Selbstmedikation

Diese OTC-Hersteller wachsen am schnellsten

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Berlin -

Zehn Milliarden Euro setzten die Apotheken im vergangenen Jahr mit OTC-Medikamenten und Gesundheitsprodukten um (reale Apothekenverkaufspreise, rAVP). Nach Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health wuchs der Markt damit um 2,3 Prozent. Welche Firmen besonders erfolgreich waren, zeigt unsere Bilderstrecke.

Im Grundsatz entwickelt sich der OTC-Markt laut Insight Health flach, das Geschäft in der Offizin stagniert, nur der Versandhandel kann leicht zulegen. Nach Packungen verlieren die Apotheken vor Ort sogar, während DocMorris & Co. ein kleines Wachstum verbuchen können.

Unter den großen Firmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz fallen vor allem die beiden saarländischen Hersteller Dr. Theiss und Ursapharm mit einem Wachstum von 24,4 beziehungsweise 19,1 Prozent ins Auge. Zuwächse können auch Reckitt Benckiser (plus 7,4 Prozent), Bionorica (5,7), Pohl Boskamp (5,1), Ratiopharm (3,7), Medice (2,8) und Heel (2,7) verbuchen.

Andere führende OTC-Unternehmen wuchsen leicht unter Markt oder stagnierten, darunter Orthomol (plus 1,9 Prozent), DHU (1,2), GlaxoSmithKline (1,1), Schwabe (0,9), Bayer (0,5), Boehringer (0,3) und Johnson & Johnson (0,1). Rückläufig entwickelte sich das Geschäft bei Vichy (minus 8,4 Prozent), Dr. Mann (5,1), Hexal (3,5), Meda (3,2), Merck (2,2), Stada (2), Klosterfrau (1,9), Pfizer (1,6) und Eucerin (0,4).

Andere Firmen mit mehr als 5 Millionen Euro Umsatz sind auf der Überholspur:

Caudalie gibt es nicht nur, aber auch in der Apotheke. Der französische Hersteller legte 2016 um 10 Prozent zu und kommt auf 18 Millionen Euro.

Mit Desinfektionsmitteln wie Octenisept hat Schuelke & Mayr im vergangenen Jahr 40 Millionen Euro umgesetzt, 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen gehört zu Air Liquide.

Preisbewussten Kunden kann man Billiggenerika anbieten – oder Reimporte. Eurim konnte seinen OTC-Umsatz um 10 Prozent ausbauen.

Bei Emra legte die OTC-Sparte sogar um 11 Prozent zu.

Um 11 Prozent wuchs auch Retterspitz. Das Unternehmen wird in vierter Generation von den Brüdern Markus Valet und Florian Valet geführt.

Mit Ophthalmika hat sich Théa einen Namen gemacht. Mittlerweile ist der französische Hersteller auch in Deutschland erfolgreich. Um 13 Prozent legten die Erlöse 2016 zu.

Fresenius Kabi ist in den Kliniken zu Hause, vor allem in den hauseigenen Helios-Häusern. In der Apotheke werden Kochsalzlösung und Fresubin regelmäßig nachgefragt. Plus 15 Prozent.

Mit orthomolekularen Produkten war Menssana zuletzt erfolgreich. Um 13 Prozent wuchsen die Erlöse.

Tromcardin, Keltican, Utipro oder einfach Schmerzcreme: Trommsdorff ist in verschiedenen Indikationen vertreten. Plus 13 Prozent können sich sehen lassen.

Zurück in die Zukunft: Die Zeiten, in denen Harry Wijnvoord mit Slim Fast Erfolge feierte, sind lange vorbei. Doch jetzt ist der Abnehmtrink nach Absatzeinbrüchen zurück. Um 13 Prozent zugelegt – nicht an Gewicht, sondern an Umsatz.

Kyberg kennen viele Apotheker als Vertriebsdienstleister, doch mit Aminovital und Orthodoc hat das Unternehmen aus Oberhaching auch eigene Marken im Angebot. Plus 14 Prozent.

