Kundengespräche

Blutzucker bei 320: „Bin ich Diabetiker?“

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Berlin -

Anja Alchemilla ist zufrieden mit ihrer Bluthochdruck-Woche. Rund um den Welt-Hypertonie-Tag am 17. Mai drehte sich in ihrer Filiale alles um dieses Thema. Vom Schaufenster bis zu den Kundenflyern war alles auf Information ausgerichtet, und die Kunden haben es auch zum großen Teil wahrgenommen und darüber gesprochen.

Heute ist nun der Tag mit dem größten Zulauf, denn ein Vertreter einer Firma die Blutdruckmessgeräte vertreibt ist in der Apotheke. Er bietet eine kostenfreie Messaktion für die Kunden an, die bei ihm überprüfen lassen können ob ihr altes Messgerät noch so läuft wie es soll. Das kommt gut an, und es haben sich viele Stammkunden zu diesem Aktionstag angemeldet.

Vor Anja Alchemilla steht ein Mann, der das Treiben im Hintergrund interessiert beobachtet.
„Wissen Sie, ich habe mich in letzter Zeit auch gefragt, ob mit meinem Blutdruck alles in Ordnung ist. Mir ist manchmal ganz flau. Vielleicht ist es ja auch der Kreislauf.“
„Wollen wir das mal überprüfen? Ich messe gerne mal nach, ob irgendwas nicht stimmt!“

Der Kunde willigt ein, und Alchemilla beginnt mit dem Standardprogramm. Den Patienten erst einmal etwa fünf Minuten sitzen lassen, damit er zur Ruhe kommt. Das Messgerät vorbereiten, den Arm freilegen und erklären wie weiter vorgegangen wird: die Hand liegt locker etwa in Herzhöhe auf dem Tisch, die Manschette wird zwei Finger breit über der Ellbogenbeuge angelegt, die Beine werden nicht übergeschlagen und während der Messung wird nicht gesprochen. Es stellt sich heraus, dass der Druck und der Puls völlig im Normbereich liegen.

Anja Alchemilla fragt aber noch weiter:
„Haben Sie denn außer dem flauen Gefühl noch weitere Beschwerden?“
„Ach... wenn Sie mich so fragen: ich muss nachts öfter mal raus, wissen Sie. Vielleicht die Prostata? Ich habe aber auch immer so einen Durst!“
„Wenn wir jetzt schon hier sitzen – ich habe da einen Verdacht. Haben Sie etwas dagegen wenn ich sie kurz piekse, um einen Blutzuckertest zu machen?“
„Nein nein. Wenn es der Wahrheitsfindung dient“, scherzt der Kunde.

Das Ergebnis ist weit weniger erfreulich als das des Blutdrucktests. Das Messgerät zeigt die Zahl 320 an.
„Und was bedeutet das jetzt? Bin ich Diabetiker?“
Anja erklärt dem Kunden, der deutlich verwirrt und verwundert ist, das Ergebnis und schickt ihn umgehend zum Hausarzt.

Die Bilanz der Blutdruckwoche sind am Ende neun Menschen mit unerwartet hohen Werten und ein Neudiabetiker. Anja ist nachdenklich. Die Ärzteschaft hat sich früher deutlich dagegen ausgesprochen, dass in Apotheken der Blutdruck gemessen werden darf. Aber jedes Jahr werden hier Patienten entdeckt, die man frühzeitig zum Arzt schicken kann, bevor sie körperliche Schäden davontragen. Und immer mal wieder wird auch ein Diabetes mellitus Typ 2 in der Apotheke vor Ort enttarnt. „Pieksen können wir also auch hier vor Ort“, resümiert sie für sich. „Wer weiß... vielleicht liegen die Ärzte ja auch falsch wenn es um das Impfen in der Apotheke geht?“

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