Apothekenkooperationen

Avie testet Wearables für Apotheken

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Berlin -

Wearables sind das neue In-Gerät am Handgelenk. Immer mehr Menschen messen die eigenen Körperwerte und werten diese aus. Experten sehen für Apotheken eine Chance, sich als Berater der digitalen Anwendungen zu etablieren. Die Apothekenkooperation Avie unterstützt ihre Mitglieder künftig bei der Beratung der neuen Technik. Rechtlich ist wichtig, dass Approbierte und PTA anhand der Daten keine Diagnose stellen.

Avie hat in den vergangenen anderthalb Jahren verschiedene Wearables getestet und den Gebrauch mit Blick auf die Beratung in der Apotheke analysiert. 20 Mitarbeiter aus dem Außen- und Innendienst testeten rund 20 verschiedene Geräte von Anbietern wie Garmin, Jawbone und Fitbit. „Zunächst ging es darum, ob es überhaupt Sinn macht, Wearables in der Apotheke zu verkaufen“, sagt Avie-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk, der selbst am Test teilgenommen hat.

Die Geräte seien beispielsweise auf Datensicherheit geprüft worden. „Dafür hat die Apotheke keine Zeit“, so Zenk. Auch die rechtliche Seite wurde abgeklärt. „Apotheker können strafrechtliche Probleme bekommen, wenn sie Aussagen treffen, die sie nicht verantworten können.“ Haftungs- und Schadensersatzansprüche könnten drohen, wenn der Apotheker eine Diagnose abgebe.

Die Beratung zu den Fitnesswerten zählt laut Avie zu den apothekenüblichen Dienstleistungen, die in der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) definiert sind. Pharmazeutische Fachkräfte könnten sich an generell definierten Parametern orientieren. Wenn die Abweichung beispielsweise in Bezug auf genügend Schlaf stark ist, kann der Kunde an den Arzt verwiesen werden.

Zudem wurde getestet, welchen Mehrwert Wearables in der pharmazeutischen Betreuung bringen. Apotheker könnten beispielsweise über eine App Gruppen einrichten und Kunden einladen. Dort könnten nach der Datenfreigabe durch den Patienten Bewegung und Schlafrhythmen verglichen werden. „Wir haben gelernt, dass das Sozialisieren von Gesundheitszielen dafür sorgt, dass sie besser erfüllt werden.“ Für diskrete Themen sei eine direkte Verbindung zwischen pharmazeutischer Fachkraft und Kunde möglich.

Für Apotheken seien Wearables eine neue Art, sich mit dem Sortiment und der Beratung auseinander zu setzen. Überlegt werde auch, einen Verleihservice für Wearables in Apotheken anzubieten. Dafür wurde getestet, wie widerstandsfähig die Materialien in Bezug auf Desinfektionsmitteln sind.

Die saarländische Apothekenkooperation empfiehlt ihren Mitgliedern Geräte von Garmin. Die Marke habe am besten abgeschnitten. Außerdem könne das Unternehmen den Apotheken den nötigen Service und eine gute Marge bieten. Rund 25 Apotheker wollten das Paket umsetzen, so Zenk. Mögliche Anwendungsbeispiele seien Herz-Kreislauf-Training, Schlafstörungen, Gewichtsreduktion und Medikationsmanagement. Avie gibt in dem Wearables-Paket Beratungstipps und weist auf Produkt- und Zusatzempfehlungen hin.

Laut einer Umfrage des IT-Verbands Bitkom nutzt etwa jeder Dritte über 14 Jahren Fitness-Tracker zur Aufzeichnung von Gesundheitswerten. Besonders beliebt sind demnach Armbänder. Am häufigsten werden Körpertemperatur und -gewicht gemessen. Dahinter rangieren die gegangenen Schritte und die zurückgelegte Strecke. Fast zwei Drittel der Nutzer wollen mit den Geräten oder Fitness-Apps generell ihre Gesundheit verbessern.

Avie testet derzeit auch Bluetooth in der Apotheke. Kunden können damit etwa beim Betreten der Apotheke begrüßt werden. Außerdem können Produktinformationen auf das Smartphone geschickt und die Kunden durch die Offizin navigiert werden. Laut Avie können die Patienten auch zu bestimmten Sortimenten geführt werden oder Aktionshinweise vor Ort erhalten. Ab Dezember wollen 40 Avie-Apotheken die Funktechnik testen.

Auch das private Rechenzentrum AvP hat sich zum Ziel gesetzt, Apotheker an die digitalen Produkte heranzuführen. Im Gespräch war ein Showroom-Modell: Die Artikel sollen zwar in den Apotheken erklärt und verkauft werden; Lieferung, Retouren und Haftung sollen aber Sache des Herstellers oder Distributors sein. Um ein Bewusstsein für dieses neue Marktsegment zu schaffen, hatte AvP jetzt in einem ersten Schritt den Innovationswettbewerb „HiMi-Scout 2015“ ausgeschrieben. Prämiert wurden besonders gute Produkte aus dem Gesundheitsbereich.

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