Zugangskontrolle

Alles im Griff

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Berlin -

Vor rund einem Jahr eröffnete Apotheker Dr. Hannes Proeller seine vierte Apotheke. Die Gudjons-Apotheke befindet sich zusammen mit der gleichnamigen Homöopathie-Manufaktur in einem Gebäudekomplex. Mit einem Zutrittskontrollsystem regelt Proeller genau, wer wann in welchen Raum Zutritt erhält – und wer nicht. Denn blindes Vertrauen kommt für den Chef von rund 80 Mitarbeitern nicht in Frage. Die strikte Zugangskontrolle helfe, im Fall der Fälle falsche Verdächtigungen zu vermeiden.

Zum Erstbezug Ende 2016 in die neuen Räumlichkeiten in Augsburg entschied sich der Apotheker für eine Absicherung mit einer elektronischen Zutrittskontrolle. „Ich muss zugeben, dass ich früher bei Schlüsseln geschlampt habe“, sagt Proeller. „Die Übergabelisten wurden nur nachlässig geführt, sodass häufig nicht klar war, welcher Schlüssel bei welchem Mitarbeiter ist und wer Zugang zu welchen Bereichen der Apotheke hat.“

Mit dem Zutrittskontrollsystem CodeLoxx von Abus gelinge nun eine auf den Apothekenbetrieb angepasste Zutrittsregelung der unterschiedlichen Personengruppen. Denn das Personal im Apothekenbetrieb habe vielfältige Aufgaben: Die Rollen reichen von verkaufsberatenden Apothekern über PTA und Laboranten bis hin zu Zulieferanten und Reinigungskräften. Angesichts der strengen Reinheitsvorschriften und dem Zugang zu wertvollen und teils gefährlichen Substanzen sei es hierbei besonders wichtig, dass jede Person ihre individuelle Zutrittsberechtigung erhalte, so Proeller.

Individuell programmierte Chip-Schlüssel gewähren dem jeweiligen Mitarbeiter nur zu vorab bestimmten Räumen und nur zu bestimmten Zeiten Zugang. So gelangt beispielsweise ein Lieferant mit eigenem Chip-Schlüssel über den Hintereingang zur Anlieferungsstelle, um Waren abzuliefern. Er erhält jedoch keinen Zugang zur Offizin oder dem Backoffice.

„Ich habe viele Aufgaben an meine Mitarbeiter delegiert, die sie eigenverantwortlich erledigen“, erläutert der Apotheker, der neben der Gudjons-Apotheke noch drei weitere Apotheke und die Gudjons-Homöopathiemanufaktur führt. „Dennoch muss ich als Chef natürlich einen Überblick und die Kontrolle darüber behalten.“ Ein Zugangskontrollsystem helfe nachzuvollziehen, wer wann wo reingegangen ist, und diene daher der Prävention.

„Meinen Mitarbeitern vertraue ich grundsätzlich nicht“, gibt Proeller unumwunden zu. Dafür habe es in seinen Apotheken in den vergangenen Jahren zu viele Vorfälle gegeben. Es sei sogar vorgekommen, dass die Kriminalpolizei einen Mitarbeiter direkt in einer seiner Apotheke verhaftet habe. Eine Zugangskontrolle bewirke außerdem, dass eine grundsätzliche, ungesunde Verdachtsatmosphäre gar nicht erst entsteht. „Lieber vertraue ich weniger und kontrolliere, als unschuldige Mitarbeiter zu verdächtigen“, sagt der Apotheker. Das würden seine Angestellten im Übrigen auch so sehen.

Ein weiterer Vorteil der elektronischen Zutrittskontrolle sei die Erteilung von Zutrittsberechtigungen via Chip-Schlüssel, erklärt Proeller. Wenn eine Person beispielsweise Zugang zur Apotheke, zum Lagerraum und zum Labor erhalten soll, sind keine drei Schlüssel mehr nötig. Alle Berechtigungen werden auf einem einzigen Chip-Schlüssel vereint. Ändern sich Zuständigkeiten, könne man die Schlüssel zudem ganz einfach umprogrammieren. Geht ein Schlüssel verloren, werde er einfach und schnell gesperrt. Ein neuer Chip-Schlüssel kann den verlorenen Schlüssel direkt ersetzen.

„Die Verwendung der elektronischen Zutrittskontrolle hat auch mir persönlich das Leben erheblich erleichtert. Mittlerweile habe ich nur noch einen Chip-Schlüssel für alle Apotheken und alle Bereiche meines Unternehmens am Schlüsselbund“, so der Apotheker. Nur der Mitarbeiterraum bleibt für den Chef von rund 80 Mitarbeitern und seinen kaufmännischen Leiter Kay Greiner nach eigenen Angaben tabu. „Der Raum gehört eben unseren Angestellten. Dort haben sie auch persönliche Dinge“, erklärt Proeller. Die Chefetage habe dort nichts zu suchen.

Ein solches elektronisches Zutrittskontrollsystem eignet sich nach Auffassung des Apothekers in erster Linie für größere Apotheken mit vielfältigen Leistungsbereichen. So teilt sich die Gudjons-Apotheke mit der gleichnamigen Homöopathie-Manufaktur, dem Bürotrakt mit Chefbüros, einem Warenlager und Seminarräumen insgesamt stattliche 1200 Quadratmeter. In seinen drei weiteren, kleineren Apotheken hat Proeller lediglich mechanische Zylinder installieren lassen. Die Installation der CodeLoxx-Zylinder sowie der Eingabeeinheiten samt Steuergerät vor Ort nahm seinen Angaben nach insgesamt fünf Tage in Anspruch. In dieser Zeit seien zwei Apothekenmitarbeiter, die sich fortan um die Pflege der Schließrechte kümmern, in die Bedienung des Systems eingewiesen worden.

Neben der internen Zugangskontrolle eignet sich das System nach Angaben des Herstellers Abus auch für Einbruchsprävention. Denn Apotheken sind häufig das Ziel schneller Einbrüche. Obwohl die Automatiktüren dabei erfahrungsgemäß die größte Schwachstelle sind, versuchen es Diebe auch häufig, sich durch die Hintertüren Zugang zu verschaffen. „Gerade bei kleinen, nicht ausreichend gesicherten Filialen ist der Einstieg für die Täter besonders einfach“, teilte das für Sicherheitstechnik bekannte Unternehmen mit, das eigenen Angaben nach die Schließanlagen für die Luxusherberge Ritz-Carlton in Berlin oder den Diamantenturm in Dubai geliefert hat.

Wenn der Einbruch zu nächtlichen Notdienstzeiten geschieht, ist zudem das Wohl der diensthabenden Mitarbeiter in Gefahr, der in der Regel allein in der Apotheke ist. „Hier kommen sicherheitstechnische Vorteile der elektronischen CodeLoxx-Zylinder zum Tragen“, lobpreist das Unternehmen sein System. „Da bei diesen kein klassisches Schlüsselloch vorhanden ist, kann die Schließmechanik von außen nicht mehr mittels Dietrich oder Schraubenzieher manipuliert werden.“ Gehärtete Edelstahlkomponenten würden weiter dazu beitragen, den Zugang mittels Gewalteinwirkung zu vereiteln.

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