Apothekenpflicht

Friseur-Shop verkauft Thermacare Schmerzgel

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Berlin -

Im Internet werden apothekenexklusive Produkte immer öfter in branchenfremden Kanälen wie Parfümerien angeboten. Der Friseur-Shop Ready2Style bietet nicht nur ein breites Sortiment an Kosmetik aus der Offizin an. Auch das apothekenpflichtige Arzneimittel Thermacare Schmerzgel von Pfizer war zwischenzeitlich gelistet.

Das OTC-Präparat stand auf der Markenseite des Online-Händlers neben den Wärmepflastern. Das Gel wurde in zwei verschiedenen Größen gelistet, wobei nur die 50 g Packung verfügbar war. Die Tube mit 100 g sei nicht lieferbar, hieß es, laut Shop aber „bald wieder da“. Neukunden erhalten auf ihre Bestellung ab einem Wert von 19,99 Euro einen Rabatt von fünf Euro.

Geschäftsführer Steffen Hermann kann sich nicht erklären, wie das Arzneimittel im Online-Shop gelandet ist. „Ich mache den Einkauf und die Produktpflege nicht“, sagt er. Dass es sich um ein apothekenpflichtiges Präparat handelt, hat er laut eigenem Bekunden nicht gewusst. Die Ware werde von verschiedenen ausländischen Händler geliefert. Wer genau dahinter steht, wollte er nicht verraten.

Der 28-Jährige hat das OTC-Produkt und die gesamte Thermacare-Übersicht mittlerweile aus dem Shop entfernt. Apothekenkosmetik wird weiterhin verkauft. Seit Anfang des Jahres hat er Marken wie Eucerin, Vichy und Bepanthol im Sortiment. „Uns wurde ein guter Einkauf angeboten“, sagt Hermann. Die Anbieter von Friseurbedarf hätten auch Kosmetik und Parfüm im Gepäck.

Die apothekenexklusiven Marken werden mit Rabatten von 10 Prozent beworben. In der Kategorie „Haut“ sind Eucerin, Bioderma, Vichy, Avène, Caudalie und La Roche-Posay als „Top-Marken“ ausgewiesen. Außerdem werden Accessoires und Elektrogeräte angeboten. Den Online-Auftritt gibt es seit zweieinhalb Jahren. Der Webshop entwickele sich gut, so Hermann. Insgesamt werden rund 5000 Produkte angeboten.

Apothekenkosmetik ist auch bei Internet-Parfümerien beliebt: Der Händler Iparfumerie und die Kette Douglas haben verschiedene Marken aus der Apotheke im Sortiment. Auch Ernährungsplattformen wie Nu3 und Supermärkte wie Edeka und Kaufland haben das Angebot in der Apotheke für sich entdeckt und verkaufen in einzelnen Märkten Vichy, Centrum, Thermacare und Baldriparan (Pfizer), Yokebe und XLS Medical (Omega), Isla Moos (Engelhard), Formoline L112 (Certmedica), Kohle-Compretten (Merck) sowie Basica (Protina).

Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC gab jeder dritte Teilnehmer an, dass die Verkäufe über den Graumarkt bereits massiv Umsatz kosteten. Weitere 47 Prozent fanden, dass die Verkäufe schlecht für das Image sowohl der Marke, als auch der Apotheke seien. 9 Prozent sehen auch vor allem Nachteile für die Industrie: Apothekenmarken im Graumarkt seien für Hersteller ein Problem, da sie der Marke schadeten.

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