Pharmahandelskonzerne

Galenica: Pessina nimmt Abschied

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Berlin -

Für Stefano Pessina war die Beteiligung am schweizerischen Pharmahändler Galenica immer etwas Besonders. Der Italiener finanzierte mit der Übernahme von 25 Prozent der Anteile an der ehemaligen Genossenschaft im Jahr 1999 den Aufbau der heute führenden Apothekenkette in der Schweiz. Bei der Gründung von Walgreens Boots Alliance (WBA) war Galenica außen vor. Jetzt verabschiedet sich der Mogul.

Die gemeinsame Beteiligungsgesellschaft von Pessina und seinem US-Finanzpartner KKR hat ihre Anteile von 25 auf 20,6 Prozent reduziert. Die Abwicklung lief über Morgan Stanley, der Aktienkurs sackte entsprechend ab.

Galenica erklärte, man habe Verständnis dafür, dass für Finanzinvestoren der Moment komme, in dem sie ihre Gewinne realisieren wollten. Dies sei bei Galenica nach der sehr erfreulichen Kursentwicklung in den vergangenen Jahren nachvollziehbar. „Die Tatsache, dass ein so großes Paket neue Käufer finden konnte, ist ein starker Beweis für das große Vertrauen in die Strategie und in das Management der Galenica-Gruppe.“

Der Verkauf kommt 15 Jahre nach dem Einstieg von Pessina bei Galenica. 1999 hatte der Italiener als „Referenzaktionär“ eine Vereinbarung unterzeichnet, die es Galenica erlaubte, „langfristig orientiert zu arbeiten, ohne kurzfristigem Druck nachgeben zu müssen“. Dieser Vertrag war bereits 2014 abgelaufen.

Warum die Galenica-Aktien nicht mit an Walgreens ging, ist nicht bekannt. Einige Beobachter behaupten, die Amerikaner hätten das Paket gar nicht gewollt. Andere Insider berichten, die Beteiligung sei für Pessina seit jeher eher eine persönliche Sache gewesen. Und die dritte Erklärung: Im Zuge der Fusion mit Walgreens wurden auch das Italien- und das Russlandgeschäft aus strategischen Gründen mehrfach hin- und hergeschoben.

Schon im März hatte der langjährige Galenica-Chef und heutige -Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod erklärt, dass Pessina im Zusammenhang mit der Abspaltung des Pharmageschäfts aussteigen werde. Er hatte sich eine Familie oder einen strategischen Investor als Nachfolger gewünscht.

Einen neuen Großaktionär gibt es bereits: Martin und Rosemarie Ebner, Eigentümer der BZ Bank, haben ihren Anteil bereits im vergangenen Jahr von gut 4 auf 16,4 Prozent aufgestockt. Kleinere Pakete halten außerdem die französische Großbank BNP Paribas sowie der schwedische Pensionsfonds Alecta.

Galenica will im Herbst die Pharmasparte Vifor an die Börse bringen. Die Abspaltung würde den Konzern 20 Prozent des Umsatzes, aber drei Viertel des Ertrags kosten: Im Pharmahandel ist Galenica mit je 250 eigenen und Partnerapotheken das größte Netzwerk in der Schweiz; insgesamt gibt es nur 1750 Betriebsstätten. Die Galenica-Filialen treten unter den Marken Amavita, Sunstore und Coop Vitality auf. Außerdem gehören die Versandapotheke Mediservice und das Blisterzentrum Medifilm zum Konzern. Auch als Großhändler ist Galexis die unangefochtene Nummer 1, vor Amedis (Phoenix) und dem Privatanbieter Voigt.

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