Österreich

Apothekerkammer verklagt Shop-Apotheke

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Berlin -

Die Österreichische Apothekerkammer (ÖAK) geht gerichtlich gegen die Shop-Apotheke vor. In Wien wirft man dem niederländischen Versender Irreführung der heimischen Konsumenten vor. Aus Sicht der Kammer kennzeichnet das Unternehmen zu wenig, keine österreichische Apotheke zu sein. Die Klage auf Unterlassung wegen unlauteren Wettbewerbs wurde bereits im März beim Wiener Landesgericht eingereicht, bestätigte ein Sprecher. Das Gericht hat noch keine Entscheidung getroffen.

Da Arzneimittel sensible Waren seien, sei für viele Kunden die österreichische Herkunft eines Händlers kaufentscheidend, argumentiert die Apothekerkammer. Auf ihrer österreichischen Internetseite bezeichnet sich die Shop-Apotheke als „Online-Apotheke für Österreich“, bei der Hotline wird man mit „Servus und herzlich willkommen bei Shop-Apotheke.at“ begrüßt. Nach Angaben der Kammer ist in der TV-Werbung der Shop-Apotheke eine österreichische Flagge zu sehen. Auch dieses suggeriere en Kunden, dass es sich um ein inländisches Unternehmen handele.

Die Einkäufe bei der Shop-Apotheke kämen aber nicht der heimischen Wirtschaft zugute, weil es sich eben um ein niederländisches Unternehmen handle. Im Impressum sei der Firmensitz im niederländischen Venlo ausgewiesen. Der Mutterkonzern sei in Frankfurt an der Börse notiert. Die Shop-Apotheke ist laut Kammer 2012 in den österreichischen Markt eingestiegen und mittlerweile Marktführer. Die Kritik an der Werbung richte sich nicht gegen Angebote ausländischer Firmen, sondern nur gegen die irreführende Darstellung in diesem Einzelfall.

Erlaubt ist der OTC-Versandhandel in Österreich seit Mitte 2015. Seitdem wächst das Geschäft mit Wachstumsraten, von denen Vor-Ort-Apotheken nur träumen können. Um 12,2 Prozent stieg der Absatz laut dem Marktforschungsunternehmen Iqvia im vergangenen Jahr.

Verkaufsschlager sind demnach Rheumamedikamente, Schmerzmittel, Grippe- und Erkältungspräparate sowie Beruhigungs- und Schlafmittel. Die meistverkauften Produkte der Versandapotheken sind Dulcolax, Thomapyrin und Voltadol, das in Deutschland als Voltaren bekannt ist. Zum Vergleich: Bei den stationären Apotheken waren die Topseller das Venenmittel Daflon, das in Deutschland nicht erhältlich ist, Voltadol und Bepanthen.

Insgesamt gehe der Trend klar zu preisgünstigeren Großpackungen, so die Marktforscher. Zudem seien viele Kassenschlager wie Dulcolax, Ibumetin, Pharmaton, Buer Lecithin oder Aspirin C im Versandhandel etwa 40 Prozent günstiger. Für seine Erhebung hat Iqvia die Daten von drei deutschen Versandhandelsapotheken erhoben, die nach Österreich liefern.

Nicht verbessern dürfte das schwierige Verhältnis zwischen stationären und Versandapotheken auch ein zweiter Konflikt, über den die österreichische Zeitung „Der Standard“ berichtete. Vamida, der zweitgrößte Versender am österreichischen Markt mit Sitz in Brünn, wirft wichtigen Pharmalieferanten vor, zwischen April und Juli Preise für Versandhändler um 3 bis 4 Prozent erhöht zu haben – und zwar auf Druck der niedergelassenen Apotheker, wie Unternehmenschef Marco Vitula vermutet. Die stationären Apotheken hätten gedroht, ihren Einkauf andernfalls zu reduzieren, will der Vamida-Chef von Außendienstmitarbeitern der Pharmaindustrie erfahren haben. Die Apothekerkammer wies den Vorwurf zurück. Rechtliche Schritte will Vamida keine einleiten.

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