Kommentar

Schluss mit Kaffeefahrt-Schulungen!

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Berlin -

Die Pharmazie ist keine stationäre Wissenschaft, die Apotheke kein Ort der Stagnation. Produkteinführungen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder regulatorische Veränderungen seitens der Politik halten uns PTA auf Trab. Wie sollen wir am besten auf dem Laufenden bleiben? Wenig hilfreich sind platte Werbeveranstaltungen der Industrie. Eine Abrechnung von Eva Bahn.

PTA und Apotheker bekommen während Ausbildung und Studium ein breites Wissen vermittelt. So mancher Produktmanager glaubt vielleicht, dass nach Schule und Uni die Nachfrage nach relevanter Information nicht mehr nötig ist. Sind die meisten sogenannten Beratungshilfen, die uns aus der Industrie erreichen, deshalb schlicht Produktwerbung?

Viele Veranstaltungen, die nach dem wohlverdienten Feierabend stattfinden, fühlen sich ebenfalls eher wie eine Dauerwerbesendung an. Zwischenfragen nach Evidenz, Langzeitstudien oder zu Konkurrenzprodukten werden meistens nicht zugelassen. Auch wirken die Referenten oft schlecht informiert und eher wie die Verkäufer bei einer Kaffeefahrt. Kaum besser läuft es bei Produktschulungen in den Apotheken während der Arbeitszeit. Trocken aufbereitete Informationen über die Präparate sollen irgendwie im laufenden Betrieb zwischen Rezeptur und HV Eingang in die Köpfe finden. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen, aber die sind leider selten.

Veranstaltungen der Apothekerkammern und -verbände sind zwar qualitativ deutlich gehaltvoller, aber auch teuer. Nicht jeder Arbeitnehmer ist in der Lage, diese Kosten zu übernehmen. Hier sind die Chefs gefragt. Geschultes Personal sollte eigentlich für jeden Apothekeninhaber das Fundament darstellen, auf dem der eigene Betrieb steht. Doch nicht jeder Arbeitgeber kann sich die Bezuschussung leisten. Die Übernahme der Kosten einer Fortbildung und die Anerkennung deren Dauer als Arbeitszeit – wenigstens zur Hälfte – sollten aber selbstverständlich sein. Leider sieht es in vielen Betrieben anders aus.

In der Industrie hat mittlerweile glücklicherweise ein Prozess des Umdenkens begonnen. Es werden nicht mehr ausschließlich reine Werbeflyer gedruckt und in den Apotheken verteilt. Einzelne Hersteller versuchen das pharmazeutische Personal mit humorvoll aufbereiteten und dadurch eingängigen Informationen zu versorgen. Dabei geht es nicht nur darum, die eigenen Produkte vorzustellen. Statt präparate- kommen sie indikationsbezogen daher. Komplette Themenbereiche wie Betäubungsmittel, Wechselwirkungen oder Compliance werden beleuchtet.

Dass pinke Informationsmaterialien bei PTA gut ankommen und gleichzeitig relevant sein können, zeigt etwa die Teva-Billigmarke AbZ. PTA schätzen modern und humorvoll aufgearbeitete Informationen. Wir schlagen uns während des Tagesgeschäfts schon genug mit ernsthaften Themen herum. Auch im Bereich der Online-Fortbildungen hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Apothekenmitarbeiter können an Gewinnspielen teilnehmen, bei Produktvorstellungen Punkte sammeln und diese gegen verschiedene Gutscheine eintauschen. Diese Projekte sind zwar ein netter Zeitvertreib, bei dem PTA sicherlich für den Verkauf noch ein wenig dazu lernen können. Aber unabhängig sind sie nicht. Auch Fragen werden dabei nicht beantwortet.

Wer auf der Suche nach aktuellen, qualitativ hochwertigen und kostenfreien Beratungshilfen ist, findet in den Leitlinien der Bundesapothekerkammer (BAK) ein übersichtliches, vertrauenswürdiges und aktuell überarbeitetes Angebot. Die Informationen werden von Experten aus Hochschulen, Krankenhausapotheken und den öffentlichen Apotheken erarbeitet. Sie sind praxisnah und gut verständlich umgesetzt.Es gibt also durchaus Alternativen. Hoffentlich wird es über die Jahre mehr!

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