Das Pelikan-Imperium von Gießen

Erfolgsrezept: Delegieren

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Berlin -

Zum 360. Geburtstag der Pelikanapotheke am Gießener Kreuzplatz gibt es einen Umbau. Natürlich nicht zum ersten Mal in der langen Geschichte. Aber bestimmt der schönste. Kunden und Apotheker sind jedenfalls zufrieden. Und im nächsten Jahr kommt eine neue Apotheke ins Pelikan-Portfolio.

„Die Apotheke hat ein neues Gesicht bekommen“, sagt Apothekerin Rhodean Rashidian. Gemeinsam mit ihrem Mann Amir Shahim, dem die Apotheken gehören, führt sie ein kleines Imperium: „Mein Mann hat vier Apotheken in Gießen, sie sind alle zwei Minuten Fußweg voneinander entfernt.“

Dass das Pelikan-Unternehmen so schnell gewachsen ist, hat einen traurigen Hintergrund. Das Ehepaar machte sich im Jahr 2012 mit der Apotheke am Oswaldsgarten selbständig. Als der Apotheker von gegenüber verstarb, standen sie vor der Entscheidung: Sollten sie sein Unternehmen, das aus drei Apotheken bestand, übernehmen oder nicht? Sie waren erst seit einem Jahr selbstständig. So schnell wollten sie eigentlich nicht expandieren, wagten dann aber den Sprung und haben es nicht bereut.

„Es war nicht leicht, aber wir haben gemeinsam mit guten Mitarbeitern aus allen Apotheken tapfer alles reibungslos organisiert“, erzählt die 33-Jährige. Ihr Erfolgsrezept: „Wir sind keine Kontrollfreaks, können gut vertrauen und delegieren. Wir glauben an ein gemeinsames Miteinander und geben unseren Mitarbeitern weitgehend freie Hand.“ Aus Erfahrung weiß sie: „Man kann sowieso nicht alles kontrollieren.“ 50 Mitarbeiter haben die Pelikan-Apotheken.

 

Die Apotheken wurden umfirmiert: „Jetzt heißen alle vier Pelikanapotheken.“ Früher hießen sie Apotheke am Oswaldsgarten, Apotheke in der Galerie und Apotheke am Marktplatz. Nach und nach sollen sie auch in ähnlichem Stil umgebaut werden. Die gerade umgebaute Apotheke ist Namensgeberin und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Im Jahr 1658 legte Johann Köppel aus Thüringen die staatliche Prüfung zum Apotheker ab und eröffnete die Apotheke „Zum Pelican auf dem Kreutz“. In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer mehrfach. Im Jahr 1944 wurde die Apotheke zerstört und wechselte in eine Notunterkunft. Erst im Jahr 1955 konnte sie wieder an ihren angestammten Platz übersiedeln, seitdem befindet sie sich ohne Unterbrechung am Kreuzplatz. Apotheker Paul B. Schneider kaufte sie 1984, 2004 und 2005 eröffnete er Filialapotheken, die bis zu seinem Tod führte.

Der Umbau der Pelikan-Apotheke, der Anfang Oktober begann, wird natürlich gebührend gefeiert. „Wir sind dabei, es allen Kunden mitzuteilen“, sagt die Apothekerin. Die meisten Kunden sind angenehm überrascht: „Das Gebäude ist schließlich 360 Jahre alt, bis vor kurzem war eben auch die Offizin alt und nicht sehr schön.“

Am 5. Januar übernimmt Rhodean Rashidian, die derzeit als Angestellte arbeitet, ihre erste eigene Apotheke: Die renommierte Apotheke am Theater in Gießen. Die derzeitige Chefin geht in den wohlverdienten Ruhestand. „Wir finden, dass diese tolle Apotheke nicht untergehen soll“, sagt Rashidian.

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