Contra Impfung

„Impf-Modellprojekt soll Apotheken ruhig stellen“

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Berlin -

Ilona Weiß befürwortet Impfungen generell. Die Vorsorgeleistungen seien wichtig, sagt die Inhaberin der Hubertus-Apotheke im nordrhein-westfälischen Elsdorf. Sie selbst will Patienten jedoch nicht in ihrem Betrieb impfen. „Apotheken eröffnen damit direkt einen neuen Kriegsschauplatz.“ Ein Modellprojekt wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagen, gefährde die gute Zusammenarbeit mit Ärzten. Apotheker Gero Altmann warnt vor Risiken, Nebenwirkungen und Versicherungslücken.

Weiß sieht den Vorstoß von Spahn kritisch: „Impfen in der Apotheke torpediert die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ärzten.“ Die Pharmazeutin führt die Landapotheke seit 18 Jahren. Mit den Medizinern vor Ort pflegt sie ein kollegiales Verhältnis. „Wir arbeiten hier gut zusammen.“ Weiß befürchtet, dass sich das mit den im „Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken“ geplanten Impf-Modellprojekten ändern könnte.

Zudem sei damit programmiert, dass Ärzte wiederum ein Dispensierrecht etwa für den Notdienst forderten. „Was spricht aus deren Sicht dagegen, das anzubieten?“ Weiß plädiert dafür, dass jeder Heilberufler die Aufgaben übernehme, die er gut kann und die Zusammenarbeit gemeinschaftlich bleibt. Sie lehnt Zusatzleistungen nicht generell ab. Wie viele Apotheken bietet auch die Hubertus-Apotheke Messungen des Blutdrucks oder der Cholesterinwerte an. „Diese Daten geben wir auf Wunsch des Patienten an den Arzt weiter.“

Die Zusage, Apotheken Aufgaben wie das Impfen aus dem ärztlichen Bereich übertragen zu wollen, sei jedoch reines „Ablenkungsmanöver“, so die Apothekerin. „Wir sollen damit doch nur ruhiggestellt werden.“ Impfen gehöre in die Praxis. Die Branche habe ganz andere Probleme. Vor allem das Rx-Boni-Verbot müsse dringend umgesetzt werden. Ausländische Apotheken dürften nicht gesondert gestellt werden. „Damit muss endlich Schluss sein.“

Die Apothekerin betont, dass sie und ihr Team eine „Rund-um-Versorgung“ anböten. Bevor neue Leistungen erbracht werden, sollten die vorhandenen vergütet werden, fordert sie. Die Krankenkassen sollten etwa das zeitaufwendige Anmessen der Kompressionsstrümpfe besser honorieren. Zudem seien Botenfahrten auf dem Land eine Standard-Leistung der Apotheke, die ebenfalls als Pauschale abgerechnet werden sollte. Auch die Impfberatung gehöre zu ihrem Angebot. Generell wäre ein „Beratungshonorar“ angemessen.

Altmann befürwortet ebenfalls die strikte Trennung von Praxis und Apotheke. „Ich kann verstehen, dass sich die Ärzteschaft gegen eine Impfung in der Offizin ausgesprochen hat“, sagt der Inhaber der Kreuz-Apotheke in Recklinghausen. „Die Risiken wären erheblich.“ Bisherige Apotheken-Versicherungen weisen diese Fälle nicht aus. „Mögliche unerwünschte Nebenwirkungen sind zum Beispiel anaphylaktischer Schock, Hautreaktionen, Bewusstlosigkeit und Angstzustände.“ Zudem gebe es Risikogruppen wie Schwangere, Kinder und chronisch Kranke, bei denen die Komplikationsrate um einges höher läge. Anders als Praxen gebe es in Apotheken trotz Beratungsecke zudem kein Behandlungszimmer. „Wo sollen denn ausführliche Anamnese und Impfstoffverabreichung stattfinden? Im Verkaufsraum etwa?“

Apotheken seien für Impfungen nicht ausgebildet. „Das lässt sich auch nicht im Schnellverfahren in Tages- oder Wochenendkursen nachholen.“ Zudem müsse dafür die Personalsituation erheblich angepasst werden. Altmann empfiehlt stattdessen, gut geschulten Heilpraktikern das Impfrecht zuzusprechen. Patienten müssten gleichzeitig einen entsprechenden Erstattungssatz durch die Krankenkassen erhalten. Durch die Zusatzleistung würden Apotheken auch nicht besser wahrgenommen. „Wir haben andere Aufgabenfelder, über die wir uns profilieren können.“

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