Österreich

Grippe-Impfung: Vierfach-Impfstoff nicht lieferbar

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Berlin -

Auch in Österreich rollt die Grippewelle an. 8.400 Erkrankungen wurden allein in Wien in der vergangenen Woche registriert. Aus Niederösterreich meldet man 3.413 Erkrankte. Experten rechnen mit einem weiteren Anstieg. Mehr als 70 Prozent der jetzt grassierenden Viren sind Influenza B-Viren der Linie „Yamagata“. Der Vierfach-Impfstoff, der dagegen wirkt, ist in Österreich jedoch nicht mehr lieferbar und nur noch vereinzelt in Apotheken erhältlich.

„Es ist selten, dass ein Influenza-B-Virus eine Grippesaison schon zu Beginn dominiert“, sagte die Virologin Monika Redlberger-Fritz vom Zentrum für Virologie der MedUni Wien gegenüber kurier.at. 70 Prozent der Virusnachweise im Labor sind ihren Angaben nach derzeit Influenza-B-Viren der „Yamagata-Linie. Die Experten konnten mittlerweile in Schleimhautproben aus ganz Österreich Influenzaviren nachweisen. Vom derzeit dominanten Influenza B-Virus sollen vor allem Kinder betroffen sein.

Doch die Vierfachimpfstoffe, die dagegen schützen, sind in Österreich offenbar nicht mehr lieferbar. Nach der Übersichtsliste des österreichischen Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) zu Vertriebseinschränkungen betrifft dies zum einen das Präparat Fluarix Tetra von GlaxoSmithKline (GSK). Hierfür wurde gemeldet, das Kontingent sei ausgeschöpft. Für den zweiten betroffenen Grippeimpfstoff, Vaxigrip Tetra von Sanofi Pasteur Europe, wurde dem BASG bereits Anfang November 2017 mitgeteilt, die Ware für die Influenzasaison 2017/2018 sei abverkauft.

„Möglicherweise sind noch Bestände an Vierfach-Impfstoffen in Apotheken verfügbar“, sagte Stefan Deibl von der pharmazeutischen Abteilung der Österreichischen Apothekerkammer der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Da müssten sich die Impfwilligen „leider durchfragen“. Ist der Impfstoff ausverkauft, können Apotheken auch nichts mehr nachbestellen. Dabei wurde erst vor einer Woche der offizielle Beginn der Grippewelle in Österreich ausgerufen.

Bernhard Prager, Generalsekretär des Verbandes der Impfstoffhersteller, schätzt, dass rund ein Viertel des Angebots in dieser Saison Vierfachimpfstoffe waren. „Die Nachfrage war größer als erwartet“, so Prager. Er verteidigte aber das Vorgehen der Hersteller: „Die Firmen müssen aber das Risiko ausbalancieren, dass sie am Ende der Saison nicht zu viele Impfstoffe vernichten müssen. Das ist ein wirtschaftliches Risiko." In öffentlichen Impfstellen wie Magistraten gab es – aufgrund eines dreijährigen Liefervertrags der Firma Sanofi Pasteur mit der Bundesbeschaffungsagentur – generell nur Dreifach-Impfstoffe.

Der Influenzaimpfstoff für die aktuelle Saison 2017/2018 setzt sich nach den Empfehlungen der WHO und des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) aus den Antigenen weltweit zirkulierender Varianten folgender Viren zusammen: A/Michigan/45/2015 (H1N1) pdm09- ähnlicher Stamm, A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2)- ähnlicher Stamm, B/Brisbane/60/2008- ähnlicher Stamm. Die quadrivalenten Impfstoffe enthalten die Antigene dieser Viren sowie eine Variante vom B/Phuket/3073/2013-ähnlichen Stamm (B/Yamagata-Linie).

Die Apothekerkammer hält dennoch grundsätzlich an ihrer Empfehlung fest, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Die Grippewelle in Österreich sei erst im Anlaufen. Allen, die keine Vierfach-Impfung bekommt, empfiehlt auch Virologin Redlberger-Fritz sich mit dem Dreifach-Impfstoff impfen zu lassen. Denn man könne nie sagen, wie sich andere Stämme entwickeln.

Auch in Deutschland soll eine tetravalente Vakzine Tetra 2017/2018 von AstraZeneca nach Angaben des Paul-Ehrlich-Insitut (PEI) in der Saison 2017/2018 beim Hersteller bereits abverkauft sein. Bei zwei weiteren verfügbaren Vierfach-Impfstoffen Influsplit Tetra 2017/2018 von GlaxoSmithKline und Vaxigrip Tetra 2017/2018 von Sanofi Pasteur Europe sollen aktuell keine Lieferengpässe vorliegen.

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