Blutzuckermessung

Roche: Konkurrenz für Freestyle Libre

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Berlin -

Mit einem neuen System zu kontinuierlichen Messung des Blutzuckerspiegels geht Roche in Konkurrenz zu Freestyle Libre. Zunächst startet der Konzern mit einem Piloten in ausgewählten Arztpraxen, um erste Erfahrungen zu sammeln. Dann soll auch über den Vertriebsweg entschieden werden.

Roche hat sich die Rechte für das Eversense-System des US-Medizintechnikherstellers Senseonics gesichert. Nach Firmenangaben ist es das erste System mit einem Sensor, der bis zu 90 Tage hält. Beim Konkurrenzprodukt von Abbott muss der Sensor alle 14 Tage ausgetauscht werden.

In der Arztpraxis wird der zwei Zentimeter lange Sensor ambulant implantiert. Anhand von Lichtsignalen, der sogenannten Fluoreszenzemission, wird der Glukosewert in der Gewebeflüssigkeit gemessen und mittels drahtloser Technologie an den Smart Transmitter übermittelt, der über dem Sensor auf die Haut aufgeklebt wird. Er kann abgenommen und wieder aufgeladen werden und hält bis zu zwölf Monate.

Via Bluetooth werden die Daten automatisch zum Smartphone des Nutzer gesendet. Bei Hypo- oder Hyperglykämien wird der Patient entweder durch die App oder durch Vibration am Smart Transmitter alarmiert. Das Eversense-System ist bereits CE-zertifiziert.

Mit FreeStyle Libre ist seit November 2014 ein ähnliches System auf dem deutschen Markt. Das Messsystem wird nicht über Apotheken, sondern direkt über Abbott vertrieben. Apotheker werden zur Beratung nicht herangezogen; die Kunden werden stattdessen auf eine Online-Plattform mit Schulungsvideos und einem Livechat sowie an die Telefonhotline verwiesen.

Der Direktvertrieb hatte unter Apothekern für viel Unmut gesorgt. Der bayerische Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann hatte in einem Brief an den Hersteller indirekt mit rechtlichen Schritten und dem Bundeskartellamt gedroht. Die DAK-Gesundheit hatte als erste Kasse für ihre Versicherten mit schwerem Diabetes das neue Verfahren ins Programm genommen. Mittlerweile wird das System von vielen Krankenkassen erstattet.

Vor einem Jahr hatte Abbott vor falschen Werten gewarnt: Einige Sensoren generierten demnach möglicherweise falsch erhöhte Glukoseergebnisse, hieß es. Fehlerhafte Werte, die nicht als solche erkannt würden, könnten ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Bereits im Oktober 2014 warnte der Hersteller vor einer Sicherheitslücke: Bei Störungen in der Energieversorgung könne das System den Sensor deaktivieren.

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