EU-Versandapotheke

Geplatzte Geheimgespräche

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Berlin -

Vor Gericht wurde die Entscheidung über das Schicksal der EU-Versandapotheke ins nächste Jahr vertagt. Dann wird in Cottbus im Rechtsstreit mit dem Großhändler Phoenix ein Urteil verkündet. Doch wie geht es derweil wirtschaftlich weiter bei der Versandapotheke? Während potenzielle Investoren auf eine Insolvenz spekulieren, wird die Belegschaft mit Durchhalteparolen vertröstet. Gleichzeitig gibt es Gerüchte, Inhaberin Dr. Bettina Habicht wolle den Kundenstamm der Versandapotheke verkaufen. Ihr Mann Sven Schumacher dementiert dies allerdings.

In einer internen Mail teilten Habicht und Schumacher der Belegschaft mit, „dass unser Gespräch am gestrigen Tage noch nicht erfolgreich war“. Parallel dazu gebe es aber „weitere positive Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben“. Konkrete Angaben könne man aber noch nicht machen. Doch die Chefs sind weiter zuversichtlich: „Wir machen also aus eigener Kraft weiter, und wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir diese Turbulenzen überstehen.“

Was das zitierte „Gespräch am gestrigen Tage“ betrifft, so berichten verschiedene Quellen, dass Habicht und Schumacher in Hamburg waren. Und zwar bei einem Apotheker mit Versanderlaubnis, der in der Hansestadt eine Apotheke führt. Insidern zufolge ging es um einen Verkauf der Kundendaten der EU-Versandapotheke. Der Apotheker selbst hat sich auf Nachfrage dazu bislang nicht geäußert. Schumacher dementierte das Treffen.

Er widersprach ebenso Gerüchten, wonach es mit demselben Apotheker schon früher ein Treffen gegeben haben soll, angeblich Mitte August auf dessen Finca auf Mallorca. Demnach sollen Habicht und Schumacher die Apotheke damals zum Preis von 2,3 Millionen Euro angeboten haben. Wenn das so stimmt, hat es dennoch nicht zu einem Abschluss gereicht. Schumacher zufolge hat es aber auch dieses Treffen nicht gegeben.

Fest steht, dass es grundsätzlich Interessenten gibt. Doch die warten im Hintergrund darauf, dass der EU-Versandapotheke wirtschaftlich die Luft ausgeht. Verlängerte Lieferzeiten und der Wegfall der Zahlungsart Rechnung in den vergangenen Wochen legen zumindest den Verdacht nahe, dass es um die Liquidität des Unternehmens nicht zum Allerbesten steht. Die interne Mitteilung ist im Tonfall zwar hoffnungsvoll, strotzt auch nicht gerade vor Selbstbewusstsein.

Doch potenziellen Investoren erscheint die Unsicherheit zu groß. Die Rechte an Marke und Domain liegen angeblich bei der Tochter des früheren Inhabers Kurt Rieder. Und dann ist da natürlich das laufende Verfahren gegen Phoenix. Der Großhändler fordert 5,4 Millionen Euro von Habicht, die selbst Gegenforderungen in Höhe von inzwischen 6,1 Millionen Euro erhebt.

In der mündlichen Verhandlung am 14. November wurde Phoenix von der Gegenseite gar in Zusammenhang mit einem vermeintlichen Insolvenzstraftatbestand mit Bezug Rieder gebracht. Der Großhändler soll weitere 1,5 Millionen Euro in die Insolvenzmasse zahlen. Bei Phoenix hält man das für eine Nebelkerze. Am 13. Februar will das Landgericht Cottbus sein Urteil verkünden. Die Parteien befinden sich zwar auch außergerichtlich noch im Austausch, nach Lage der Dinge erscheint eine gütliche Einigung aber unwahrscheinlich. Nach dem ehemaligen Finanzchef der Versandapotheke soll nun auch Franz Schrödl, Vertriebsleiter bei Phoenix Cottbus, Strafanzeige wegen Verleumdung gegen Habicht gestellt haben.

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