Baden-Württemberg

Kammer: Notdienst macht Apotheken unverkäuflich

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Berlin -

Weil nur an zehn von 31 Tagen im August eine Apotheke in der baden-württembergischen Gemeinde Ellwangen Nacht- und Notdienst schiebt, hat sich der Kreisseniorenrat Ostalb bei der Landesapothekerkammer (LAK) beschwert. Die Kammer sieht aber keine Möglichkeit, den Notdienst auszuweiten: Sonst drohten weitere Apothekenschließungen. „Das wäre doch für niemanden von Interesse“, schreibt die Kammer an den Seniorenrat.

Anfang August hatte Heidi Schroedter, Vorsitzende des Kreisseniorenrates Ostalb, auf die Lage in Ellwangen aufmerksam gemacht. Mit „Bedauern und auch Unverständnis“ müsse man feststellen, dass in Ellwangen der Notdienst-Service von Apotheken immer mehr zurückgefahren werde. Betroffen davon seien vor allen Dingen Senioren, deren Mobilität sehr eingeschränkt sei. Der Notdienstplan der Kammer führe dazu, dass in Ellwangen im Monat August nur am 7., 8., 10., 12, 16., 24., 25., 26., 28. und 30. August eine Apotheke Notdienst-Bereitschaft habe, „also von 31 Tagen nur 10 Tage dafür vorgesehen sind“.

Damit könnten Senioren, die aus gesundheitlichen Gründen im Notfall auf bestimmte Medikamente angewiesen seien, in Ellwangen keine Apotheke aufsuchen. Sie müssten kilometerweit bis nach Aalen, Unterkochen, Ebnat, Unterrombach, Hüttlingen, Essingen, Westhausen, Wasseralfingen, Abtsgmünd, Oberkochen oder Lauchheim fahren oder gefahren werden. „Dies ist ein unhaltbarer Zustand, fast eine Katastrophe“, schrieb Schroedter und bat den Notdienstplan noch einmal zu überdenken „und Einschränkungen nicht auf dem Rücken der Senioren auszutragen“.

Bis 2013 war die Welt auch für die Senioren in Ellwangen noch in Ordnung. Dann schloss eine Apotheke und die bislang getrennten Notdienstkreise Ellwangen und Aalen wurden zusammengelegt. Dies sei in „enger Abstimmung“ mit den Apothekern vor Ort geschehen, rechtfertigt sich die Kammer: „Seither ist es unseres Wissens zu keinen Versorgungsproblemen vor Ort gekommen.“ Als Beleg dafür zitiert die Lokalzeitung Richard Krombholz, Inhaber der Adler Apotheke und Vorsitzender des Notfallkreises Aalen-Ellwangen: Seit fast 30 Jahren stehe er nachts und sonntags immer wieder am Schalter. Einen wirklichen Notfall habe er in dieser Zeit noch nie gehabt.

Trotzdem zeigt die Landesapothekerkammer Verständnis für den Wunsch der Bürger, „möglichst kurze Wege zur nächsten Notdienstapotheke zu haben“. Allerdings müsse man auch die Interessen der Apotheker berücksichtigen. „Jeder Notdienst stellt für eine Apotheke eine Belastung dar“, argumentiert die LAK Baden-Württemberg.

Gerade Apotheken im ländlichen Raum ließen sich „nur schwer verkaufen“, wenn die Notdienstbelastung sehr groß sei. Vor der Änderung des Notdienstplanes mussten die Apotheken in Ellwangen alle acht Tage eine Nachtschicht einlegen. Aus Sicht der Kammer war damit die Grenze des Zumutbaren erreicht: „Eine noch dichtere Notdienstversorgung und damit eine höherer Belastung der Apotheken bürge damit die Gefahr weiterer Apothekenschließungen.“ Nach Angaben der Kammer ist die Zahl der Apotheken im Ostalbkreis seit 2010 von 77 auf 67 gesunken.

Die Abwägung zwischen den Interessen der Bürger und der Belastung für die Apotheker sei „nicht immer einfach“, bittet die Kammer um Verständnis. Außerdem sei der Notdienst nur für wirkliche Notfälle gedacht, die nicht bis zum nächsten Tag warten könnten. Nach Erfahrung der Kammer werde der Notdienst aber „kaum“ von älteren Patienten genutzt. Vor allem seien junge, mobile Familien an der Notdienstklappe anzutreffen.

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