Übernahme in Owschlag

Die „Neue“ ist ein bekanntes Gesicht

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Berlin -

Die „Neue“ in der Anker-Apotheke kennen viele Owschlager schon lange: Johanna Ostermeyer ist in dem 3600-Einwohner-Ort in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Nach Studium und Job bei Pohl-Boskamp ist sie jetzt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt.

Zum Jahresbeginn übergab Apotheker Alois Plagge das Unternehmen an die 33-Jährige. Wohl selten war eine Apothekenübergabe so lange im Voraus geplant wie diese: „Vor ein paar Jahren hat Herr Plagge mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, eines Tages seine Apotheke zu übernehmen.“ Eines Tages lag da noch in ferner Zukunft, aber Ostermeyer sagte zu. „Ich habe in der zehnten Klasse ein zweiwöchiges Schülerpraktikum in der Apotheke gemacht. So bin ich darauf gekommen, Pharmazie zu studieren.“ Und der Apotheker erkannte wohl ihr Talent.

„Mitte 2017 wurden die Pläne dann konkreter“, erzählt Ostermeyer. Sie wollte immer noch zurück nach Owschlag, für den Apotheker war sie immer noch die Traum-Kandidatin. Die Feinplanung begann. „Herrn Plagge war es sehr wichtig, dass seine Apotheke in gute Hände kommt“, sagt Ostermeyer. Auch die Übergabephase war gut geplant: „Ich habe am 1. September 2018 in der Apotheke angefangen und wurde gründlich eingearbeitet“, erzählt sie. Denn außer ihrer PhiP-Zeit hat sie bislang keine Offizin-Erfahrung gesammelt.

Nach dem Studium begann sie beim Familienunternehmen Pohl-Boskamp (GeloRevoice) im schleswig-holsteinischen Hohenlockstedt als Trainée, arbeitete schließlich jahrelang als Fachreferentin in der wissenschaftlichen Abteilung. „Ich war für Themen wie Dokumentation, Zulassung, Arzneimittelnebenwirkungsmeldungen und Kundenanfragen zuständig“, sagt sie. „Kurioserweise habe ich im Studium gedacht, dass ich nicht in die öffentliche Apotheke möchte. Im praktischen Jahr hat es dann aber so viel Spaß gemacht, dass ich lange am Überlegen war, ob es nicht doch etwas für mich ist. Andererseits hat auch die Arbeit bei Pohl-Boskamp sehr viel Freude gemacht. Aber jetzt war es Zeit für etws Neues.“

Mit Jahresbeginn hat der seit über 30 Jahre amtierende Apotheker die Geschäfte an seine Nachfolgerin übergeben. In den vergangenen Monaten hat sie parallel zur Einarbeitung ihr Leben mit zwei Kleinkindern von Hamburg nach Owschlag verlegt. „Ich möchte meinen Kindern eine genauso schöne Kindheit ermöglichen wie ich sie hatte.“ Mit allem, was zum Landleben dazugehört. Von der Kita-Versorgung war sie angenehm überrascht: „Wir haben uns sehr früh um die Kindergartenplätze gekümmert, die örtliche Krippe ist von sieben bis 17 Uhr geöffnet, es gibt ein sehr gutes Kinderbetreuungsangebot.“

Die Owschlager wurden sanft an die neue Apothekerin gewöhnt. Und bei vielen Kunden gab es eine Überraschung: „Ich habe viele Schulkameraden getroffen, die ich seit zehn, 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte.“ So führt die Offizin Menschen zusammen. An das Gefühl „plötzlich Chefin“ zu sein, muss sich die 33-Jährige erst gewöhnen. Sie hat das gesamte Team ihres Vorgängers übernommen. „Alle haben mich super unterstützt und die Einarbeitung ist mir leicht gefallen.“

Während viele Apotheker jammern, einige schließen müssen und junge Pharmazeuten gleich gar nicht an eine eigene Apotheke denken, ist Ostermeyer positiv eingestellt. „Natürlich sehe ich die aktuelle politische Situation nicht ganz unkritisch, mache mir Gedanken, wie es weitergeht. Aber eine Landapotheke bietet gegenüber einer Stadtapotheke Vorteile, zum Beispiel ist die Hausarztpraxis direkt nebenan, die Zusammenarbeit ist freundschaftlich. Die Vorort-Apotheke wird immer ihre Daseinsberechtigung haben.“ Natürlich bestellten auch Owschlager schon mal im Internet. Aber grundsätzlich gehe sie gern in die Apotheke. Vor Ort. Zur Neuen.

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