Bundestagswahl

Staffler (CSU): Landapotheken müssen leben

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Berlin -

Mit der Bundestagswahl am 24. September scheidet eine der einflussreichsten Politikerinnen der letzten Jahrzehnte aus dem Parlament aus. Gerda Hasselfeldt (CSU) hat sich trotz ihrer leisen und besonnenen Art als Ministerin, engagierte Oppositionspolitikerin und zuletzt als Landesgruppenchefin der CSU einen Namen gemacht. Als Nachfolgerin für Hasselfeldt schickt die CSU wieder eine Frau ins Rennen: Die 36-jährige Katrin Staffler kandidiert im Wahlkreis Dachau/Fürstenfeldbruck. Das ist eine sichere Bank.

Über zwei Jahrzehnte stand die heute 67-jährige Hasselfeld, einstige Abteilungsleiterin im Arbeitsamt Deggendorf, in den ersten Reihen der deutschen Politik. 1987 kam sie als Nachrückerin für Franz-Josef Strauß in den Bundestag. Sie machte eine blitzartige Karriere in der Politik. Beim Mauerfall war sie bereits Bauministerin. Anschließend übernahm Hasselfeldt im Januar 1991 das Bundesgesundheitsministerium – aber nur kurz.

Im Mai 1992 trat sie von diesem Amt wieder zurück: Als Gründe wurden Auseinandersetzungen mit Kanzler Helmut Kohl und der Vorwurf genannt, ihr wichtigster Ratgeber arbeite als Agent für den polnischen Geheimdienst. Dann wurde es ruhiger um die ehrgeizige CSU-Frau. Sie engagierte sich in der Steuer- und Finanzpolitik. Als erste Frau auf dem Posten der einflussreichen CSU-Landesgruppenchefin feierte sie 2011 ein überraschendes Comeback.

Politik wurde Hasselfeldt in die Wiege gelegt. Keine Familie dürfte enger mit dem Bundestag verbunden sein als der Hasselfeldt-Clan: Mit Alois Rainer (CSU) aus dem Wahlkreis Straubing sitzt auch Hasselfeldts Bruder im Bundestag. Bereits der Vater Alois Rainer senior (1921–2002) und der Ehemann Hasselfeldts, Wolfgang Zeitlmann, gehörten dem Bundestag an. Zeitlmanns Tochter Ulla kandidierte für die Grünen in Rosenheim, dem alten Wahlkreis des Vaters.

Die Biochemikerin Kartin Staffler tritt mit ihrer Kandidatur also in große Fußstapfen. Bislang kann sie nur auf politische Erfahrungen als Gemeinde- und Kreisrätin verweisen. Aber sie stammt aus dem einflussreichen und mit Abstand größten CSU-Bezirk Oberbayern. Dort arbeitete sie sechs Jahre als Schatzmeisterin. „Das ist schon ein Vertrauensbeweis“, so Staffler zu APOTHEKE ADHOC. Sie ist auch gleich auf Platz 19, einem der sicheren Listenplätze der CSU, abgesichert.

Auf die leichte Schulter nimmt Staffler ihren ersten Bundestagswahlkampf dennoch nicht. „Ich bin extrem viel im Wahlbezirk unterwegs.“ Schließlich muss sie sich und ihr Gesicht erst noch bekannt machen. Gerda Hasselfeldt holte zuletzt den Wahlkreis mit über 55 Prozent. Die SPD lag abgeschlagen auf Platz 2 mit 20 Prozent. Ernsthafte Sorgen machen muss sie sich wohl nicht.

Im Bundestag will sich Staffler wie auch schon Hasselfeldt auch um die Gesundheitspolitik kümmern. Ob sie in den Gesundheitsausschuss strebt, lässt sie aber offen: „Das muss man als Neuling im Bundestag abwarten.“ Dass die Situation der Landapotheken ein „riesiges Thema“ ist, hat sie nicht erst im Wahlkampf bemerkt. Zum Präsidenten der Apothekerkammer Bayern, Thomas Benkert, pflegt sie seit Langem einen guten Kontakt. Benkert wohnt in Stafflers Wahlkreis. Da kennt man sich.

Zum Rx-Versandverbot hat Staffler eine klare Haltung: „In letzter Konsequenz muss man den Versand mit rezeptpflichtigen Arzneimittel verbieten“, sagt sie. Allerdings kann sich Staffler auch andere Lösungen vorstellen: „Wichtig sind gleiche Regeln für alle Apotheken. Es darf keine Wettbewerbsvorteile für Versandapotheken geben. Landapotheken müssen überleben“, sagt sie. Sollte es dafür eine Lösung ohne Rx-Versandverbot geben, wäre Staffler auch einverstanden.

In die Gesundheitspolitik eingearbeitet hat sich Staffler schon als Mitglied der Jungen Union in Bayern. Dort hat sie mit an Grundsatzpapieren gearbeitet, beispielsweise zur „Pille danach“. Und auch beruflich hat sie Erfahrungen gesammelt.

Seit 2010 hat Staffler für die Healthcare-Kommunikationsagentur MW OFFICE gearbeitet und Einblicke in die Welt der Pharmaindustrie gesammelt. Auch wenn politisch andere Themen wie Innere Sicherheit oder Flüchtlingspolitik im Vordergrund stehen, ist „Gesundheit für jeden Bürger irgendwann mal ein zentrales Thema“, sagt Staffler und findet es wichtig, „sich umfassend darum zu kümmern“.

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