Von Ärzten für Apotheker: Mit der Marke Dermasence segelt der Hersteller P&M Cosmetics erfolgreich in der Nische. Die Umsätze wuchsen 2016 um 14 Prozent auf 27 Millionen Euro.

Ihr habt das Medikament, wir den Vernebler. Dieser Grundsatz gilt für Pari nicht mehr. 2015 brachte der Hersteller seine ersten Generika auf den Markt – und die laufen erfolgreich: Plus 14 Prozent.

Im OTC-Bereich ist Pfizer für Marken wie Vitasprint, Baldriparan und Thermacare bekannt. Doch während hier die Umsätze leicht rückläufig waren, legte die Sparte “Pfizer PFE“ um 15 Prozent zu. Hier ist – neben den ehemaligen Hospira-Produkten aus dem Rx-Bereich – Sab simplex angesiedelt.

Auf Pflegeprodukte für Allergiker hat sich Allergika spezialisiert, der Name lässt es erahnen. Und der Hersteller aus Wolfratshausen ist erfolgreich: Plus 15 Prozent.

Fresenius Medical Care (FMC) vertreibt Dialyselösungen, aber auch Calcium-Tabletten. Die Erlöse wuchsen um 15 Prozent.

Ob Läusemittel oder Herpescreme: Infectopharm ist nicht nur beim Kinderarzt beliebt, sondern auch bei den Eltern. Um 15 Prozent kletterten die Erlöse auf 41 Millionen Euro.

Unter den sogenannten A-Firmen – Generikaherstellern im Niedrigpreissegment – war Heumann 2016 die erfolgreichste. 15 Prozent Umsatzwachstum konnte kein Konkurrent vorweisen.

Ein OTC-Switch brachte Angelini ins Geschäft: Das RachentherapeutikumTantum Verde des italienischen Herstellers Angelini hat mittlerweile in vielen Apotheken hat einen festen Platz. Plus 15 Prozent, 12 Millionen Euro Umsatz.

Primavera vertreibt seine Produkte direkt, doch auch in den Apotheken sind die ätherischen Öle zu Hause. Nach einer Steigerung um 16 Prozent kommt die Firma von Ute Leube und Kurt Ludwig Nübling auf mehr als 5 Millionen Euro Umsatz.

Burger-Mix und Pizza-Boden: Wer es eiweißarm mag, ist bei MetaX richtig. Das Institut für Diätetik punktet mit eigenen Rezepten und eigenem Webshop. In der Apotheke zählt die Firma mit 5 Millionen Euro zu den Exoten. Plus 16 Prozent.

Quiris ist die dritte Firma von Hauke Thoma – und mit Produkten wie Elasten, CH-Alpha und Telcor außerordentlich erfolgreich. Plus 17 Prozent – die Schwelle von 20 Millionen Euro ist genommen.

Exeltis hat sich mit Kontrazeptiva einen Namen gemacht. Doch rund um das Thema Frauengesundheit hat der spanische Hersteller auch eine OTC-Sparte aufgebaut. Die wuchs zuletzt um 18 Prozent auf 5 Millionen Euro.

Allcura ist vor allem in Reformhäusern und Naturkostläden präsent. In der Apotheke legten die Umsätze 2016 um 18 Prozent auf 5 Millionen Euro zu.

Mit seinen exotischen Phytoprodukten trifft Dr. Loges einen Nerv der Zeit. Rhodiolan & Co. wuchsen 2016 um 18 Prozent, kein Phytohersteller war erfolgreicher.

Aescusan, Calcilac, Nystaderm, Simagel: Die Produkte von Mibe sind vor allem in den neuen Bundesländern bekannt. Um 18 Prozent steigerte die Dermapharm-Tochter 2016 ihren Umsatz. Firmenchef Wilhelm Beier dürfte das freuen, hatte er doch den Verkauf der Gruppe platzen lassen.

Als führender Reimporteur konnte Kohlpharma seine Position im OTC-Bereich ausbauen: Plus 19 Prozent.

