Medizinalhanf

Cannabisblüten: Weniger Rezepte, aber großer Umsatz

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Berlin -

Die Freigabe von Cannabis zu medizinischen Zwecken erfreute nicht nur betroffene Patienten. Auch für Importeure war die Änderung interessant, denn der Markt ist groß und hat ein großes Entwicklungspotenzial. Der Umsatz wächst seit der Liberalisierung gewaltig, wobei im Süden wesentlich mehr verschrieben wird. Das geht aus aktuellen Analysen von Insight Health hervor.

Medizinisches Cannabis wird als Fertigarzneimittel, als Zubereitung, beispielsweise in Form von Kapseln und Tropfen, und als Cannabisblüten in den Handel gebracht und kann seit März 2017 zulasten der Krankenkassen verordnet werden. Wie der Informationsdienstleister Insight Health berichtet, dominierten Fertigarzneimittel zu Beginn den Markt. In diesem Jahr kam es in diesem Bereich jedoch zu einer Stagnation des Wachstums. Seit Mitte des Jahres gäbe es mehr Verordnungen über Zubereitungen als über Fertigarzneimittel.

Besonders umsatzstark seien die Blüten: „Auf Cannabisblüten entfallen zwar weniger Rezepte als auf Zubereitungen, sie erzielen aber den größeren Umsatz.” Innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erzielten die Blüten und Zubereitungen im dritten Quartal 2018 einen Umsatz von mehr als 17 Millionen Euro. Gegenüber des Vorjahreszeitraums entspreche das nahezu einer Verdreifachung. Wenn es um die Kosten für eine Therapie mit Cannabisblüten und cannabishaltigen Arzneimitteln geht, müssen die Krankenkassen daher immer tiefer in die Tasche greifen.

Auch Unterschiede bezogen auf die räumliche Verteilung der Verordnungen in Deutschland wurden festgestellt, denn in Bayern und Baden-Württemberg wurden die meisten Rezepte für Zubereitung und Cannabisblüten pro Kopf gezählt. Insight Health-Experte Oliver Hammel kommentiert: „Es ist möglich, dass in bestimmten Regionen Deutschlands noch Wachstumspotenzial für cannabishaltige Arzneimittel besteht.“

Auch das Alter der Patienten wurde von Insight Health unter die Lupe genommen. Den Zahlen zufolge liegt der Altersdurchschnitt der Patienten mit Cannabis-Verordnungen bei 55 Jahren. Dabei sind die weiblichen Patienten mit im Durchschnitt 58,6 Jahren etwas älter als die männlichen Patienten mit einem Durchschnittsalter von 52,5 Jahren. Im Fokus der möglichen Therapien stünde am Anfang Multipler Sklerose, mittlerweile werde Cannabis in einem ganzen Spektrum von Indikationen angewandt, beispielsweise bei der Schmerzbekämpfung.

Die Nachfrage nach Cannabis als weitere Therapieoption ist zweifelsohne gestiegen. Das hat auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erkannt und deshalb in der zweiten Runde 10,4 Tonnen Cannabis ausgeschrieben. Zuvor waren es 6,6 Tonnen. Es liegt nahe, dass bei dieser ausgeschrieben Menge die Kosten für die Kassen weiter steigen werden.

Insight Health zufolge weitet sich der Markt für Cannabis als Arzneimittel noch immer aus. Als Grund dafür wird das Potenzial von Cannabis in der Suchtmedizin genannt. Bisher gibt es Hinweise darauf, dass Cannabidiol (CBD) die morphinabhängige Belohnungsreaktion im Gehirn und die Rückfallrate bei Morphinabhängigkeit reduzieren kann. Im Rahmen einer Pilotstudie gewannen Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München neue Erkenntnisse. Sie haben festgestellt, dass Patienten mithilfe von Cannabis das Verlangen nach Suchtmitteln wie Alkohol, Benzodiazepine oder Opioide reduzieren können.

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