Virostatika

Zytomegalie: Strüngmann-Firma bekommt Zukunftspreis

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Berlin -

Für ein Medikament zum Schutz vor dem Zytomegalie-Virus hat ein Team aus Nordrhein-Westfalen den Deutschen Zukunftspreis 2018 erhalten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergab die mit 250.000 Euro dotierte Auszeichnung am Mittwochabend an die Wuppertaler Wissenschaftler Helga Rübsamen-Schaeff und Holger Zimmermann.

Die Preisträger haben laut Angaben „das weltweit erste und bislang einzige“ Präparat entwickelt, das bei Knochenmarktransplantationen vor dem Virus schützen soll. Es habe das Potenzial, die Behandlung weiterer Patientengruppen „zu revolutionieren“, teilte das Bundespräsidialamt mit.

Das Zytomegalievirus gehört zu den Herpesviren; in den Industrienationen trägt etwa jeder Zweite es in sich. Ein intaktes Immunsystem hält es normalerweise in Schach. Wenn Patienten aber zum Beispiel wegen Krankheiten oder nach Transplantationen keine oder nur eine stark geschwächte Immunabwehr haben, kann eine Infektion damit schwere bis tödliche Folgen haben.

Hier setzt das Medikament der von Rübsamen-Schaeff gegründeten Firma Aicuris (Anti-infective Cures) an, deren Hauptinvestoren die ehemaligen Hexal-Eigentümer Thomas und Andreas Strüngmann sind. Damit können Patienten nach Knochenmarktransplantationen vorbeugend behandelt werden – und nicht erst, wenn eine Infektion Probleme bereitet. Zugelassen ist die Arznei hierfür schon in mehreren Ländern, unter anderem in den USA und Europa. Weltweit sind laut Angaben jedes Jahr 40.000 Menschen nach Knochenmarktransplantationen durch das Virus gefährdet.

Manchen Leukämie-Patienten kann nur eine solche Transplantation helfen. Die bisherigen Medikamente zum Bekämpfen der gefährlichen Infektionen hätten jedoch auch schwere Nebenwirkungen gehabt, hieß es. Anders als diese Mittel greift der neue Wirkmechanismus laut Angaben nicht auch menschliche Strukturen an, sondern er ziele allein auf das Virus. Insgesamt erhöhten sich die Überlebenschancen damit deutlich, sagte Rübsamen-Schaeff.

Die Hoffnung sei nun, dass in Zukunft womöglich auch weitere Patientengruppen mit Immunschwäche von dem Schutz profitieren könnten. Als Beispiele nannte die Wissenschaftlerin Empfänger anderer Spenderorgane, Aids-Patienten und Neugeborene.

Der Zukunftspreis des Bundespräsidenten ist einer der bedeutendsten Wissenschaftspreise in Deutschland, er wurde nun zum 22. Mal vergeben. Eine Jury bewertet die Innovationsleistung, blickt aber auch auf das Arbeitsplatz-Potenzial hierzulande. Die Gewinner setzten sich gegen Teams aus Baden-Württemberg und Bayern durch, die für ein neues Getriebe sowie für eine Technik zur Nutzung von Wasserstoff nominiert waren. 2017 war die Entwicklung lernfähiger Roboterassistenten ausgezeichnet worden.

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