Im Sport würde man sagen: Ursapharm schwimmt auf der Erfolswelle. Tatsächlich scheint das Wachstum der Firma um den ehemaligen Fußballprofi Frank Holzer kein Ende zu finden. Plus 19 Prozent auf 102 Millionen Euro. Pokalverdächtig.

Ein Pharmazeut unter den am schnellsten wachsenden OTC-Herstellern? Die Bahnhof-Apotheke Kempten kommt mit ihren Mischungen auf 9 Millionen Euro Umsatz, plus 21 Prozent.

Luvos ist auf Erfolgskurs. Ariane Kaestner, Urenkelin des Firmengründers, hat den Hersteller neu ausgerichtet und neue Zielgruppen erschlossen. Plus 21 Prozent – alleine in der Apotheke.

Während Apothekenmarken abwandern, kapert Dr. Wolz die Offizin erst. Der Hersteller aus Geisenheim ist eigentlich im Reformhaus zu Hause. Im neuen Vertriebskanal wächst das Geschäft 2016 um 22 Prozent.

Dr. Clemens Fischer kommt mit PharmaFGP 2016 „nur noch“ auf ein Wachstum vom 23 Prozent. Der Grund: Starke Marken wie Kijimea und Remitan hat er ausgegliedert.

Allergan ist für Botox bekannt, doch der Hersteller hat mit Augentropfen wie Optive und dem Enzympräparat Panzytrat auch Produkte für Selbstzahler im Sortiment. Plus 23 Prozent, während es bei der Konzerntochter Bausch + Lomb beziehungsweise Dr. Mann weniger gut lief.

Sehr erfolgreich entwickelt sich auch die französische Kosmetikmarke Bioderma. Hierzulande durch Aktiv-Derma in München vertrieben, wuchsen die Umsätze um 24 Prozent.

Dr. Theiss ist der zweite Hersteller mit mehr als 100 Millionen Euro, der zweistellig wächst. Plus 24 Prozent – die massive Kampagne zeigt Wirkung.

Nestlé drängt in den Apothekenmarkt. Mit Galderma ist der Lebensmittelkonzern bereits im Kosmetikregal, nun soll mit Meritene auch der Ernährungsbereich ausgebaut werden. 10 Millionen Euro kommen bereits zusammen, plus 25 Prozent.

Noch einmal Infectopharm. Seit 2015 bündelt der Hersteller sein OTC-Geschäft unter der Dachmarke Pädia. Produkte wie Babybene, Dimet und Pädiasalin entwickeln sich prächtig: plus 28 Prozent.

Eigentlich war der OTC-Bereich für Hennig nur ein Flankenschutz: Weil der Unterlagenschutz für Arlevert ablief, führte das Familienunternehmen unter der Leitung von Kai und Holger Schleenhain Produkte wie Wortie, Licener und Viticks ein. Plus 31 Prozent.

Erfolgreich mit Eigenmarken? Gehe zeigt, wie das geht. Die Umsätze der Produkte von Gesund leben sind 2016 um ein Drittel gewachsen.

Axicorp ist von Hause auf Reimporteur, doch unter der Sparte läuft auch Ibutop. Mit einem Plus von 41 Prozent entwickelte sich die Dermapharm-Tochter 2016 prächtig.

Kijimea wächst und wächst und wächst – 2016 noch einmal um 43 Prozent. Unter dem neuen Dach von Synformulas steht die Marke angeblich vor dem Verkauf.

Indivuell ist in: Pro Medico feiert mit Pure Encapsulations Erfolge. 2016 konnten die Erlöse um knapp zwei Drittel ausgebaut werden.

Mit seiner Reihe Omnibiotic ist der österreichische Hersteller Allergosan sehr erfolgreich in deutschen Apotheken. Ein Umsatzplus von 81 Prozent.

Nummer 1 ist Remitan. Auf diesem Türschild gibt es die Firma noch gar nicht, denn als Kosmetiksparte von PharmaFGP wurde sie gerade erst auf eigene Füße gestellt. Der Newcomer kommt auf 5 Millionen Euro Umsatz.

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