Gemeinde Wildflecken

Mit Werbekampagne: Arzt und Apotheker gesucht

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Berlin -

Zehn bis 15 Kilometer bis zum nächsten Hausarzt oder zur nächsten Apotheke: Diese Distanzen könnten für die Bewohner der unterfränkischen Gemeinde Wildflecken bald Realität werden. Denn der letzte Apotheker im Ort gab vor wenigen Wochen auf. Der verbleibende Hausarzt ist bereits im rentenfähigen Alter. Bürgermeister Gerd Kleinhenz hat deswegen eine Werbekampagne ins Leben gerufen, die vor allem Mediziner von den Vorzügen Wildfleckens überzeugen soll.

Ob Elvis Presley oder Basketball-Legende Shaquille O´Neal ­– viel Prominenz hielt sich früher in Wildflecken auf. Die Gemeinde diente der US-Armee nach dem Zweiten Weltkrieg als Truppenübungsplatz. Berühmte Musiker und Sportstars schauen zwar heute nicht mehr so oft im unterfränkischen Ort zwischen Fulda und Bad Kissingen vorbei, dennoch habe Wildflecken immer noch viel zu bieten, so Bürgermeister Kleinhenz: „Tolle Landschaft, günstiger Wohnraum, Zusammenhalt, kurze Wege. Wir sind schon vorzeigenswert.“

Die Botschaft richtet sich an Ärzte und Apotheker, denn an beidem mangelt es im Ort derzeit gewaltig. Im August schloss die Kreuzberg-Apotheke. Inhaber Volker Zinn hatte schon länger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Krankheitsvertretungen zu finden, wurde für Zinn immer schwieriger, auch wirtschaftlich war dies für den Apotheker nicht mehr darstellbar. Somit gibt es seit Ende August keine Apotheke mehr in Wildflecken.

Kleinhenz hält die Augen auch nach einem neuen Hausarzt für die Gemeinde offen. Zwar gibt es im Ort noch eine Praxis, deren Inhaber hat jedoch schon das Rentenalter erreicht. Der zweite Hausarzt in der 3000-Seelen-Marktgemeinde hatte altersbedingt bereits im April geschlossen. Ohne Hausarzt und Apotheker müssten die Bewohner Wildfleckens mindestens zehn Kilometer weit fahren, um mit Medikamenten und Behandlungen versorgt zu werden.

Kleinhenz will die Situation nicht hinnehmen. Der Bürgermeister wandte sich an eine Agentur, die eine Werbekampagne schaltete. Im Bayerischen Rundfunk, im Fernsehen und in den Sozialen Netzwerken sollen mit der Kampagne Ärzte für Wildflecken gewonnen werden. „Wir hoffen, dass die Aktion öffentliches Interesse hervorruft. Vielleicht gibt es ja in den größeren Kliniken im Umkreis Ärzte, die dort unzufrieden sind und sich mit einer eigenen Praxis auf dem Land niederlassen wollen“, erklärt Kleinhenz die Beweggründe.

Der Bürgermeister Wildfleckens weiß, dass seine Gemeinde mit ihrem Werben zahlreicher Konkurrenz ausgesetzt ist: „Wir sind ja bei weitem nicht die Einzigen, die sich in einer solchen Situation befinden.“ Eine eigene Werbekampagne für Apotheker sei derzeit nicht geplant, dafür fehlten die finanziellen Mittel. Außerdem sei es schwierig, ohne Hausarzt einen Apotheker für die Gemeinde zu begeistern. Umso wichtiger sei der Erfolg der Ärzte-Kampagne.

Dass die Gemeinde nicht genug für die Ansiedlung von Ärzten und Apothekern tue, möchte Kleinhenz sich nicht vorwerfen lassen. Der Bürgermeister weiß, dass Lokalpolitiker dieser Vorwurf in vergleichbaren Situationen oft trifft. Kleinhenz sieht jedoch vor allem die Bundes- und Landespolitik in der Verantwortung. „Dort hat es in den vergangenen Jahren Versäumnisse gegeben, die auf uns im Lokalen abgewälzt wurden“, so das Ortsoberhaupt. Für die kommenden sechs bis sieben Jahre erwartet Kleinhenz, dass für viele Gemeinden die Schwierigkeiten noch größer werden. Konkret erhofft sich der Bürgermeister, dass Zulassungshürden für die Medizin- und Pharmaziestudiengänge abgebaut werden.

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