Elektronische Gesundheitskarte

Gematik: Grünes Licht für Praxen

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Berlin -

Nach mehrfacher Verzögerung können Arztpraxen und Krankenhäuser jetzt an die Telematikinfrastruktur (TI) der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) angeschlossen werden. Die Betreibergesellschaft Gematik hat dazu erste Hardware-Komponenten zugelassen. Der Branchenprimus Telekom ist nicht darunter – dafür die CompuGroup Medical (CGM). Je Komponente gibt es bislang nur einen Anbieter. Apotheken werden erst später ins neue Netzwerk integriert.

Bis Ende 2018 sollen alle 200.000 Arzt- und Zahnarztpraxen, Psychotherapeuten und Krankenhäuser angeschlossen werden. Die erforderlichen Geräte und Komponenten für den Anschluss wurden jetzt von der Gematik zertifiziert: Konnektoren, E-Health-Kartenterminals, VPN-Zugangsdienst und elektronische Praxisausweise können ab sofort ausgerollt werden. Anschließend sollen die Apotheken folgen. Hier ist aber die Kostenfrage noch nicht geklärt.

Als erster und bisher einziger Konnektor hat die KoCoBox Med+ des zur CGM gehörenden Unternehmens KoCo Connector das Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen. Auch der VPN-Zugangsdienst von CGM hat die Zulassung erhalten. Der Konnektor verbindet die IT-Systeme von Praxen und anderen medizinischen Einrichtungen mit der TI, ähnlich wie ein Router, jedoch mit einem höheren Funktionsumfang und einem laut Gematik „sehr hohen Sicherheitsniveau“.

Der Konnektor stellt für die Verbindung mit der TI ein sogenanntes virtuelles privates Netzwerk (VPN) her, in dem elektronische Anwendungen unter Einsatz moderner Verschlüsselungstechnik völlig abgeschirmt vom sonstigen Internet genutzt werden können. Damit können dann zunächst nur die Versichertenstammdaten als Online-Anwendung automatisch abgeglichen werden. Weitere Anwendungen wie die Patientenakte oder das elektronische Rezept sollen folgen.

Auch ein erstes stationäres Kartenterminal wurde zugelassen: „Orga 6141 online“ des Unternehmens Ingenico Healthcare. Den ebenfalls zugelassenen elektronischen Praxisausweis (SMC-B) der Bundesdruckerei gibt es zunächst nur für Zahnarztpraxen. Die Zulassung für Arzt- und Psychotherapeutenpraxen soll in Kürze folgen. „Wir freuen uns über das Engagement der Industrieunternehmen, die mit ihren Produkten alle Anforderungen an Funktionalität, Interoperabilität und Sicherheit zum Einsatz in der Telematikinfrastruktur erfüllt haben“, so Gematik-Geschäftsführer Alexander Beyer.

CGM weist darauf hin, nun als erster Komplettanbieter über alle notwendigen Komponenten und Dienste zu verfügen, die für eine Anbindung an die TI erforderlich seien. Mit der Zulassung für den Konnektor sei ein „überaus wichtiger Meilenstein“ erreicht. „Der Konnektor erfüllt höchste Sicherheits- und Datenschutzanforderungen“, so CGM-Vorstand Dr. Uwe Eibich. Damit seien alle CGM-Komponenten für die Anbindung an die TI zugelassen. Eine „zeitnahe Anbindung“ der Einrichtungen, die die Installation der TI-Komponenten bereits bestellt haben, „wird damit in den nächsten Tagen möglich sein“, so Eibich.

Nach 15 Jahren Planung, langen Verzögerungen und Kosten von mehreren Milliarden Euro kann die eGK demnächst in der Praxis eingesetzt werden. Im Juli hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Rollout des Kartenprojekts bereits verkündet, obwohl bis dato noch kein Gerät für die Online-Anbindung zur Verfügung stand. Daher hatte das Ministerium den Zeitpunkt, an dem alle Praxen und Kliniken an die TI angeschlossen sein müssen, erneut verschoben auf den 31. Dezember 2018. Der Bund der Steuerzahler hat das Projekt wegen massiver Geldverschwendung bereits massiv als Geldverschwendung kritisiert.

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