Schließung einer Traditionsapotheke

Inhaber gibt auf: Computershop statt Apotheke

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Berlin -

Im Jahr 1810 erhielt die Landgericht-Apotheke im bayerischen Regen ihre Konzession. Damit war sie bislang die mit Abstand älteste der noch verbliebenen fünf Apotheken im Ort. Zum Jahreswechsel musste auch sie schließen.

Damit geht auch eine über fünf Jahrzehnte andauernde Familiengeschichte zu Ende: Apotheker Wolfgang Friedrich übernahm 1988 die Apotheke am Apothekerberg. Zuvor hatte sein Vater seit 1962 die Geschicke des Betriebs gelenkt.

Aus dieser Zeit stammte die geschreinerte Inneneinrichtung mit den Intarsienbild eines Apothekers beim Heilkräutersammeln. Vor allem die 1960er- und 1970er-Jahre seien goldene Zeiten gewesen, erinnerte sich Friedrich Junior in der Mittelbayerischen Zeitung. Damals seien die Landwirte nach dem sonntäglichen Kirchgang in die Offizin gekommen, um Melkfett und Medikamente für ihre Tiere mitzunehmen. Lange vorbei. Abgesehen vom Notdienst blieb die Apotheke Sonntags dicht, die Tierärzte besorgten sich die Arzneimittel größtenteils im Netz.

In den vergangenen Jahren sei das Geschäft härter geworden, das habe sich vor allem auf die Kollegialität ausgewirkt, so Friedrich gegenüber dem Blatt. So sei er schon mal wegen des Verstoßes seiner Präsenzpflicht angeschwärzt worden. Schon seit einem Jahr habe sich abgezeichnet, dass es so nicht mehr lange gut gehen würde.

Nicht nur die Konkurrenz aus dem Internet habe seinem Geschäft zugesetzt. Viele seiner potenziellen Kunden seien ein paar Kilometer über die Grenze nach Tschechien, wo Medikamente aufgrund des günstigen Wechselkurses viel günstiger zu bekommen seien. Auch die immer restriktiver gewordenen Vorschriften hätten seiner Apotheke zugesetzt. Den Umsatz empfindlich getroffen habe zuletzt die Schließung der benachbarten Hausarztpraxis. Viele Rezepte fielen damit weg.

Die Suche nach einem Nachfolger blieb erfolglos. Zwar habe es einen auswärtigen Interessenten gegeben, doch nach Studium der Geschäftsbücher habe er auf den Kauf verzichtet, so Friedrich. Mit dem 30. Dezember schloss die Landgerichts-Apotheke ihre Pforten. Alle Mitarbeiterinnen kamen in den anderen Apotheken von Regen unter. Wehmut verspüre er keine, bekundet ihr Inhaber.

Untätig bleibt Friedrich nicht. Schon seit seiner Jugend betreibt er einen Computershop und versorgt als EDV-Spezialist auch eine große Regensburger Apotheke mit der nötigen Hardware. Die Ladenräume befinden sich noch direkt über der Apotheke, demnächst will er das Hard- und Softwaregeschäft von daheim in Bodenmais weiterführen. Ein Käufer für das Apothekenhaus werde noch gesucht.

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