Hormonelle Kontrazeptiva

Pille fördert Suizid

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Berlin -

Hormonelle Kontrazeptiva in der Diskussion: Erst im Oktober ergab eine repräsentative Umfrage der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) ein alarmierendes Ergebnis – jede Zehnte Verwenderin leidet oder litt an einer Depression. Das die bevorzugten Verhütungsmittel das Suizidrisiko erhöhen können, belegt nun eine aktuell im American Journal of Psychiatry veröffentlichte dänische Studie.

Das Team um Professor Dr. Øjvind Lidegaard vom Rigshospitalet in Kopenhagen untersuchte das relative Risiko für einen Suizid und Suizidversuch bei Verwenderinnen hormoneller Kontrazeptiva. Die Forscher bezogen in die prospektive Kohortenstudie von 1996 bis 2013 landesweit alle dänischen Frauen ein, die im Studienzeitraum 15 Jahre alt waren und zuvor keine psychiatrische Diagnose, Antidepressiva oder hormonelle Kontrazeptiva erhalten hatten.

Somit ergaben sich Daten von fast einer halben Million Frauen, die im Durchschnitt 21 Jahre alt waren. Das Studienergebnis ist alarmierend: Während des Beobachtungszeitraums wurden 6999 Suizidversuche und 71 vollzogene Suizide dokumentiert.

Im Vergleich zu Frauen, die noch nie ein hormonelles Kontrazeptivum verwendeten, ist das relative Risiko für einen Suizidversuch um das 1,97-Fache und für einen Suizid um das 3,08-Fache bei den Verwenderinnen erhöht.

Die Risikoschätzungen unterscheiden sich für die einzelnen Produktgruppen. Für orale Kontrazeptiva mit der Kombination aus Östrogen und Gestagen wurde für einen Suizidversuch ein relatives Risiko von 1,91 ermittelt. Für Monopräparate mit Progestagene wurde ein erhöhtes relatives Risiko von 2,29 dokumentiert. Bei Verwenderinnen von Vaginalringen, stieg das Risiko auf 2,58. Besonders gefährdet sind Frauen, die ein Pflaster verwenden. Für diese Gruppe konnte ein 3,28-fach erhöhtes relatives Risiko ermittelt werden. Die meisten Suizidversuche wurden bei jüngeren Frauen innerhalb der ersten zwei Behandlungsmonate dokumentiert.

Landesweite Register stellten individuell aktualisierte Informationen über die Verwendung von hormonellen Kontrazeptiva, Suizidversuchen, Suizid und möglichen Störvariablen zur Verfügung. Psychiatrische Diagnosen oder der Beginn einer Therapie mit Antidepressiva während des Studienzeitraums wurden als mögliche Mediatoren zwischen hormonellen Kontrazeptiva und dem Risiko eines Suizidversuchs betrachtet. Bereinigte Hazard-Ratios für Suizidversuche und Suizid wurden für Anwender der hormonellen Kontrazeption im Vergleich zu denen, die nie hormonelle Kontrazeptiva verwendet haben, geschätzt.

Eine dänische Studie aus dem vergangenen Jahr bestätigte die Vermutung, dass ein Zusammenhang zwischen hormonellen Kontrazeptiva und der Verwendung von Antidepressiva besteht. Auch hier waren junge Frauen, die ein Gestagen-haltiges Produkt verwendeten besonders gefährdet.

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