VISION.A

Einfach mal machen!

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Berlin -

Sie packen einfach an: Es gibt noch keine Landkarte mit rollstuhlgerechten Orten? Dann machen wir eine! Jan und Raul Krauthausen haben einen kleinen, aber durchsetzungsfähigen Verein gegründet. Sozialhelden e.V. gewann den ersten Platz beim VISION.A Award in der Kategorie CSR für nachhaltige Corporate Social Responsibility.

Gute Ideen haben viele. Die Kunst des Erfolges liegt darin, sie umzusetzen. Das können die Cousins Jan und Raul. Ein Teil ihrer Familie hat südamerikanische Wurzeln, Raul ist Rollstuhlfahrer – die beiden wurden schon früh für soziale Probleme wie zum Beispiel Armut, Mitleid und soziale Abhängigkeit sensibilisiert. Sie wollten etwas gründen und sich sozial engagieren, 2004 initiierten sie den Verein Sozialhelden.

Die beiden hatten die RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ gesehen und sich gefragt, ob man zur Abwechslung nicht auch einmal etwas „Sinnvolles“ casten könnte. Gemeinsam mit einem Radiosender suchten sie also den „Super Zivi“ für Raul. Der Gewinner bekam tatsächlich den Job. Und dann ging es immer weiter, Projekt für Projekt. Auf den T-Shirts, die sie online verkaufen, steht „Einfach mal machen.“ Es beschreibt die Philosophie des Berliner Vereins: „Wir wollen Menschen für gesellschaftliche Probleme sensibilisieren und zum Umdenken bewegen“, sagt Sprecher Andi Weiland.

Oft sind es kleine Dinge, die Nicht-Behinderte sagen und die Behinderte irritieren. Zum Beispiel möchte kein Mensch im Rollstuhl über sich hören oder lesen, dass er „sein Leben tapfer meistert“. Besser ist es Weiland zufolge, schlicht zu schreiben, dass jemand im Rollstuhl sitzt. Genau das wollen die Sozialhelden erreichen: Dass man beim Sprechen und Schreiben nachdenkt, wie die eigenen Worte ankommen. Nachdenken, umdenken, sensibilisieren. Klingt einfach, ist aber eine Idee, die ständiges Nachhaken erfordert. Auf der Seite leidmedien.de informieren Raul Krauthausen und sein Team interessierte Journalisten, wie man die passenden Worte wählt.

Für einen Verein wie diesen brauchte man natürlich einen einprägsamen Namen. „Damit soziales Engagement Spaß macht und das nötige Augenzwinkern hervorruft, braucht es ein Fünkchen Ironie, ein bisschen Querdenkerei“, sagt Weiland, „für uns kann jeder ein Sozialheld sein, denn in jedem Menschen schlummern verborgene herausragende Kräfte“.

Immer wieder fallen den Sozialhelden im gesellschaftlichen Leben Dinge auf, die verbesserungswürdig sind. Travelable.info zum Beispiel ist ein Informationsangebot für Reisende mit Behinderungen, mit selfpedia.de haben die Berliner eine Plattform für Menschen mit Behinderungen und pflegende Angehörige geschaffen, auf der man Antworten auf Fragen rund um den Alltag mit Behinderung stellen kann.

Eines Tages fiel ihnen auf, dass es noch keine Karte gab, die rollstuhlgerechte Orte auflistet. Nun gibt es eine: Unter www.wheelmap.org kann jeder weltweit diese Orte finden, neue eintragen und über ein Ampelsystem bewerten. Derzeit sind über 650.000 Cafés, Bibliotheken, Schwimmbäder und weitere öffentlich zugängliche Orte erfasst. Ohne „Einfach mal machen“ wäre die Welt um ein bisschen Optimismus ärmer.

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