Homöopathika

Lymphomyosot: Homöopathie mit L-Thyrox

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Berlin -

In der klassischen Homöopathie das passende Einzelmittel zu finden, gleicht einer großen Wissenschaft und erfordert viel Fachkenntnis. Die Nutzung von homöopathischen Komplexmitteln scheint weitaus einfacher zu sein. Die einzelnen Bestandteile sollten jedoch geprüft werden – liegt eine Allergie gegen einen Stoff oder eine Gegenanzeige bezüglich einer bestehenden Erkrankung vor, ist von dem Mittel abzuraten. Besonders Schilddrüsenpatienten sollten einen Augenmerk auf die Stoffliste haben. Im Fall Lymphomyosot sind zwei Inhaltsstoffe zu berücksichtigen, die eigentlich aus der Schulmedizin bekannt sind: Das den Lymphfluss unterstützende Mittel beinhaltet Levothyroxin und Ferrum jodatum.

Das Lymphsystem übernimmt als Teil des Immunsystems Filter- und Abwehrfunktionen. Die Lymphbahnen treffen in den Lymphknoten zusammen, hier wird die Lymphflüssigkeit von Bakterien, Viren und Zelltrümmern gereinigt. Bei einer Erkältung kann die Reinigung gestört sein – die Lymphknoten schwellen an. Um den Reinigungsprozess und den Fluss der Lymphe zu unterstützen, können natürliche Lymphdrainagen helfen. Das registrierte homöopathische Arzneimittel Lymphomyosot aus dem Hause Heel spricht verschiedene ausleitende Organe des Körpers an und soll ebenfalls lymphatische Ödeme und Lymphdrüsenschwellungen reduzieren.

Dabei macht sich Heel den stoffwechselanregenden Effekt von Levothyroxin zunutze. Das synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormon soll in der Potenz D12 laut Hersteller die Ausleitung regulieren. Es vermag die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, anzuregen und so einen verstärkten Harndrang zu verursachen. Der Hersteller gibt eine Kontraindikation für Schilddrüsenpatienten an: Es bestehe die Gefahr einer großen Nervosität und eines starken Schwitzens.

Levothyroxin wird schulmedizinisch bei einer Schilddrüsenunterfunktion substituiert. Es steigert den Energieumsatz und fördert die Bildung von Wärme. Das Prodrug muss erst in seinen Metaboliten T3 umgewandelt werden, der den Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel beeinflusst.

Ferrum jodatum D12 ist als dreiwertiges Eisen ein klassisches Mittel bei Drüsenerkrankungen. Jod wird ebenfalls bei einer Schilddrüsenunterfunktion eingesetzt, da es für die Bildung von Schilddrüsenhormonen benötigt wird.

Die verschieden Inhaltsstoffe setzen an unterschiedlichen Stellen im Körper an. Die potenzierten Wirkstoffe aus Winterschachtelhalm, Rubrechtskraut, Brunnenkresse, Stechlinde und gewöhnlichem Erdrauch wirken harntreibend, galleflussanregend, schweißtreibend und als Stärkungs- und „Blutreinigungsmittel“. Calcium phosphoricum und gelber Enzian wirken der körperlichen Schwäche entgegen, sollen Müdigkeit und Fieber lindern. Den Lymphknotenschwellungen sollen Ackervergißmeinnicht und Knotiger Braunwurz entgegenwirken.

Heel gehört mit einem Umsatz von 202 Millionen Euro zu den führenden Herstellern von Homöopathika weltweit. Der Großteil der Präparate wird am Firmensitz in Baden Baden hergestellt. Der Firmenname steht für „Herba est ex luce“: die Heilpflanze bezieht ihre Kraft aus dem Sonnenlicht. Seit 1977 gehört Heel zu 100 Prozent zum Imperium des BMW-Großaktionärs Stefan Quandt.

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