Schweiz

Triumph für Apothekerverband: 200.000 für Petition

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Berlin -

200.000 Unterschriften für den Erhalt der Apotheke vor Ort, davon 150.000 innerhalb von sechs Wochen: Die Schweizer Apotheker haben das selbst gesteckte Ziel ihrer Petition „Auch morgen medizinisch gut umsorgt“ erreicht. „Die Bevölkerung steht geschlossen hinter uns, wie unsere Petition eindrucksvoll gezeigt hat“, sagt der Präsident des Schweizer Apothekervereins Pharmasuisse, Fabian Vaucher. Mit der Kampagne wehren sich die Apotheker gegen Sparpläne der Schweizer Regierung.

„Klares Signal: Die Bevölkerung sagt Ja zu einer starken Grundversorgung“, triumphiert Pharmasuisse. Die Mühen haben sich vorerst gelohnt. Denn die eidgenössischen Pharmazeuten haben sich in den vergangenen zwei Monaten ordentlich ins Zeug gelegt: Um zum Auftakt auf ihre Petition aufmerksam zu machen, versammelten sich Anfang April rund 200 Apotheker einheitlich in weißen Kitteln auf dem Berner Bundesplatz. Um die Aufmerksamkeit zu erregen, hatte Pharmasuisse einen Künstler engagiert, der ein vier mal vier Meter großes grünes Kreuz – das Schweizer Pendant zum deutschen Apotheken-A – bemalte und anschließend in einem Bauschuttcontainer entsorgte.

Auch einen Monat später zeigten sich die Apotheker einheitlich, dann aber nicht mehr in weißer Kluft: Landesweit bedienten sie am 7. Mai in schwarz. Denn Pharmasuisse hatte zum „Nationalen Sammeltag“ ausgerufen. Überall in der Schweiz forderten Apotheker ihre Kunden auf, die Petition zu zeichnen und klärten sie über die Folgen der angekündigten Reformen auf. Manch ein Apotheker wurde gar über die Kampagne selbst hinaus kreativ: Vor der Baseler Neubad-Apotheke erwartete die Kunden ein Sarg, aus dem sie ein grünes Kreuz anschaute. Dazu reichte Inhaber Michael Tscheulin Kaffee und Kipferl, um die Kunden auch in ein Gespräch zur Lage der Branche verwickeln zu können.

Das Engagement hat Früchte getragen. Nachdem schon vor dem offiziellen Beginn der Petition rund 12.000 Unterschriften zusammengekommen waren, sammelten die Apotheker innerhalb von sechs Wochen weitere 150.000. Zielmarke waren 200.000 Unterschriften bis Juni, mittlerweile ist die Petition bei knapp 204.000. Im ungleich größeren Deutschland fiel es im Vergleich dazu vergangenes Jahr schwer, innerhalb mehrerer Monate ein Viertel der Stimmen für eine Apotheker-Petition zusammenzukriegen – wobei man nicht vergessen sollte, dass die Schweiz eine gänzlich andere politische Kultur hat, wenn es um Volksbefragungen geht. Eine direkte rechtliche Wirkung wird die Petition ebenfalls nicht erlangen, es handelt sich nicht um eine der in der Schweiz ebenfalls verbreiteten Volksinitiativen.

Vielmehr ist der Zweck hinter der Petition, Öffentlichkeit für die Anliegen der Apotheker zu schaffen. Am 20. Oktober sind Nationalratswahlen und Gesundheitsthemen haben aktuell Konjunktur – das Land streitet über die steigenden Krankenversicherungskosten. In dieser politischen Großwetterlage macht sich der Verband Hoffnung, Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung nehmen zu können.

Denn Pharmasuisse rechnet mit erheblichen Konsequenzen für die Branche, sollte der Bundesrat – das Pendant zur deutschen Bundesregierung – seine Vorhaben umsetzen. Dabei geht es insbesondere um zwei Maßnahmen, namentlich die Reduktion des Vertriebsanteils und die Einführung eines Referenzpreissystems für Generika. „Diese wirren Schnellschüsse missachten den Willen der Bevölkerung für hochwertige Gesundheitsangebote und bedrohen die Existenz der Grundversorger“, beklagt der Verband. Rund 20 Prozent der 1500 Apotheken, die in Pharmasuisse organisiert sind, seien bereits in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage – die Reformen könnten der Todesstoß sein. Statt einer „wilden Pflästerlipolitik“, so Pharmasuisse am Mittwoch, bräuchte man deshalb „gut durchdachte, zeitlich klug abgestimmte und nachhaltige Lösungen mit dem Blick aufs Ganze“.

Bisher gibt es in der Schweiz sechs Preisklassen, in denen der Fixzuschlag von 4 bis 240 Schweizer Franken (3,65 bis 214 Euro) und der Prozentzuschlag von 12 bis 0 Prozent gestaffelt sind. Pharmasuisse will diese Preisklassen abschaffen und stattdessen für jede Rx-Packung einen Fixzuschlag von 14,85 Schweizer Franken (13,22 Euro) und ein Prozentzuschlag von 3 Prozent des Herstellerabgabepreises einführen. Dieser kombinierte Zuschlag soll bei 300 Schweizer Franken gedeckelt werden. „Wir möchten, dass die Apotheker nicht für den Preis eines Medikaments entlohnt werden, sondern für die Beratungsleistung“, so eine Verbandssprecherin.

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