Ehrenamt

Hoheitlich am HV-Tisch

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Berlin -

Kopien stempeln, Unterschriften legalisieren, Hände schütteln – bei Christian Flössner in Dresden gehen nicht nur Arzneimittel über den HV-Tisch. Seit Anfang 2014 ist er Honorarkonsul von Panama – unter anderem. Daneben ist er Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Dresden und Vorzeigeapotheker des Pharmagroßhändlers Gehe. „Mein erster Job ist aber Apotheker, damit verdiene ich mein Geld“, sagt der 49-Jährige. 

1992 approbierte Flössner, 1996 gründete er in Dresden die Saxonia-Apotheke, die im August 2002 von der „Jahrhundertflut“ fast völlig zerstört wurde – eine halbe Million Euro Schaden sei damals entstanden. „Wir konnten nach ein paar Tagen den Notfallbetrieb aufnehmen, Anfang Oktober waren wir wieder im Regelbetrieb.“

2005 kaufte er die Schwan-Apotheke dazu, 2006 die Apotheke an der Frauenkirche, „da hätte ich von Freitag bis Montag Touristen versorgen können“, sagt er, in der Woche reichte der Verkehr aber nicht und so schloss er die Offizin drei Jahre später.

Bereits vor seinem Umzug nach Dresden war Flössner in der Aids-Hilfe Hannover aktiv, seit 1996 berät er in der Dresdner Aids-Hilfe. Ein Jahr später startete er die seitdem halbjährlich stattfindenden zertifizierten HIV/Aids-Fortbildungen für Ärzte und Apotheker. In diesem Frühjahr folgt die 35. Schulung. Vor fünf Jahren erhielt er dafür den sächsischen Aids-Ehrenpreis für herausragende Leistungen im Kampf gegen das Virus.

Seit mehr als einem Jahr vertritt er nun Panama. „Ich habe seit vielen Jahren private Kontakte dorthin“, sagt Flössner. Ein dänischer Freund habe vor zehn Jahren eine Panamaerin geheiratet und lebe seitdem in dem lateinamerikanischen Land.

Der Apotheker schwärmt: „Im Süden der raue Pazifik, im Norden die Karibik, in der Mitte der Regenwald – und das in nur 80 Kilometern.“ Komme man als Tourist ins Land, erhalte man kostenlos eine 30-tägige Krankenversicherung, auch ein Visum sei nicht notwendig. Flössner war bislang fünfmal dort, jüngst vor einer Woche. „Jetzt wird es bestimmt häufiger werden.“

Als die Botschaft des Landes eine Nachbesetzung suchte, wandte sie sich an die IHK, weil Flössner schon einmal in deren Auftrag im Land war. Anfang vergangenen Jahres erhielt er dann das „Exequatur“ – die Erlaubnis zur Ausübung der konsularischen Funktionen innerhalb seines Konsularbezirks.

Honorarkonsuln werden an vielen Orten zusätzlich zu den diplomatischen und konsularischen Vertretungen eingesetzt. Sie werden dort ernannt, „wo die Einrichtung einer berufskonsularischen Vertretung zu aufwendig wäre“, eine örtliche Anlaufstelle aber sinnvoll sei, schreibt das Auswärtige Amt. Neben Flössner gibt es in Deutschland noch drei weitere Honorarkonsuln für Panama; neben der Botschaft in Berlin hat das Land nur ein eigenes Konsulat in Hamburg.

„Ich muss vor allem panamaischen Staatsbürgern helfen, wenn sie hier Probleme haben, das ist die originäre Aufgabe einer diplomatischen Vertretung“, sagt der Pharmazeut, „etwa wenn sie ihren Ausweis verloren haben.“ Flössner ist zudem offizieller Vertreter der Republik Panama, Honorarkonsularbeamter und damit qua Amt siegelführend: Er kann hoheitliche Bescheinigungen ausstellen, etwa Kopien panamaischer Bürger beglaubigen.

Er hilft aber auch bei wirtschaftlichen Anliegen: Exportiert eine Firma Waren nach Panama, darf er die Unterschriften auf den notwendigen Exportdokumenten „legalisieren“. Außerdem können sich deutsche Unternehmen an ihn wenden, wenn sie etwa nach Panama expandieren wollen und nach Kontakten suchen. Werde ein Staatsbürger in Deutschland inhaftiert, müsse Flössner benachrichtigt werden und habe bevorzugtes Besuchsrecht im Gefängnis. Auch leitet er etwa Anfragen zwischen den panamaischen und den deutschen Behörden weiter.

Ein Büro braucht er für seine Arbeit nicht, „wenn jemand kommt, dann kommt er zur Apotheke“. Viele Panamaer hat er dort noch nicht begrüßt: „Das Land hat 3,8 Millionen Einwohner, die verirren sich nicht alle nach Dresden“, sagt er.

Der Aufwand halte sich daher in Grenzen, Fössner schätzt ihn auf nicht mehr als zwei Stunden. Abendempfänge, etwa wenn der Ministerpräsident den Neujahrsempfang gibt oder beim panamaischen Nationalfeiertag Diplomaten geladen werden, rechnet er nicht dazu – „wenn mich ein Apothekerkollege einlädt, ist das ja auch keine Arbeit“.

„Meine schönsten Erlebnisse habe ich aber, wenn ich Urlaub in Panama mache.“ Völlig abschalten kann er dort nicht, „man kennt ja auch den einen oder anderen dort. In der Regel lädt mich auch der Außenminister ein, man ist immerhin nicht alle Tage vor Ort.“ Als Arbeit empfindet er auch diese Empfänge nicht.

Flössner ist übrigens nicht der einzige Honorarkonsul, den Gehe/Celesio hervorgebracht hat: Ex-Konzernchef Dr. Fritz Oesterle vertritt nebenher die britischen Belange in Baden-Württemberg.

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