Apothekenrecht

Nach Tod des 100-Jährigen – Stiftung erbt Löwen-Apotheke

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Berlin -

Der Fortbestand der Löwen-Apotheke in Bad Liebenwerda ist bis auf Weiteres gesichert: Nach dem Tod von Inhaber Dr. Wolfgang Liebe kurz nach seinem 100. Geburtstag führt als Verwalter Apotheker Christian Rusch die Apotheke weiter. Inhaberin der Apotheke ist jetzt die Dr. Wolfgang Liebe Bürgerstiftung Bad Liebenwerda. Die Apothekenaufsicht des Landes Brandenburg hat diese ungewöhnliche Konstruktion genehmigt.

Das Apothekengesetz ermöglicht die Fortführung einer Apotheke nach dem Tod des Inhabers: „Nach dem Tode des Erlaubnisinhabers dürfen die Erben die Apotheke für längstens zwölf Monate durch einen Apotheker verwalten lassen“, heißt es dort in §13. Da der kürzlich verstorbene Apotheker Dr. Wolfgang Liebe seine Stiftung als Erbe eingesetzt hatte, ist diese jetzt Inhaberin der Löwen-Apotheke. Innerhalb eines Jahres muss eine andere Lösung gefunden werden. Als wahrscheinlich gilt aus Sicht der Apothekenaufsicht ein Verkauf.

Nach dem Apothekenrecht darf eine Apotheke in Deutschland nur von einem Apotheker betrieben werden. Ein Fremdbesitz ist ausgeschlossen. Mehrere Personen zusammen können laut Apothekengesetz (ApoG) eine Apotheke nur in der Rechtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder einer Offenen Handelsgesellschaft (OHG) betreiben. In diesen Fällen bedürfen alle Gesellschafter der Erlaubnis.

Beteiligungen an einer Apotheke in Form einer Stillen Gesellschaft und Vereinbarungen, bei denen die Vergütung für dem Erlaubnisinhaber gewährte Darlehen oder sonst überlassene Vermögenswerte am Umsatz oder am Gewinn der Apotheke ausgerichtet ist, sind unzulässig. Das gilt insbesondere auch für am Umsatz oder Gewinn ausgerichtete Mietverträge. Der Sonderfall einer Stiftung als Inhaberin einer Apotheke ist nirgendwo explizit geregelt.

Kurz nach seinem 100. Geburtstag war Apotheker Dr. Gustav Martin Wolfgang Liebe Anfang August verstorben. Bis zu seinem Tod war er der älteste noch aktive Apotheker in Deutschland. Noch kurz vor seinem Tod suchte er einen Nachfolger. Weil der 100-Jährige nicht mehr stehen und gehen konnte, beobachtet er das Geschehen in der Offizin von einem Nebenraum. Die Tür zur Offizin stand immer offen.

„Meine Erfüllung ist die Apotheke an sich, ist es, den Menschen ein wenig Last von der Seele zu nehmen. Friede und Erfüllung lassen mich zur Harmonie gelangen“, beschrieb der betagte Apotheker sein Lebensmotto im Gespräch mit APOTHEKE ADHOC anlässlich seines Geburtstages. „Jetzt brauche in dringend einen Nachfolger, sonst muss ich schließen. Ich habe mein Gleichgewicht verloren und kann jetzt nicht mehr am HV-Tisch stehen.“

72 Jahre führte Apotheker Liebe seine Löwen-Apotheke in Bad Liebenwerda, auf stolze 81 Berufsjahre kam er. Selbst zu DDR-Zeiten gelang es ihm, die Apotheke als Privatunternehmen zu führen. Der Apotheker gehörte zu Bad Liebenwerda, dort war er Ehrenbürger. Aber auch weit über die Grenzen der brandenburgischen Kurstadt hinaus wurde er bekannt. Liebe trug den Ehrendoktorhut der International University of Kyrgyzstan (IUK) in Bischkek, Kirgisistan.

Seine Biografie machte Liebe über die Grenzen Brandenburgs bekannt. Unter dem Titel „Wir werden noch gebraucht“ strahlte die ARD einen TV-Bericht über ihn aus. Im Jahr 2012 wurde Wolfgang Liebe mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. In Bad Liebenwerda wurde eine Seniorenwohnstätte nach ihm benannt.

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