DAV-Pilotprojekt: Noventi fühlt sich ausgebootet Tobias Lau, 13.11.2019 12:45 Uhr
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„Scheinbar nicht zugelassen“: Noventi-Vorstand Dr. Hermann Sommer kritisiert, dass der DAV zwar Noventis Expertise nutzt, das Softwarehaus bei seinem eRezept-Modellprojekt aber offenbar ausbootet. Foto: Christof Stache
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In Baden-Württemberg ist das eRezept-Pilotprojekt Gerda angekommen. Noventi hatte bei der technischen Konzipierung nach eigenen Angaben eine maßgebliche Rolle gespielt Foto: LAK Baden-Württemberg/ LAV Baden-Württemberg
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Bei gerda können Patienten sich über den Telemedizinanbieter Teleclinic Verordnungen ausstellen lassen. Teleclinic sendet das eRezept wiederum an die Apotheke, die sich der Patient ausgesucht hat. Foto: LAK Baden-Württemberg/ LAV Baden-Württemberg
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Erst am Vortag des Projektstarts hatte der BAH alle beteiligten Fraktionen ihre Visionen des eRezepts vorstellen lassen. Ein „Flugzeugträger des Gesundheitswesens“ solle es werden, so Gematik-Chef Markus Leyck Dieken. Foto: Svea Pietschmann
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„Das eRezept hat extrem viele wunderbare Dimensionen“, fasst er zusammen. Foto: Svea Pietschmann
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Eine seiner Visionen: Irgendwann könnten nicht nur Rx-, sondern auch alle OTC-Arzneimittel, die ein Patient nimmt, standardmäßig digital verbucht werden. Foto: Svea Pietschmann
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„Lasst uns Rosenkränze beten, dass der Gesundheitsminister seinen Posten noch lange hat, damit die Digitalisierung des Gesundheitswesens auch mit Verve weitergeht.“ Foto: Svea Pietschmann
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Digitalisierung müsse als iterativer Prozess verstanden und Schritt für Schritt angegangen werden – dafür aber so schnell wie möglich, erklärt auch Christian Klose, der im BMG die für die Gematik, Telematikinfrastruktur und eHealth zuständige Unterabteilung leitet. Foto: Svea Pietschmann
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Ein einzelner großer Wurf sei nicht möglich. Foto: Svea Pietschmann
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„Der Markt bewegt sich agil, also müssen wir auch agil Gesetze dazu machen“, so Klose. Foto: Svea Pietschmann
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„Wir wollen ja nicht nur elektronische Verordnungen im Arzneimittelbereich, sondern am Ende das gesamte Gesundheitswesen digitalisieren.“ Foto: Svea Pietschmann
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Oft sei er schon gefragt worden, wann denn die Regierung das eine entscheidende Gesetz mache, das die Digitalisierung regelt – doch das gebe es nicht. Foto: Svea Pietschmann
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Stattdessen enthielten 16 der 18 unter Spahn entstandenen Gesetzentwürfe Passagen, die sich auf die Digitalisierung beziehen. Foto: Svea Pietschmann
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Auch in den Praxen gibt es große Erwartungen, wie Sebastian John, Leiter der Abteilung Sicherstellung bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), erklärt. Foto: Svea Pietschmann
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„Das eRezept ist keine eierlegende Wollmilchsau, mit der alle Kommunikationsprozesse abgedeckt werden können“, sagt er. Foto: Svea Pietschmann
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Auch bei der Ärzteschaft seien noch viele Fragen offen, insbesondere zur Zukunft des Papierrezepts. Foto: Svea Pietschmann
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Dass das irgendwann ausläuft und irgendwann nur noch rein elektronische Verordnungen angewendet werden, sei auch aus Ärztesicht optimal. Foto: Svea Pietschmann
Berlin - Die eRezept-Projekte der wichtigsten Marktplayer kommen in die heiße Phase – und schon beginnen die Verteilungskämpfe: Nach dem Streit um die Blockadehaltung von CGM Lauer bei Gerda schießt Noventi nun wiederum gegen den Deutschen Apothekerverband (DAV) und den Berliner Apothekerverein (BAV). Der Vorwurf: BAV und DAV haben sich bei der Entwicklung ihres eRezeptes kräftig von Noventi unter die Arme greifen lassen – und das Softwarehaus dann ausgebootet.
Bei Noventi ist man momentan nicht gut auf die Berliner Apotheker zu sprechen. Die Vorwürfe sind hart: BAV und DAV hätten das Berliner eRezept auf Grundlage von Noventi-Technologie aufgebaut, Noventi daraufhin aber von der Durchführung ausgeschlossen. „Das Berliner Projekt baut komplett auf Gerda auf“, heißt es vom Softwareanbieter. So werde in Berlin zwar zwecks Verwendung der DAV-WebApp ein anderer Barcode verwendet als im Ländle – der Rest sei aber im Wesentlichen identisch. Noventi hatte nach eigenen Angaben eine maßgebliche Rolle bei der Konzipierung des eRezepts in Baden-Württemberg gespielt, unter anderem stellt der IT-Konzern den eRezept-Speicher, auf dem die digitalen Verordnungen abgelegt werden.
Über die NGDA ist Noventi auch an der Entstehung des derzeitigen Berliner eRezept-Projekts beteiligt gewesen – jener Noventi-Rezeptspeicher kommt auch in Berlin zum Einsatz. Dafür habe man sogar Konfigurationen am System vorgenommen. Dennoch: Für Apotheken, die Warenwirtschaftssysteme von Awinta benutzen, sei nach wie vor nicht klar, ob sie das Berliner eRezept empfangen und verarbeiten können. Auch die VSA als Rechenzentrum sei vom Projekt ausgeschlossen, stattdessen setzen BAV und DAV auf die Rezeptabrechnungsstelle Berliner Apotheker (RBA), die wiederum die technische Infrastruktur des ARZ Haan nutzt.
Noventi fühlt sich deshalb übergangen, nicht zuletzt weil über die NGDA offenbar schon mehrfach Versuche unternommen wurden, Klarheit über eine mögliche Anbindung herzustellen. Von Noventi-Seite stehe zwar ein Update zur Verfügung, das die Anbindung von Awinta-Systemen an das Berliner eRezept-Projekt ermöglichen würde. Vonseiten des BAV und DAV seien aber bisher keine Rückmeldung und keine Informationen gekommen – anders als bei der Konkurrenz. So wisse man, dass Pharmatechnik bereits im Bilde sei. Auch Nutzer von ADG-Systemen wissen dem Vernehmen nach schon, dass sie teilnehmen können. Bei Awinta wiederum gingen in letzter Zeit immer wieder Anfragen von Kunden ein, die sich am Projekt beteiligen wollen. Denen müsse man dann sagen, dass man leider selbst noch nichts tun könne.
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