Ärztemangel

All Inclusive für Landarzt

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Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) will den Ärztemangel auf dem Land mit einer kleinflächigeren Bedarfsplanung lösen. Weil das noch dauert, gehen die Bewohner des Dorfes Lette im Münsterland neue Wege: Nachdem der ehemalige Dorfarzt nach 20 Jahren Wunden nähen und Erkältungen heilen in den Ruhestand gegangen war, wollen die 2250 Bewohner den Arzt ihres Vertrauens mit einem Rundum-sorglos-Paket aufs Land locken. Die Dienstleister des Dorfes bieten ihre Services ohne Bezahlung an.

Vom Metzger gäbe es Würstchen, vom Bäcker die Brötchen dazu, die Friseurin würde Herrn Doktor die Haare schneiden. Natürlich alles umsonst. „Eine Woche lang könnte er hier umsonst zu Mittag essen“, sagt Lettes Fleischer. „Wir würden ihm und seiner Familie eine Woche lang kostenlos Brot und Brötchen anbieten“, verspricht die Besitzerin der lokalen Bäckerei.

Das Lette-For-Free Ticket scheint die letzte Chance der Einwohner zu sein. Paul Tegelkämper, zuständiger Kreistagsabgeordneter der CDU für den Kreis Warendorf, hat schon mehr als hundert Gespräche mit Ärzten, Krankenhäusern und der Ärztekammer geführt - ohne Erfolg. „Es sieht nicht gut aus“, sagt der Politiker.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe schätzt die Chancen von Lette eher nüchtern ein. „Lette ist viel zu klein, um für einen jungen Arzt attraktiv zu sein“, sagt ein Sprecher. Nordrhein-Westfalen sei bei der Ärztedichte aber noch vergleichsweise gut dran. Im Osten Deutschlands sehe es noch schlimmer aus.

Die Eckpunkte von Röslers Bedarfsplanungs-Gesetzes sollen in einem halben Jahr stehen. Für die Letter dürfte das zu spät kommen. Nur noch bis Ende Dezember sind die Praxisräume des alten Landarztes frei. Dann wird neu vermietet.

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