem Gast an

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München/Brüssel -

Der erste bestätigte Coronavirus-Patient in Deutschland hat sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma angesteckt. Die Frau aus China sei zu einer Fortbildung bei der Firma Webasto im Landkreis Starnberg in Oberbayern gewesen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Gesundheitsbehörden. Der Infizierte liegt demnach im Münchner Klinikum Schwabing. Die EU-Kommissions hofft derweil auf ein koordiniertes europäisches Vorgehen gegen den Virus.

Das Virus kann eine Lungenkrankheit auslösen, an der im Hauptverbreitungsland China bereits mehr als 100 Menschen gestorben sind – die meisten davon waren ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen.

Noch am Dienstagvormittag wollten die Behörden im Freistaat über Einzelheiten des Falles informieren. Auch Webasto kündigte für den Vormittag eine Stellungnahme an. Webasto ist ein großer Zulieferer für die Autoindustrie mit 13.400 Mitarbeitern und einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro im Jahr 2018. Weltweit hat das Unternehmen aus dem oberbayerischen Stockdorf mehr als 50 Standorte.

Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuen Coronavirus will die EU-Kommission ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisen. Man habe deshalb um kontinuierliche und detaillierte Informationen gebeten, hieß es am Dienstag nach einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheitssicherheit in Brüssel.

Das Koordinierungs-Gremium der europäischen Gesundheitsbehörden (Health Security Committee, HSC) habe sich bereits zum dritten Mal getroffen, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission mit. Im Zentrum der Diskussion hätten die Abwehrmaßnahmen in den einzelnen EU-Staaten, die Information der Bevölkerung, Reisehinweise und die weitere Koordinierung gegangen. Weitere Treffen des Ausschusses seien geplant.

Das neuartige Coronavirus kann eine Lungenkrankheit auslösen, die nun erstmals auch bei einem Mann in Deutschland bestätigt wurde. Die ersten europäischen Fälle waren am Wochenende in Frankreich entdeckt worden. Im Hauptverbreitungsland China sind an der Infektion bereits mehr als 100 Menschen gestorben, meist ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen.

Der Patient in Bayern befindet sich nach Angaben der «Task Force Infektiologie» des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) klinisch in einem guten Zustand, wie es in einer Mitteilung vom späten Montagabend hieß. «Er wird medizinisch überwacht und ist isoliert.»

In Europa waren zuvor drei Infektionen mit dem neuartigen Virus nachgewiesen worden. Alle drei betrafen Menschen in Frankreich, die zuvor in China gewesen waren.

Die Gesamtzahl der weltweit bekannten Erkrankungen ist auf mehr als 4500 gestiegen, nachdem das chinesische Staatsfernsehen am Dienstag einen Sprung um mehr als 1700 Fälle im Vergleich zum Vortag meldete. Allein in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei habe es auch 24 weitere Todesopfer gegeben, so dass landesweit mindestens 106 Menschen an der Lungenkrankheit gestorben seien.

Das neue Virus 2019-nCoV stammt ursprünglich vermutlich von einem Markt in der chinesischen Millionenstadt Wuhan, wo es wohl von dort gehandelten Wildtieren auf den Menschen übersprang. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Die Symptome - darunter trockener Husten, Fieber und Atemnot - können aber mit Medikamenten abgemildert werden.

Nach derzeitiger Einschätzung von Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach bisherigen Erkenntnissen auf ältere und ohnehin schon stark geschwächte Patienten zurück.

Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003 sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der Weltgesundheitsorganisation zwischen November 2002 und Juli 2003 neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab es hier nicht.

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