Versandhandel

Apotheker packt Grüne bei der Ökologie

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Berlin -

Die Apotheker und die Grünen – das ist seit Jahren eine eher schwierige Beziehung. In der Vergangenheit war es vor allem die Kettenpolitik und erstaunliche Nähe der damaligen Gesundheitsexpertin Biggi Bender zu Celesio. Doch auch aktuell in der Debatte um das Rx-Versandverbot stellen sich die Grünen gegen die Apotheker. Ein Apotheker aus Braunschweig kann nicht verstehen, warum ausgerechnet die Grünen der Umweltverschmutzung das Wort reden.

Apotheker Jörg Prosiel, Inhaber der Bohlweg-Apotheke in Braunschweig, verfolgt die Debatte um das geplante Rx-Versandverbot aufmerksam. Er wundert sich, warum die Grünen sich so für den Versandhandel stark machen: „Versandhandel, Nachhaltigkeit und Ökologie stehen naturgemäß im Widerspruch: Unmengen an Verpackung, lange Transportwege, Ware aus aller Herren Länder“, postete der Apotheker bei Facebook.

Aus seiner Sicht ist es ökologischer Wahnsinn, sich Ware, die eigentlich schon vor Ort ist, noch einmal zusenden zu lassen, nur um ein paar Cent zu sparen. „Jeder Einzelne lässt sich seinen ökologischen Fußabdruck ausrechnen, bestellt aber außerhalb des Wohnorts oder sogar in Holland Waren, um sie zu seinem Wohnort schicken zu lassen – geht‘s noch?“, so Porsiel.

Der Apotheker weist darauf hin, dass durch den Transport NOx und Feinstaub en masse erzeugt würden. Dabei werden die Ware nur durch die Lande geschickt, „um Vorhandenes durch Gleiches aber eben sehr ökologisch teures zu ersetzen“, so Porsiel. „Da werden Riesen-LKW losgeschickt, um kleine Arzneimittelpackungen aus Holland herbeizukarren“, empört sich der Pharmazeut.

Am Ende seines Eintrags bei Facebook gibt Porsiel noch eine klare politische Botschaft ab: Für ihn persönlich seien die Grünen „unwählbar“. Allerdings sollte sein Eintrag explizit kein Wahlkampf sein. Der Apotheker bezeichnet sich als parteilos.

Der Eintrag sei natürlich auch mit Wut im Bauch über die jüngsten Äußerungen aus dem Lager der Grünenfraktion geschrieben, sagt der Apotheker heute. Aber er steht dazu: Es werde so viel über Ökologie geredet, da könnten sich die verantwortlichen Politiker ruhig auch beim Thema Versandhandel mit den Auswirkungen befassen.

Was das EuGH-Urteil betrifft, besteht auch aus Sicht der Grünen durchaus „dringender Handlungsbedarf in Bezug auf die Preisbindung“, zeitliche Verzögerungen gingen „Lasten aller Apotheken gehen“. Den von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vorgelegten Gesetzentwurf zum Rx-Versandverbot sehen die Grünen aber kritisch. Sie unterstützen die Idee aus der SPD-Fraktion, Rx-Boni zu deckeln.

Die Grünen hatten sich in einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung gewandt und dabei vor allem die Begründung des Gesetzentwurfs hinterfragt. Die Fraktion sieht nicht, dass das Gröhe-Ressort Alternativen geprüft habe. Zudem haben die Grünen Zweifel, dass eine etwaige Unterversorgung auf den Versandhandel zurückzuführen sei.

Auch am Thema Fremdbesitzverbot kamen die Grünen nicht vorbei: Wie sich denn die Gewinnerwartungen einer inhabergeführte Apotheke von der, durch eine Kapitalgesellschaft betriebenen Apotheke unterscheide, will die Fraktion wissen. Und: „Welche ökonomischen Ziele haben inhabergeführte Apotheken aus Sicht der Bundesregierung?“

Doch die Grünen blitzten mit ihrer Anfrage ab. Laut der Antwort des BMG ist der Meinungsbildungsprozess in der Koalition noch nicht abgeschlossen. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man daher keine Angaben zum Regelungsziel, Inhalt oder Begründung des Entwurfs machen, bügelt das Ministerium die Fragesteller ab. Die Grünen sind sauer: „Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage macht deutlich, dass man sich den schlechten Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Gröhe (noch) nicht zu Eigen machen will“, kommentierte Kordula Schulz-Asche, Gesundheitsexpertin der Grünen.

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