Pharmaunternehmen

Amneal kommt nach Deutschland

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Berlin -

Ein weiterer Hersteller betritt den deutschen Generikamarkt. Anfangs mit Lizenzen, später mit eigenen Marken will sich Amneal im deutschen Apotheken- und Klinikmarkt etablieren. Das Familienunternehmen mit indischen Wurzeln wurde 2002 in New Jersey gegründet – von den Brüder Chirag und Chintu Patel mit der Beratung ihres Vaters Kanu Patel. Weitere Mitglieder der Familie, Sanjiv und Dr. Nikunj Patel, sind als stellvertretender Vorsitzende in der Führungsriege des Unternehmens tätig.

Die Brüder begannen mit der Lohnfertigung von OTC-Produkten, 2005 folgte Folsäure. Im selben Jahr brachte Amneal die ersten verschreibungspflichtigen Generika auf den US-Markt: Metformin und Benzonatat. 2007 übernahm der Hersteller fünf Generika von Merck und ermöglichte dadurch die Übernahme durch Mylan. 2007 wurde das eigene Label eingeführt. Zwischen 2007 und 2008 übernahm Amneal mehrere Firmen, einschließlich Akyma, KVD und Interpharm.

Der Hersteller beschreibt sich als eines der schnellsten wachsenden Unternehmen in der Pharmaindustrie. Mit einem Marktanteil von 4,2 Prozent ist Amneal eigenen Angaben zufolge nach Verschreibungsvolumen der siebtgrößte Generikahersteller in den USA. Dort hat das Unternehmen derzeit 75 Wirkstoffe auf dem Markt. Zuletzt setzte das Unternehmen mit 2400 Angestellten, davon 1300 in den USA, 550 Millionen Euro um, 2007 waren es noch 19 Millionen Euro.

An externen Investoren ist die Patel-Familie nicht interessiert, Amneal liegt im Privatbesitz der beiden Gründungsbrüder. Neben mehreren Standorten in den USA ist Amneal in Indien vertreten.

2013 erwarb der Hersteller eine Mehrheitsbeteiligung an Creo Pharma, einem der führenden britischen Generikahersteller für Spezialprodukte in der Apotheke und im Krankenhaus. Weitere Standorte hat der Hersteller in Australien, Spanien und Dänemark. Im Februar dieses Jahres eröffnete Amneal seinen internationalen Hauptsitz in der Schweiz.

In Deutschland hat Amneal das Heidelberger Unternehmen Bioeq gekauft. 2011 hatte der der spanische Lohnhersteller Farmaprojects S.A.U. das Tochterunternehmen gegründet. Seit Oktober arbeitet Mario Breidtscheidel als erster Mitarbeiter für Amneal in Deutschland. Der Marketingexperte war zuvor bei Genzyme, danach bei Baxter und Actavis/Aurobindo. Jetzt leitet er die operativen Geschäfte bei Amneal.

„Wir haben Bioeq wegen der Großhandelserlaubnis übernommen“, sagt er. „Wir haben in Bayern eine eigene Großhandelserlaubnis beantragt. Wenn die erteilt ist, wird Bioeq umbenannt in Amneal.“ Übernommen wird von Bioeq außerdem der bestehende Rabattvertrag des Kassendienstleisters GWQ für Metoprololsuccinat.

Geschäftsführer bei Amneal Deutschland ist seit November Falk Rochser, der von Actavis kommt. Zuvor war er bei Hexal und davor bei Sandoz und bei Ratiopharm im Klinikbereich tätig. Insgesamt sollen bis 2017 rund 20 Mitarbeiter für Amneal in Deutschland arbeiten. „Jetzt sind wir zu siebt“, sagt Breidtscheidel, zwei davon besuchen als Außendienstler bereits Apotheken und Kliniken. Später sollen es zehn werden.

Im Januar will Amneal sein erstes Produkt in die deutschen Apotheken bringen: ein generisches Zytostatikum. Bis 2017 sollen ausschließlich lizenzierte Präparate vermarktet werden: in Deutschland produzierte Zytostatika wie Paclitaxel, Docetaxel, Irinotecan sowie Infusionslösungen, Lokalanästetika und das komplette alte generische Portfolio von Pfizer. „Zwei Jahre lang werden wir Produkte einlizenzieren, um eine Marktpräsenz aufzubauen“, sagt Breidtscheidel. Bis Ende nächsten Jahres sollen dies rund 65 Produkte sein.

Für das erste Jahr visiert Breidtscheidel einen Umsatz zwischen 6 und 9 Millionen Euro an. Rabattverträge sollen nicht im Vordergrund stehen. Darum werde man sich allenfalls bewerben, wenn sich die Gelegenheit biete. Ab 2017 sollen dann vor allem eigene Produkte vermarktet werden, für die es weltweite Zulassungen geben werde.

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